Franz Schubert
am 31. Januar 2018
Franz Schubert beendete seine Oper Fierabras im Jahr 1824. Nach dem Misserfolg der Uraufführung in der Wiener Hofoper von Carl Maria von Webers Euryanthe am 25. Oktober 1823 wurde der für Anfang 1824 bereits angekündigte Fierabras abgesagt. Die szenische Uraufführung unter Felix Mottl war daher erst 75 Jahre später, am 9. Februar 1897, aus Anlass des hundertsten Geburtstages des Komponisten im großherzoglichen Hoftheater Karlsruhe zu sehen und hören.
Fierabras ist ein Werk, welches sich eigentlich für eine konzertante Wiedergabe anbietet. Hier könnte man auch die unnötigen banalen Rezitative (ohne Musik) weglassen. Die Handlung ist kärglich, nicht leicht verständlich und uninteressant, die Texte des Librettos mögen der Entstehungszeit angemessen sein, für heutige Begriffe ist das intellektuelle Niveau ungenügend und banal. Die Musik Schuberts dagegen ist komplex und, am Entstehungsjahr gemessen sehr modern gesetzt. Vielleicht wäre als Librettist Heinrich Heine (*1797) geeigneter gewesen. Vielleicht wären dann Texte wie aus Heines Buch der Lieder in Franz Schuberts Schwanengesang (D 957) entstanden.
Das Berner Symphonieorchester unter der Stabführung seines Chefdirigenten Mario Venzago interpretierte Schuberts Komposition makellos mit Emotion und professionellem Einsatz. Venzago hat mit seinem Dirigat den angekündigten Ausfall von acht Chorsängern berücksichtigt und auch für die Partie des indisponierten Hauptdarstellers Fierabras (Andries Cloete) die Lautstärke angepasst.
Das Bühnenbild, entworfen von Silvia Merlo und Ulf Stengl, ermöglichte ohne Umbaupausen ganz unterschiedliche Perspektiven. Die Kostüme, gezeichnet von Lydia Kirchleitner sind zeitlos und der Produktion angepasst.
Nach den Inszenierungen, welche ich von Elmar Goerden sehen durfte, war ich auf seine Auffassung der schwierig zu inszenierenden Oper Schuberts gespannt. Trotz seiner Bemühung um mehr Handlung, mehr Action, blieb das Spiel der ProtagonistInnen auf der Bühne flach und uninteressant. Hilfloses Treppensteigen eines überalterten Königs, peinliche Hinweise auf das Jus primae noctis, ein immer wieder erscheinender Harfen-Rollkoffer und anderes mehr reichen einfach nicht aus, um Mängel in der Dramaturgie auszugleichen.
Wieso die beiden Herrscher in einer heroischen Oper, König Karl (Kai Wegner) und König Boland (Young Kwon) so greisenhaft, hinfällig dargestellt werden mussten, entzieht sich meine Kenntnis. Die Personenführung war für meine Begriffe nicht zielführend und der Handlung, respektive Nichthandlung, auch nicht angepasst. Gesamthaft gesehen muss ich bemerken, dass Fierabras in Bern nicht zu den besten Arbeiten Elmar Goerdens gehört.
Herausragend aus der gesamthaft sängerisch eher mageren Leistung war Todd Boyce als Roland. Er schloss nahtlos an seine Darstellungen in Cosi fan tutte und La Bohème hier im Konzerttheater Bern an. Für Young Kwon und Evgenia Grekova kann ich dies leider nicht schreiben. Ihre sängerischen Qualitäten in Fierabras entsprachen bei weitem nicht dem was ich in Boheme hören durfte.
Andries Cloete als Fierabras zu beurteilen ist nicht möglich, da er doch sehr stark indisponiert war. Viele Sänger hätten unter diesen Umständen, zu Recht übrigens, abgesagt. Bravo und Danke! Ich habe alle anderen Sänger und Sängerinnen in anderen Rolle gehört. Alle waren als KünstlerInnen wesentlich überzeugender als heute Abend in Fierabras.
Die Produktion von Fierabras braucht Mut und diesen hat das Konzerttheater Bern gehabt.
Der Schlussapplaus des Publikums war eher verhalten. Vielleicht war der Zugang zu Schuberts Werk der zu schwierig, die Erwartung an Schubert zu unterschiedlich vom Gehörten und gesehenen.
Peter Heuberger 2.2.2019
Fotos © Tanja Dorendorf