Uraufführung 19. April 2018
„Hurra, hurra, der Pumuckl ist endlich da“
„Hurra, hurra, der Pumuckl ist da“ – nicht im Fernsehen als x-te Wiederholung der schon legendären Kinderserie aus den 80er Jahren „Meister Eder und sein Pumuckl“. Und auch nicht in einer Schreinerwerkstatt in einem münchner Hinterhof treibt der rothaarige Kobold sein Unwesen. Seit gestern hat der sein Quartier am Gärtnerplatz gefunden und begeistert dort jung und alt. Auch der Schreiber dieser Zeilen fühlte sich an diese Abend in seine Jugend versetzt.
Als Auftragswerk des Staatstheaters am Gärtnerplatz haben der Komponist Franz Wittenbrink (Co-Orchesterarrangeur Mathias Weibrich) und die Autorin Anne X. Weber die von Ellis Kaut erfundene Geschichte in Musik gesetzt und den Text für ein passendes Libretto bearbeitet. Das Ergebnis dieser künstlerischen Zusammenarbeit heißt „PUMUCKL – Das Musical“ und erlebte gestern, 19. April 2018, im Gärtnerplatztheater seine Uraufführung.
Wer sich noch an den Fernsehpumuckl erinnern kann, hat sicher auch noch Erinnerungen an die Musik. Und das Pumuckl-Thema zitiert Wittenbrink auch in seinem neuen Musical immer wieder. Auch andere Melodien erkennt der aufmerksame Hörer selbst in ihren Verfremdungen wieder. Zuletzt erklingt sogar ein Kinderlied mit neuem Text. Das Orchester ist dafür zumeist witzig instrumentiert. Eine Zither ist zu hören, dunkles Blech erinnert an Bierzelte (wie ja auch die Partitur hörbar von beinahe echt bayrischer Folklore beeinflusst ist). Dazwischen hört man Anklänge an Bigband Jazz und Discosound. Eine bunte Stilmixtur, die das vom Kobold geschaffene Chaos untermalt und unterstreicht. Stimmfreundlich sind die Gesangspartien komponiert. So gemischt wie die Musikstile sind, ist auch der Sprachklang auf der Bühne; so, wie man auf den Straßen und in den Bierstuben Münchens kaum mehr ein originäres Idiom vernehmen kann, klingt es auch von der Bühne in allen erdenkbaren Sprachfärbungen.
Das Bühnenbild (Karl Fehringer und Judith Leikauf) dominiert eine stilisierte Silhouette von München; die Türme der Frauenkirche und des Rathauses erkennt auch der Gast aus Wien. Die Drehbühne ermöglicht einen schnellen Szenenwechsel von der Straße in die Schreinerei des Meister Eder, in eine Wirtsstube, in ein gräfliches Schloss und so weiter. Dazu passend die Kostüme von Tanja Hofmann; auch sie erinnern an die Fernsehzeit. Bemerkenswert und an dieser Stelle hervorzuheben sind die Leistungen der Bühnentechnik; die Verantwortlichen sollten im Programm eigentlich gemeinsam mit dem Leadingteam angeführt sein.
Aus dem Ensemble ragt naturgemäß der Pumuckl von Banjamin Oeser heraus. Voll Spielfreude und intensiver Beweglichkeit gibt er einen Kobold, der dem gezeichneten Original ein agiles Bühnenleben ermöglicht. Dass er auch singen kann, hat er in diversen Musicalproduktionen schon unter Beweis gestellt.
Kein Wunder, dass an diesem bayrischen Puck auch ein Meister Eder verzweifelt. Ferdinand Dörfler erinnert in dieser Rolle optisch an den unvergessenen Gustl Bayrhammer; die nahezu unlösbare Aufgabe, gegen dessen Mythos anzuspielen, meistert er aber bestmöglich und überzeugend. Hervorheben muss der Premierenbesucher auch den Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz (Einstudierung Verena Sarré) der in diesem Stück sein Können beweisen kann. Gratulation zur nicht nur stimmlichen Qualität dieser junge Menschen.
Pauschal erwähnen möchte ich das übrige Ensemble, aus dem mit Marianne Sägebrecht und Dagmar Hellberg zwei große Künstlerinnen und prominente Namen herausragen und die beiden sind sich auch für relativ kleine Partien nicht zu gut. Aber auch Angelika Sedlmaier, Susanne Seimel, Stefan Bischoff, Ulrike Dostal, Peter Neustifter, Frank Berg, Martin Hausberg, Maximilian Berling, Alexander Bambach, Thomas Hohenberger, Dirk Lüdemann und Stefan Thomas sind in ein pauschales Lob eingeschlossen. Ich hoffe, ich habe keinen der am Besetzungszettel angeführten Namen vergessen.
Andreas Kowalewitz leitete mit hörbarer Freude diese Uraufführung. Etwas weniger laut, jedenfalls an einigen Stellen, hätte diese Freude sicher nicht getrübt.
Fragt sich der Besucher der Uraufführung zu Beginn, ob ein mehr als zwei Stunden dauernder Theaterabend für Kinder nicht zu viel des Guten ist, wird der Beobachter bald eines Besseren belehrt. Begeistert folgen auch die Kleinsten, die das Original sicher nicht kennen, dem munteren Treiben auf der Bühne. Und dass auch nach der Pause kaum freie Plätze zu sehen waren, zeugt von der Qualität des Stückes, der Regie und der Ausstattung.
Bilder (c) Christian POGO Zach
Michael Koling 22.4.2018
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