Alte Oper Frankfurt am 03. Februar 2019
featuring Sol Gabetta (Cello)
Otto Nicolai
Ouvertüre zu „Die lustigen Weiber von Windsor“
Sir Edward Elgar
Cellokonzert e-Moll op. 85
Sergej Rachmaninow
Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27
Auf seinem letzten Abstecher seiner Deutschland Tournée gab das Royal Philharmonic Orchestra ein begeistert aufgenommenes Konzert in der Alten Oper Frankfurt. Das traditionsreiche Orchester, 1946 von dem berühmten Dirigenten Sir Thomas Beecham gegründet, zählt nach wie vor zu den besten Orchestern Englands.
Unter Leitung seines Gastdirigenten Lionel Bringuier begann es den Abend mit der Ouvertüre zu Otto Nicolais 1849 uraufgeführter komisch fantastischer Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“. Die Vorlage dieser Oper stammt von William Shakespeare, eine sinnige Brücke also zum gastierenden englischen Klangkörper. Ein gut gewählter Beginn, der bereits in allen Orchestergruppen die hohe Spielkunst dieses traditionsreichen Klangkörpers bewies. Bereits hier zeigte sich das exquisite Zusammenspiel dieses Parade-Orchesters. Perfektion an allen Pulten!
Im Mittelpunkt des Interesses stand die Solistin des Abends: die argentinische Cellistin Sol Gabetta. Die vielfach ausgezeichnete Musikerin hat auf der ganzen Welt mit den berühmtesten Orchestern musiziert und dazu viele CDs eingespielt.
Mit dem Cellokonzert von Sir Edward Elgar, uraufgeführt 1919, erlebte das Publikum Elgars Schwanengesang, das Ende einer Epoche, der Finalpunkt seines musikalischen Schaffens. Die berühmte Cellistin hat Elgars Meisterwerk bereits unzählige Male interpretiert und ist hörbar zutiefst mit ihm verbunden. Berückend die Balance zwischen Melancholie und warmer Kantabilität, die Gabetta fand, vor allem im Adagio des dritten Satzes. Ein tiefer sensibler Dialog mit dem hellwach agierenden Orchester. Dabei fehlte es ihr zu keinem Zeitpunkt an Intensität oder glutvoller Phrasierung. Dirigent Lionel Bringuier war ihr dabei stets ein einfühlsamer Partner, der sich nicht in den Vordergrund stellte. Elgars sanfte Melancholie in der feinen Lesart Gabettas verzückte hörbar das begeisterte Publikum. Am Ende wurde es mit einer zeitgenössischen Zugabe beschenkt, in welcher Gabetta zu den warmen Klängen ihres Cellos elfenartige Vokalisen beisteuerte. Beglückend!
Nach der Pause stand Dirigent Lionel Bringuier im Blickpunkt des Interesses. Mit der 2. Symphonie von Sergej Rachmaninow gab es eine ausgedehnte Symphonie zu erleben, die ein unendliches Farbspektrum vor dem Zuhörer auffächert.
Ursprünglich entstand die Symphonie in den Jahren 1906/07, als Rachmaninow länger in Dresden weilte. 1908 dirigierte er selbst seine Uraufführung in St. Petersburg. Seine 2. Symphonie ist seine beliebteste Symphonie. Die schwärmerischen, endlos anmutenden Streicherpassagen sind ein besonderes Erlebnis und erstaunen stets aufs Neue, wie gekonnt Rachmaninow seine musikalischen Ideen realisierte. Dazu immer wieder berückende Soli, wie z.B. in der Solo-Klarinette des dritten Satzes. Und schlussendlich knackige Schlagzeugeffekte im vierten Satz gestalten dieses Werk sehr publikumswirksam.
Lionel Bringuier, Cellist, Pianist und Dirigent, blickt bereits auf eine eindrucksreiche musikalische Laufbahn zurück, die ihn bereits durch die ganze Welt an die Pulte vieler Orchester führte. Zuletzt war er Chef des Tonhalle Orchesters Zürich, was für beide Seiten jedoch vorzeitig unfroh endete.
In Frankfurt stimmte erkennbar die Chemie zwischen ihm und dem Royal Philharmonic Orchestra! Herrlich opulent agierte der groß besetzte Streicherapparat, dabei immer wieder sensibel aufeinander reagierend. Selbst in den viele Fugato-Passagen war Transparenz und Durchhörbarkeit überzeugend realisiert. Der immer warme körperreiche Klang der viel geforderten Streicher war ein außergewöhnliches Hörerlebnis, dazu perfekt dynamisch abgestuft, so z.B. im Verklingen eines endlosen Pianissimos am Ende des dritten Satzes.
Dazu begeisterte besonders der Solo-Klarinettist mit endlosem Atem und feinem Legatogefühl. Weich und sauber in der Intonation musizierte das viel geforderte Blech: Hörner, Trompeten, Posaunen und Tuba intonierten präzise und sauber. Und ein Erlebnis für sich, war das viel geforderte Schlagzeug, welches vor allem den vierten Satz nachhaltig prägte. Bringuier traf dabei gut den kantablen Ton der Komposition, agierte in großen Spannungsbögen und wahrte souverän die Übersicht. So ließ er immer wieder berauschend ausmusizieren und sorgte dabei immer für die notwendige Durchhörbarkeit. Das geforderte Orchester begeisterte mit einer Perfektion der Königsklasse, wobei es zu keinem Zeitpunkt kalt klang, sondern immer wieder samtig, warm agierte.
In einer sympathischen Ansprache bedankte sich Lionel Bringuier beim Publikum. Mit einem fulminant dargebotenen Slawischen Tanz Nr. 8 von Antonin Dvorak verabschiedeten sich die großartigen Musiker von ihren Zuhörern.
Am Ende sehr viel Begeisterung für ein besonderes Konzerterlebnis in der nahezu ausverkauften Alten Oper.
Dirk Schauss 5.2.2019
c_Pro Arte_Paul Sklorz