Gelungener Einstand der neuen Intendanz

Seit 32 Jahren gibt es nun schon die Oper Klosterneuburg, die im akustisch recht guten und vor allem die Theatralik jeder Oper verstärkenden Kaiserhof des Stiftes Klosterneuburg die verschiedensten Opern aufführt. In diesem Jahr übernahm Peter Edelmann die Intendanz und wählte mit der „Tosca“ von Giacomo Puccini sicher ein Stück aus, bei dem nichts schief gehen kann, das aber auch noch nie hier aufgeführt wurde. Und es wurde eine sehr gute Premiere vor wohl ausverkauftem Haus mit viel Prominenz aus – vor allem ehemaliger – Politik und der Kulturszene. Auch Altbundeskanzler Wolfgang Schüssel und Harald Serafim waren da!
Leonard Prinsloo inszenierte den Verismo-Reißer im Bühnenbild von Hans Kudlich aus Wien und mit weitgehend passenden Kostümen von Karin Fritz. Er gestaltete einen dreieckigen Raum auf der großen Bühne, der von zwei aufeinander zulaufenden gewaltigen dunkelgrünen Viadukten, wie man sie – mit den entsprechenden Bögen – aus der Römerzeit kennt. Die Bögen ermöglichen theatralisch wirksame Auf- und Abgänge, so das Eintreten Scarpias mit seinen Schergen in die Szene im 1. Akt. Das Bühnenbild ließ sich auch sehr gut über die drei Akte in zwei Pausen variieren. Prinsloo legte sehr viel Wert auf sorgfältige Personenregie, sodass die Sängerdarsteller ihre jeweiligen Charaktere eindrucksvoll zum Ausdruck bringen konnten, in bisweilen hochemotionalen Auseinandersetzungen untereinander, wobei natürlich der 2. Akt zwischen Scarpia und Tosca hervorragte.


Die Italienerin Federica Vitali als attraktive Tosca und der Rumäne Serban Vasile als Baron Scarpia waren zudem stimmlich in Topform und machten somit die große Szene des 2. Akts zum Höhepunkt des Dramas. Vitali überzeugte durch einen klangvollen und bestens geführten Sopran, auch mit einer exzellent gesungenen Arie „Vissi d’arte, vissi d’amore…“. Serban Vasile verkörperte einen jungen draufgängerischen Scarpia, der gradlinig und brutal an sein Ziel kommen will und dabei einen ebenfalls wohlklingenden Bariton hören lässt. Der Mord wird nach diesen Exzessen nachvollziehbar spektakulär: Erst rammt Tosca ihm das Messer in den Rücken. Wenn er dann auf dem Tisch niedersinkt, gibt sie nochmal drei Stiche in den Bauch, bis das weiße Hemd blutrot wird. So sieht man das eher selten, aber es war eben recht veristisch! Man wartete unwillkürlich gespannt auf den Moment, dass Vasile sich nach Aktschluss im Dunkel wieder erhob… Der Mexikaner Fabián Lara konnte zwar gesanglich mit einem höhensicheren Tenor überzeugen. Es mangelte ihm aber an Charisma und darstellerischer Intensität, um mit den beiden auf Augenhöhe agieren zu können. So wurde diese „Tosca“ in erster Linie ein Drama zwischen der Diva und Scarpia. Im Finale steht sie hoch oben auf dem Viadukt, singt ihr „O Scarpia, avanti a dio!“ und springt – scheinbar, aber sehr effektvoll – in die Tiefe des Kaiserhofes, ein ebenso dramatisches Ende!
Karl Huml gab einen kraftvollen und von schlimmer Tortur mit Häftlingsnummer gezeichneten Angelotti. Horst Lamnek war ein umtriebiger, etwas komischer Messner. Valentino Blasina sang einen guten Spoletta, Kirill Sysoev den Sciarrino und Magnus Gudmundsson ein guter Schließer. Der Hirtenjunge Alexandru Dorobantu trat sogar auf, und das Blut des Mordes von der Bühne zu wischen… Er sang dabei sehr melancholisch. Der „Chor operklosterneuburg“ unter der Leitung von Michael Schneider war ein großer Pluspunkt der Aufführung. Das in Verbindung mit der eintretenden Dämmerung gute getimte Licht steuerte Lukas Siman bei.

Francesco Cilluffo dirigierte die Beethoven Philharmonie fast etwas zurückhaltend, sodass sie mit den Stimmen auf der Bühne, die nicht so schwer waren, wie man es von großen Häusern her gewohnt ist, bestens harmonierte. Gleichwohl konnte er die Dramatik des Stückes mit den Musikern sehr gut darstellen. Ein gelungener Einstand für die neue Intendanz und eine Produktion, die sicher noch viele Wiener und weitere Österreicher sowie Ausländer anziehen wird und sollte. Aufführungen noch bis zum 2. August 2025.
Klaus Billand, 12. Juli 2025
Tosca
Giacomo Puccini
Besuchte Aufführung am 5. Juli 2025
Premiere am 5. Juli 2025
Inszenierung: Leonard Prinsloo
Musikalische Leitung: Francesco Cilluffo
Beethoven Philharmonie