Deutsche Oper am Rhein: Tops und Flops – „Bilanz der Saison 2022/23“

Nein, ein „Opernhaus des Jahres“ können wir nicht küren. Unsere Kritiker kommen zwar viel herum. Aber den Anspruch, einen repräsentativen Überblick über die Musiktheater im deutschsprachigen Raum zu haben, wird keine Einzelperson erheben können. Die meisten unserer Kritiker haben regionale Schwerpunkte, innerhalb derer sie sich oft sämtliche Produktionen eines Opernhauses ansehen. Daher sind sie in der Lage, eine seriöse, aber natürlich höchst subjektive Saisonbilanz für eine Region oder ein bestimmtes Haus zu ziehen. Heute blicken wir nach dem Staatstheater Meiningen auf die Deutsche Oper am Rhein. Weitere Bilanzen sollen folgen.


Beste Produktion:
Demis Volpis gut konzipiertes und spannend erzähltes „Krabat“-Ballett.

Größte Ballett-Enttäuschung:
Gil Harushs konfus-langweiliges Ballett „Don´t look at the jar“.

Größte Opern-Enttäuschung:
Die verwirrte Regie von Lorenzo Fioroni bei Jules Massenets „Herodiade

Entdeckung des Jahres:
Peter Tschaikowskys „Die Jungfrau von Orleans“;
Francesco Cileas „Adriana Lecouvreur“.

Beste Wiederaufnahmen:
Mozarts „Zauberflöte“ in der weltweit gespielten Inszenierung von Barrie Kosky und Suzanne Andrade kann man sich immer wieder anschauen.
Bei Michael Hampes „Le nozze di Figaro“ vergeht die Zeit wie im Flug, trotz fast vier Stunden Aufführungsdauer.
Insgesamt sind die Wiederaufnahmen alle bestens geprobt und hervorragend besetzt, als hätten sie gerade erst Premiere gehabt.

Beste Gesangsleistung:
Maria Kataeva in der Titelrolle von „Die Jungfrau von Orleans“.
Adela Zaharia in der Titelrolle von „Lucia di Lammermoor“.
Elena Sancho Pereg als Marie in „Die Regimentstochter“.

Nachwuchssänger des Jahres:
David Fischer, der sich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert hat. Für den Tamino ist seine Stimme langsam zu groß.

Bestes Dirigat:
Antonio Fogliani mit Donizettis „Regimentstochter“.

Beste Regie:
Bei den Opern-Premieren kann keine Produktion restlos begeistern. Am überzeugendsten gelingt Aron Stiehl die Regie von Moritz Eggerts Kinderoper „Iwein Löwenritter“.

Bestes Bühnenbild:
Katharina Schlips Sandsacklandschaft zu Demis Volpis „Krabat“-Ballett.
Donizettis „Regimentstochter“ in der Ausstattung des kolumbianischen Bildhauer Fernando Botero.

Beste Chorleistung:
Die beiden Grand Operas der Saison: Peter Tschaikowskys „Die Jungfrau von Orleans“ und Jules Massenets „Herodiade“.

Erfreuliche Aussichten:
Dass ab 2024 Bridget Breiner für mindestens fünf Jahre Chefchoreografin des Hauses wird. Bereits während ihrer sieben Jahre in Gelsenkirchen hat sie ihre Vielfalt und Stilsicherheit unter Beweis gestellt. Ob vertanzte Sinfonie oder Handlungsballett, ob Kinderballett oder Klassiker: Breiner überzeugte durchweg.


Die Bilanz zog Rudolf Hermes.