Bayreuth: Neues vom „Ring“ und Altes von der Klimaanlage

Zum Presseempfang der Festspiele 2019

Die schlechte Nachricht zuerst: Auch 2019 darf der Besucher nicht damit rechnen, ein angenehm klimatisiertes Festspielhaus mit 20 biss 22 Grad Raumtemperatur zu betreten – das lässt der unter Denkmalschutz stehende Bau und dessen Akustik einfach nicht zu. Die gute Nachricht: Wir wissen jetzt, wer 2020 den nächsten „Ring“ inszeniert. Es wird kein Team von vier Frauen sein, auch die Festspielleiterin Katharina Wagner wird keine Hand an den nächsten „Ring“ legen (wie schon in der Presselandschaft geraunt wurde). Der nächste Regisseur der Tetralogie heißt Valentin Schwarz; 2017 gewann der junge Mann zusammen mit dem Bühnenbildner Andreas Cozzi, der auch in Bayreuth dabei sein wird, mit dem Konzept zu „Don Pasquale“ (Montpellier 2019) den ersten Preis des renommierten „Ring Award“. Am Pult wird Pietari Inkinen stehen, der als Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken, des Japan Philharmonic Orchestra und anderer Ensembles bekannt wurde. Neben dem „Ring“ wird es wiederum eine Aufführung von Beethovens 9. Symphonie geben.

Erfuhr man beim Pressempfang der Festspiele auch Relevantes über den neuen „Tannhäuser“? Man hielt sich bedeckt; Katharina Wagner lobte die Arbeit Tobias Kratzers als „extrem spannende und witzige Neuinszenierung“. In der Generalprobe, so die Chefin, wurde schon mal herzhaft gelacht. Man bleibt, fassungsmäßig, beim Alten, genauer: bei der alten, nämlich der „Dresdner Fassung“ des Werks, nur wird es diesmal – „aus dramaturgischen Gründen“ – zwischen dem 1. und 2. Akt ein Intermezzo an der „Gegenspielstätte“ des „Tümpels“ (O-Ton Kratzer) des Festspielparks geben: auch für die, die keine Karten für die Vorstellung besitzen. Hier wird man Personen spielen sehen, die nicht auf dem Besetzungszettel des „Tannhäuser“ stehen, während Venus diesmal auch im 2. Akt dabei sein wird. Wird Bayreuth – wie in Herheims „Parsifal“-Inszenierung oder den laufenden „Meistersingern“ – auf der Bühne sichtbar? „Das Besondere des Orts“, so der sichtlich gut aufgelegte Regisseur, „wird in der Inszenierung aufgenommen“. Mit dem Dirigenten Valery Gergiev, der mindestens alle Orchesterproben leitete, gab es übrigens eine „inhaltlich ersprießliche Zusammenarbeit“, wie Kratzer sagte. Was heisst: Er musste aufgrund von eventuellen musikalischen Problemen keine Person auch nur einen Millimeter an eine andere Stelle rücken.

Neben der Neuinszenierung steht die nunmehr dritte „Diskurs“-Reihe auf dem Programm. Zum 150. Geburtstag Siegfried Wagners wird im ehemaligen Reichshof-Kino das Zweipersonenstück „Siegfried“ aus der Taufe gehoben: „Wir wollten ihn als einen mächtigen Magier darstellen“, sagte Feridun Zaimoglu, einer der Autoren des Theaterstücks. Ebenso neu, zumindest für Bayreuther Ohren, werden die Werke von John Cage und Pierre Boulez, auch von Rossini sein, die in den Diskurs-Konzerten in Wahnfried das musikalische Spektrum der Festspielzeit vergrößern.

Ebenso neu sind die fast unsichtbaren und doch relevanten Veränderungen am Festspielhaus. Der Geschäftsführende Direktor der Bayreuther Festspiele GmbH, Holger von Berg, konnte die Vollendung des Bauabschnitts III, den Einbau von Fluchwegen und Brandschutztüren und die Unterbietung der Baukosten in Höhe von 1 Million Euro verkünden – und eine Neuerung: die tagesaktuelle Ausgabe von Hörplatzkarten. Wer sich früh anstellt, kann also ab 14.00 für die jeweilige Tagesvorstellung preiswerte Karten erwerben.

Nur die Klimaanlage wird die alte bleiben. Man wird also auch weiterhin im Festspielhaus schwitzen: für die Kunst.

Frank Piontek, 24.7.2019

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