Premiere: 19. September 2015, besuchte Vorstellung: 1. November 2015
Mozarts „Don Giovanni“ gehört zu den unverwüstlichen Hits des Opern-Repertoires. Kein Wunder also, dass auch die von Intendantin Barbara Schlingmann inszenierte Aufführung am Saarländischen Staatstheater beim Publikum gut ankommt, zumal die Regisseurin das Stück nicht auf den Kopf stellt und das Bühnenbild von Sabine Mader viel Abwechslung bietet.
Der Bühnenraum besteht aus verschiedenen Wänden, die von den zwei Ringen der neu installierten Saarbrückner Drehbühne in viele verschiedene Variationen angeordnet werden können. Im Zentrum steht ein Kubus mit aufgemaltem Theatervorhang, vor dem sich meistens der Adel trifft. Die Zerlina-Masetto-Szenen spielen vor einer Wand aus übereinander gefügten Baumschnitten.
Im Hintergrund blickt man auf der abschließenden Wand eine herbstliche Friedhofslandschaft. Wird diese Wand nach vorne an die Rampe gedreht, so sieht man eine riesige Spiegelfront, in der sich das Publikum auch selbst sieht. Die Anordnung der einzelnen Raumelemente sorgt zwar für viel Abwechslung, wirkt aber auch beliebig.
Die Personenführung von Dagmar Schlingmann ist sehr lebendig und turbulent: Don Giovanni ist hier ein junger und wilder Lebemann mit langen Harren, der sich selbst kaputt macht und trotzdem selbstbewusst von einer Szene in die nächste tänzelt. James Bobby sieht aus, als sei er einem Dickens-Roman entsprungen und gestaltet den Frauenheld mit beweglicher Stimme. Wenn er sich über die anderen Personen lustig macht, gewinnt die Figur auch an stimmlicher Schärfe.
Christoph Woo vom Theater Kiel gibt an diesem Nachmittag den Leporello als Einspringer und gefällt mit seinem leichten beweglichen Bass. Er verleiht der Rolle eine augenzwinkernde und humoristische Note.
Viel dramatisches Feuer bringt Yitian Luan als Donna Anna ein. Ihr merkt man die Zerrissenheit der Figur, die Don Ottavio anfangs dominiert und sich immer weiter von ihm distanziert, sehr gut an. Luan verfügt dazu über ein fein gestaltetes Piano, so dass sie die ganze Bandbreite ihrer Rolle überzeugend verkörpert.
Als Don Ottavio kann der von einer Erkältung genesene Carlos Moreno Pelizari den Glanz seiner Stimme noch nicht voll entfalten. Teresa Andrasi gefällt mit schönem lyrischen Sopran als Donna Elvira, gegen Ende der Oper geht ihr aber etwas die Puste aus. Mit jungen und frischen Stimmen singen Herdís Anna Jónasdóttir und Markus Jaursch Zerlina und Masetto. Einen düster sonoren Komtur singt Hiroshi Matsui.
Kapellmeister Christopher Ward lässt ebenso flott musizieren, wie auf der Bühne gespielt wird. Sein Mozart ist zupackend gestaltet und permanent in Fahrt. Das Saarländische Staatsorchester spielt die Einsätze aber nicht immer punktgenau.
Am Ende dieser Aufführung ist Don Giovanni zwar mit dem Bühnenbild in die Hölle gefahren, hat aber die Beziehungen ordentlich durcheinander gewürfelt: Donna Anna interessiert sich für Leporello, Ottavio für Elvira, lediglich Zerlina und Masetto haben fester zusammen gefunden.
Diese Aufführung erfindet „ Don Giovanni“ nicht neu, bietet aber drei unterhaltsame Stunden.
Rudolf Hermes 4.11.15
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