Frankfurt, Konzert: „Academy of St. Martin in the Fields“, Adam Fischer

Am 15. Januar 2024 versammelte sich ein begeistertes Publikum im großen Saal der Alten Oper Frankfurt, um ein außergewöhnliches Konzert der Academy of St Martin in the Fields unter der Leitung von Adam Fischer zu erleben. Das renommierte englische Orchester, seit der Gründung durch Sir Neville Marriner eine feste Größe in der internationalen Musikszene, beeindruckte einmal mehr mit seinem herausragenden musikalischen Können. Als besondere Solistin glänzte die hinreißende Pianistin Beatrice Rana mit gleich zwei Klavierkonzerten.

(c) Benjamin Ealovega

Das Konzert begann mit Felix Mendelssohns Ouvertüre zu „Ein Sommernachtstraum“ Op. 21, einem Werk, das die Leichtigkeit und die märchenhafte Atmosphäre des berühmten Shakespeare-Stücks einfängt. Kaum zu glauben, dass Mendelssohn dieses Meisterwerk im frühen Alter von 17 Jahren komponierte. Es ist eine gelungene Umsetzung von Shakespeares Komödie und zeugt von Mendelssohns außergewöhnlichem musikalischem Talent. Die lebendige Instrumentation und die subtile Verwendung des Scherzos machen dieses Werk zu einem Höhepunkt der romantischen Ouvertürenliteratur. Die Academy of St Martin in the Fields unter Adam Fischers Leitung interpretierte diese Ouvertüre mit besonderer Klarheit und feiner Präzision, wobei die feinen Nuancen der Streichergruppe besonders hervorstachen. Auch die Tutti-Einwürfe gelangen fabelhaft und rhythmisch pointiert. Fischer, der große Opernkapellmeister, zeigte in den Kontrasten seinen treffsicheren Instinkt für deftige Effekte, sodass gerade die Passagen der Handwerker überaus plastisch gerieten.

Als Nächstes trat die herausragende Pianistin Beatrice Rana auf die Bühne, um Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 in d-Moll KV 466 zu präsentieren. Dieses Klavierkonzert wurde von Mozart im Jahr 1785 komponiert und ist eines seiner bedeutendsten Werke in diesem Genre. Die düstere Tonart d-Moll verleiht dem Konzert eine besondere emotionale Tiefe. Die markante Einbindung des Klaviers als gleichberechtigter Partner des Orchesters und die melancholischen Themen machen dieses Werk zu einem Höhepunkt der Wiener Klassik. Beatrice Rana spielte es mit beeindruckender technischer Finesse. Ihre Finger glitten mühelos über die Tasten, während sie gleichzeitig eine tiefe emotionale Verbindung zu jedem Ton herstellte. Ranas Klavierspiel vereinte perfekte Technik, hochsensible Phrasierung und einen wunderbaren Tastenanschlag zu einer fesselnden Darbietung. Die beiden Kadenzen waren besondere Momente in den Händen der fabelhaften Künstlerin. Intensive Dialoge ergaben sich zwischen linker und rechter Hand, als würden sie gerade im Moment entstehen. Feine Rubati und eine vorzügliche Kantabilität prägten ihren Vortrag nachhaltig. Dabei war sie stets im intensiven Dialog mit dem Orchester und dem sie auf Händen tragenden Dirigenten Adam Fischer. Die Interaktion und die Klangschönheit des Orchesters waren vortrefflich. Das Publikum reagierte begeistert.

