Essen: „Der Karneval in Rom“ (konzertant), Johann Strauss

Johann Strauss hat zwar eine Fülle von Bühnenwerken komponiert, auf den Bühnen gehalten haben sich aber nur wenige Werke. Da ist es erfreulich, dass man aus Anlass seines 200. Geburtstag auch mal ein unbekanntes Stück kennenlernen kann. „Der Karneval in Rom“ wird Essen konzertant gespielt, ein besonderes Bonbon ist aber, dass Puppenspieler Nikolaus Habajan mit Handpuppe als Musikwissenschaftler Professor Julius Bienenzeisel durch die Operette führt. Im Ruhrgebiet kennt man ihn durch seine Dortmunder Inszenierungen wie „Tosca“, „Zauberflöte“ und „Orpheus in der Unterwelt“.

© Volker Wiciok

Bei einer szenischen Aufführung würde dieses Stück einiges für das Auge bieten, beginnt die Geschichte doch in einem Alpendorf, wo Marie dem Maler Arthur Bryk hinterhertrauert, in den sie sich verliebt hat, als er in ihrem Dorf auf der Reise nach Rom Station gemacht hat. Durch zwei andere Maler, die zu Arthur nach Rom reisen, beschließt sie ihm zu folgen. In Rom verkleidet sich Marie aber als Junge Peppino, der bei Artur in die Lehre geht. In einem weiteren Handlungsstrang verliebt sich Arthur in die Gräfin Falconi, deren Liebesleben durch ihren eifersüchtigen Ehemann erschwert wird. Das Atelier des Malers, römische Plätze und Gärten wären bei einer Inszenierung die Schauplätze der Handlung.

Nikolaus Habajan führt als kauziger Musikwissenschaftler tempo- und pointenreich durch die Handlung. Bereits am Anfang beruhigt er das Publikum: „Keine Angst, es gibt kein Regietheater. Es ist ja nur konzertant. So ist es auch viel billiger!“ Den Verlauf der Geschichte reduziert er zwischendurch auf die Schlagwörter „Amor gegen Jesus“.

© Volker Wiciok

Die Musik von Johann Strauß reicht nicht an die ein Jahr später entstandene „Fledermaus“ oder an den „Zigeunerbaron“ heran, ist aber auch nicht schlechter als „Eine Nacht in Venedig“. Die Gefühle der Figuren, die Stimmung der Ensembles und großen Chöre werden bestens und mit viel Lokalkolorit getroffen. Außerdem hält diese Musik, die den Geist der komischen Opern Donizettis atmet und in den lyrischen Szenen auch viel Belkanto bietet, für die Solisten großartige Gesangsnummern bereit. Am Pult der Essener Philharmoniker steht Guido Mancusi, der den Sänger ein guter Begleiter ist, die beschwingte Leichtigkeit der Partitur betont, in den reinen Orchesterstücken aber auch zackig aufspielen lässt.

Die Rolle der Marie, die in Rom um die Liebe ihres Malers kämpft wird von Lisa Wittig selbstbewusst und gefühlvoll gesungen. Sowohl die komödiantisch beschwingten wie die lyrischen Momente gestaltet sie mit viel stimmlichem Einsatz. Tenoral auftrumpfen kann Aljoscha Lennert als Maler Arthur Bryk. Als koloraturfreudige Gäfin Falconi überzeugt Natalia Labourdette. Sehr durchsetzungsfähig und genau in der Deklamation zeigt sich auch Mykhailo Kushlyk als ihr gräflicher Ehemann. Vervollständigt wird das Ensemble durch Robin Grunwald und Tobias Greenhalgh als gutgelaunter Malerfreunde.

© Volker Wiciok

Insgesamt ist hier ein hörenswerte Strauss-Operette zu erleben, die man gerne einmal szenisch sehen würde.

Rudolf Hermes, 6. April 2025


Der Karneval in Rom
Johann Strauss

Aalto-Theater Essen

Premiere: 29. März 2025
Besuchte Vorstellung: 4 April 2025

Musikalische Leitung: Guido Mancusi
Essener Philharmoniker