Als Weihnachtskonzert war heuer Gioachino Rossinis „kleine feierliche Messe“ angesetzt, die der Komponist 1863 geschrieben hat, und die somit zu seinen Péchés de vieillesse, seinen „Alterssünden“, zählt. Tatsächlich trug sie ihren Namen zunächst zurecht, denn sie entstand für eine Aufführung innerhalb häuslicher Dimensionen: Vier Solisten, acht Choristen, ein Klavier, von einem zweiten unterstützt, ein Harmonium. Die Uraufführung fand 1864 im neu errichteten Palais eines Bankiers statt, und wer in Paris zählte, war anwesend. In den ersten Monaten von 1867 nahm Rossini dann eine Orchestrierung dieser seiner sakralen, aber nicht liturgischen Komposition vor, da er befürchtete, ein Anderer könnte sie nach seinem Tod (der ein Jahr später erfolgte) orchestrieren.
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Am Pult stand Daniele Gatti, der mit der Saison 2026/27 Nachfolger von Riccardo Chailly wird, dessen Vertrag in zwei Jahren endet. Es gelang Gatti, mit dem Orchester und Chor des Hauses (dieser wieder von Alberto Malazzi vorzüglich einstudiert) die feierliche Stimmung zu schaffen, die dem Komponisten vorgeschwebt sein mag. Allerdings standen ihm auch ausgezeichnete Solisten zur Verfügung: Mariangela Sicilia interpretierte mit leuchtender Stimme und großer Innigkeit den Sopranpart und Vasilisa Berzhanskaya erfüllte die wunderschönen Phrasen, die Rossini für sein Lieblingsstimmfach, den Mezzosopran, geschrieben hatte, mit prallem Leben. Yijie Shi aus China, aber in Italien ausgebildet, gefiel mit hellem, rundem Tenor und viel Stilgefühl, über das auch Michele Pertusi mit seinem gepflegten, weiterhin intakten Bass im Übermaß verfügte.
Am Schluss von eineinhalb Stunden, in denen die Musik zu der für die Weihnachtszeit wünschenswerten Besinnlichkeit einlud, gab es viel Applaus und für Gatti Ovationen.
Eva Pleus, 30. Dezember 2024
Petite messe solennelle
Gioachino Rossini
Teatro alla Scala
21. Dezember 2024
Musikalische Leitung: Daniele Gatti
Orchestra e Coro del Teatro alla Scala