(c) Simonn Fowler

Nach dem beeindruckenden Auftritt von Beatrice Rana setzte die musikalische Reise sich mit Mendelssohns Klavierkonzert Nr. 1 in g-Moll Op. 25 fort, welches nicht oft in den Konzertsälen anzutreffen ist. Dieses erste Klavierkonzert des Komponisten, im Jahr 1831 entstanden, präsentiert sich als ein lebhaftes und virtuoses Werk mit drei charakteristischen Sätzen. Im ersten Satz beeindruckte Beatrice Rana mit einer mitreißenden Interpretation. Ihr Spiel war bestimmt von energischer Lebendigkeit und kraftvollem Ausdruck. Die schnellen Läufe und virtuosen Passagen wurden von Rana mit beeindruckender Technik gemeistert, während sie gleichzeitig die melodischen Linien mitreißend gestaltete. Der Dialog mit dem Orchester war hier besonders intensiv, und Ranas pianistischer Glanz kam in vollem Umfang zur Geltung. Im zweiten Satz, einem kurzen Andante, zeigte Beatrice Rana ihre vielseitige Interpretationsfähigkeit. Ihr Spiel wurde von einer sanften, lyrischen Qualität getragen, die die zarten und emotionalen Seiten des Werks hervorhob. Die langen Phrasen wurden von Rana kantabel phrasiert, wobei sie eine bemerkenswerte Kontrolle über Dynamik und Ausdruck zeigte. Die subtile Interaktion zwischen Solistin und Orchester schuf eine intime Atmosphäre, die das Publikum in die emotionale Tiefe des Werks eintauchen ließ. Besonders zu loben ist hier das sonore Spiel der Cello-Gruppe, welche für Rana ein edles Fundament legte. Das finale Presto wurde von Beatrice Rana mit lebhafter Energie und brillanter Virtuosität dargeboten. Die schnellen Tempi und die spielerischen Elemente des Satzes wurden von ihr mit Leichtigkeit gemeistert, wobei sie eine beeindruckende Präzision und Agilität demonstrierte. Die orchestrale Begleitung unter der Leitung von Adam Fischer trug dazu bei, die lebhafte Atmosphäre zu verstärken, und die perfekte Abstimmung zwischen Solistin und Orchester verlieh dem Finale des Konzerts eine mitreißende Dynamik. Im Orchestervortrag brillierte die Academy of St Martin in the Fields erneut unter der einfühlsamen Leitung von Adam Fischer, der mit seinem tiefen Verständnis für die Wiener Klassik und sein feinfühliges Dirigat das Orchester zu Höchstleistungen anspornte. Die dynamische Bandbreite, die Fischer dem Orchester entlockte, trugen maßgeblich zur Gesamtwirkung des Konzerts bei. Abermals Jubel, der von Rana mit einer Zugabe bedankt wurde.

Das Finale des Abends wurde von Mozarts Sinfonie Nr. 41 in C-Dur KV 551, liebevoll als „Jupiter-Sinfonie“ bekannt, gebildet. Diese letzte Sinfonie des großen Komponisten entstand im Jahr 1788 und beeindruckt durch ihre majestätische Größe, ihre komplexe Struktur sowie die virtuose Verwendung des Kontrapunktes. Der Name „Jupiter“ wurde später diesem Werk zugeordnet, betont dabei die königliche Pracht und Erhabenheit, die in jeder Note mitschwingt. Der erste Satz wurde von der Academy of St Martin in the Fields mit sprühender Energie und großer Lebendigkeit vorgetragen. Die Musikerinnen und Musiker schafften es, die lebhaften Passagen mit beeindruckender Pracht zu gestalten und zugleich die Dynamik des Stückes auf faszinierende Weise zu vermitteln. Im Andante des zweiten Satzes offenbarte sich eine andere Facette der Jupiter-Sinfonie. Hier brillierte die Academy of St Martin in the Fields mit einer bemerkenswerten Klarheit und einem gefühlvollen Ausdruck. Adam Fischer führte das Orchester durch die melodischen Abschnitte mit einer anmutigen Leichtigkeit, die die Schönheit berührend exponierte. Mit verspielter Eleganz wurde der dritte Satz von der Academy of St Martin in the Fields vorgetragen. Adam Fischer lenkte das Orchester durch die tänzerischen Elemente des Menuetts mit feiner rhythmischer Geste. Das Orchester vermochte es so, das Allegretto mit einem charmanten Schwung zu durchziehen, was dem Vortrag eine erfrischende Lebendigkeit verlieh. Das Finale krönte den musikalischen Abend mit einer eindrucksvollen Demonstration von Können und Virtuosität. Die Academy of St Martin in the Fields unter der vorbildlichen Leitung von Adam Fischer bewältigte die herausfordernden Passagen mit atemberaubender Präzision und Leidenschaft. Die explosiven Momente wurden mit mitreißender Intensität dargeboten, während die Struktur und die klanglichen Feinheiten dieser Sinfonie in vollem Glanz erstrahlten. Das Publikum konnte sich von der feurigen Dynamik und der überragenden Ausführung mitreißen lassen, was diesem beeindruckenden Konzertabend einen besonderen Höhepunkt verlieh. Das Publikum belohnte den Vortrag mit intensivem Applaus. Ganz sanft ließen Adam Fischer und die Academy of St Martin in the Fields mit dem zugegebenen, bekannten Air von J.S. Bach den Abend ausklingen.

Dirk Schauß, 16. Januar 2024


Konzert in der Alten Oper Frankfurt am 15. Januar 2024
Beatrice Rana, Klavier

Adam Fischer, Leitung
Academy of St. Martin in the Fields