Besuchtes Konzert am 04. März 2019, Alte Oper Frankfurt
Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Eiji Oue (Leitung), Sabine Meyer (Klarinette)
John Adams (*1947)
The Chairman Dances Foxtrott for Orchestra
Aaron Copland (1900-1990)
Konzert für Klarinette und Orchester
George Gershwin (1889-1937)
Three Preludes für Klarinette und Orchester
Erich Wolfgang Korngold (1897-1957)
Musik zum Film The Sea Hawk (Der Herr der sieben Meere)
Leonard Bernstein (1918-1990)
Divertimento for Orchestra
Unkonventionelles aus Übersee
Ein buntes Programm mit reichlich Musik fast ausschließlich aus amerikanischer Herkunft bot das Museumskonzert am 04. März in der Alten Opern Frankfurt.
Am Beginn spielte das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter Leitung von Eiji Oue, der den erkrankten Sebastian Weigle ersetzte, eine Tanzauswahl (aus dem Jahr 1985) aus der Oper „Nixon in China“ von John Adams. Pointiert arbeitete Oue die Rhythmik und Farbigkeit dieser zumeist ostinaten und doch eingängigen Musik mit dem animiert mitgehenden Orchester heraus.
Als Solistin des Abends präsentierte sich die großartige Klarinettistin Sabine Meyer. Zu hören war das eher selten anzutreffende Klarinettenkonzert von Aaron Copland. Diese Komposition wurde 1947 von dem berühmten Jazz Musiker Benny Goodman in Auftrag gegeben. Copland arrangierte seine Komposition für Streicher, Harfe und Klavier. Das aus zwei Sätzen bestehende Werk zeigt im ersten Satz immer wieder Kantilenen, die schmerzlich anmuten. Im beschließenden zweiten Satz gibt es zahlreiche Jazz-Anklänge, die in einer ausgiebigen C-Dur Coda münden.
Das Konzert war in seiner Erstfassung derart mit Schwierigkeiten gespickt, so dass Goodman mit der Uraufführung zögerte. Erst als Copland einige Erleichterungen realisierte, war der Weg geebnet für die Ur-Aufführung am 06. November 1950.
Sabine Meyer zeigte einmal mehr ihr großes Können, ihre souveräne technische Meisterschaft, ihr untrügliches Rhythmusgefühl und dazu ihre außerordentliche Musikalität. Dazu immer wieder ein tiefes Eintauchen in die Emotionalität der kantablen Phrasierungen. Oue begleitete einfühlsam und als wacher Impulsgeber.
Von Copland ging es dann zurück zu George Gershwin. Seine „Three Preludes“ waren ursprünglich reine Klavierkompositionen. Ähnlich wie bei Adams dominiert hier der Tanz, zunächst ein Charleston, dann ein Blues und zuletzt ein Foxtrott. Jazz-Elemente auch hier, farbige Modulationen und erweiterte Harmonik bestimmen den Höreindruck. Sabine Meyer und Eiji Oue hatten hörbar viel Freude an diesen herrlichen Kompositionen, die das Publikum widerspiegelte. Sabine Meyer dankte mit einer kurzen virtuosen Zugabe.
Von Gershwin war der Weg nach Hollywood nicht weit. Erich Wolfgang Korngold, war in den 1930 Jahren d e r Filmmusiker Hollywoods, nachdem er vor seiner Emigration in Europa mit seinen Opern (Die Tote Stadt und Violanta) für Furore sorgte.
Zu hören war die Filmmusik aus „The Sea Hawk“ (Der Herr der sieben Meere). Korngolds Musik ist in seiner melodischen Vielfalt und der extremen Farbigkeit seiner Musik sofort als Korngold zu erkennen. Diese eingängige Musik bietet einem Orchester große Möglichkeiten, alle Facetten zu zeigen. Und das Frankfurter Opern- und Museumsorchester ließ keine Nuance ungenutzt, musizierte hörbar begeistert in seiner Spielfreude und blieb den enormen Ansprüchen der Partitur nichts schuldig. So klang Hollywood in den 1930iger Jahren! Süße, üppige Streicherkantilenen, viel Schlagzeug und immer wieder große Bläserentladungen. Hier und da waren sogar Reminiszenzen aus Korngolds Opern Welterfolg „Die Tote Stadt“ zu bestaunen.
Beschlossen wurde das Konzert mit dem Divertimento von Leonard Bernstein, der auch ein großer Verehrer von Aaron Copland war. Dessen Einflüsse sind in Bernsteins Komposition erlebbar.
Die 1980 in Auftrag gegebene Komposition ist ein üppiges Geburtstags-Ständchen zur 100 Jahr-Feier des Boston Symphonieorchesters. Gleichzeitig eine Hommage auch an Boston selbst, in welcher Bernstein aufwuchs.
Die Komposition besteht aus acht eher kurzen Sätzen, die eine große Bandbreite musikalischer Stile umfasst. Symphonisches und Populär-Musikalisches wechseln sich ab. Das Orchester ist auch hier wieder stark in seiner Flexibilität gefordert.
Insgesamt war es beeindruckend zu erleben, wie gut und authentisch sich das Frankfurter Opern- und Museumsorchester an diesem Konzertabend in das fremde Repertoire einhörte. Eiji Oue, von Leonard Bernstein sehr gefördert, zeigte sich sehr zu Hause bei dessen Werk. Er dirigierte mit viel Verve und Groove, mitunter etwas zu selbstverliebt sein fabelhaftes Orchester.
Ein Konzertabend also mit deutlichem Seltenheitswert, der hörbar Anklang beim zahlreichen Publikum fand.
Dirk Schauss 5.3.2019