Saarbrücken: „Ein Maskenball“

Premiere: 13. Juni 2015, besuchte Vorstellung: 30. Oktober 2015

Schöne Bilder und eine starke Sängerbesetzung sind die Erfolgsgaranten des Saarbrückener Maskenballs in der Inszenierung von Tom Ryser. Im Staatstheater erlebte die Aufführung nun ihre Wiederaufnahme.

Die Bühnenbilder von Stefan Riekerhoff machen diese Aufführung zu einem optischen Genuss. Zentrales Element ist das monumentale Porträt des schwedischen Königs Gustav III., der das historische Vorbild der Oper liefert. Vor diesem steht nun Herrscher Riccardo (warum bleibt man in Saarbrücken nicht beim echten Namen des Königs?) in heutiger Kostümierung und fantasiert sich in die historische Geschehnisse hinein. Die Drehbühne lässt den Chor und die anderen Figuren des Stückes in den Raum hineinfahren und schon befinden wir uns in der Geschichte um Liebe und Eifersucht.

(c) P. Klier 

Regisseur Tom Ryser entwickelt eine unspektakuläre, aber solide Personenregie, die das Stück verständlich erzählt. Mit wenigen Veränderungen wird der sängerfreundliche geschlossenen Raum als Bühne genutzt: In der Ulrica-Szene klappt von oben ein Nachtbild mit Mond und Sternen hinein. Für die Szene am Galgen werden die Podeste hochgefahren, so dass sich die Verschwörer im Vordergrund mit Taschenlampen bewaffnet anschleichen können. Ein besonders starker Moment gelingt im letzten Bild, wenn sich der geschlossene Raum zu einem dunklen Ballsaal mit Sternenhimmel und Kronleuchter öffnet.

Kappellmeister Christopher Ward gestaltet die intimen Passagen mit viel Sinn für das Detail. In den dramatischen und leidenschaftlichen Szenen feuert er das Saarländische Staatsorchester zu knalligen Effekten an. Die Sänger führt er gut durch ihre Partien. Sopranistin Susanne Braunsteffer hat die Amelia bereits in erfolgreich in Dortmund gesungen und begeistert nun auch an der Saar. Ihre Stimme klingt hell und besitzt eine große dramatische Schlagkraft, mit der sie mühelos das Orchester übertrumpft.

Eine echte Entdeckung ist Andrea Shin als Riccardo. Der an der Staatsoper Hannover engagierte Tenor glänzt mit strahlendem Tenor. Immer wieder staunt man über die Schönheit und Farbigkeit seiner Töne, zumal man ihm gar keine Anstrengung ansieht oder –hört. Von diesem Sänger darf man noch einiges erwarten. Bariton James Bobby als Renato hat im ersten Akt wenige Möglichkeiten zu zeigen, dass seine Figur der beste Freund des Königs ist. Sehr stark sind dann aber die Szenen, in denen er die Untreue seiner Frau entdeckt und beschließt, zum Mörder am König zu werden. Da kann er seine Stimme voll strömen lassen.

Sopranistin Herdís Anna Jónasdóttir gefällt als Oscar mit funkelnd-leichter Koloraturstimme. Einen starken Auftritt als Ulrica hat Romina Boscolo vom hessischen Staatstheater Wiesbaden. Ihre volltönende, manchmal etwas röhrende Stimme, wirkt fast schon tenoral. Zudem besitzt sie die Körperspannung und Ausstrahlung einer Balletttänzerin, so dass ihr Auftritt sehr suggestiv gelingt.

Am Ende der Aufführung thront sie zwischen dem Streichquintett, das den tödlichen Maskenball musikalisch gestaltet. Der Regie-Einfall, dass die die Drahtzieherin der Geschehnisse und des Attentats ist, hätte aber szenisch noch stärker unterfüttert werden müssen.

Insgesamt gelingt dem Saarländischen Staatstheater mit dieser Produktion ein sehens- und hörenswerter „Maskenball“, für den es viel Beifall gibt.

Rudolf Hermes 3.11.15

Bilder siehe Erste Kritik unten!


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