Piacenza: „Gianni Schicchi“

Teatro Municipale 22.1.21 (Streaming)

Es gibt verschiedene Lösungen, die die italienischen Opernhäuser für sich gefunden haben, um Opern per Streaming an das musikhungrige Publikum zu bringen. Manches wird konzertant gebracht, andere bieten echte Bühnenproduktionen.

Zu diesen gehört Piacenza, wo Giacomo Puccinis geistreiche Komödie mit ihrem schwarzenHumor von Renato Bonajuto inszeniert wurde. Vor dem Einsetzen der Musik rezitierte zur Einstimmung der Schauspieler Mino Manni die Verse 1-48 aus dem XXX. Gesang des „Inferno“ von Dantes „Göttlicher Komödie“, die der Dichter (dessen 700. Todestag dieses Jahr begangen wird) dem Erbschleicher und Komödianten gewidmet hat, und die ihn denn auch zur ewigen Höllenpein bestimmen.

Szenisch von Danilo Coppola betreut, sah man den großen, getäfelten Saal eines herrschaftlichen Hause, wo in der Höhe Bilder von Florenz projiziert waren, die am Schluss in die Bildnisse von Dante und Puccini übergingen. In diesem Ambiente führte Bonajuto eine lebendige Regie der in die Fünfzigerjahre des vorigen Jahrhunderts verlegten Handlung (wobei besonders auf die gelungenen Kostüme von Artemio Cabassi hingewiesen sei), mit vielen hübschen Details (u.a. findet eine der weiblichen Verwandten auf der Suche nach dem Testament in einer Lade Bargeld, das sie sofort einsteckt, köstlich die Gesten der auf Schicchis erlösende Worte wartenden Beteiligten). Bewundernswert, wie es dem Regisseur gelang, trotz der Einhaltung aller wegen Covid vorgeschriebenen Abstände auf der Bühne die der Handlung entsprechende Turbulenz zu entfachen.

Zu loben war auch die musikalische Umsetzung in einer von dem berühmten Dirigenten und Komponisten Ettore (Héctor) Panizza (1875-1967) erstellten reduzierten Orchesterfassung. Das Orchestra Filarmonica Italiana folgte geschmeidig der Leitung von Massimiliano Stefanelli, der die Modernität von Puccinis Musik mit ihren starken Dissonanzen aufs Beste unterstrich.

Die Titelrolle interpretierte Roberto De Candia weniger schlitzohrig denn als selbstbewussten Proletarier, als der er ja auch von der Verwandtschaft Buoso Donatis angesehen wird. Stimmlich in ausgezeichneter Form, überzeugte er in jeder Phase, ob als zorniger Vater, Ausleger des Testaments oder mit den Verfügungen des scheinbar Sterbenskranken. Giuliana Gianfaldoni war eine angenehm lyrische Lauretta, aber von dem jungen Paar bestach mich besonders Matteo Desole, der das undankbare, schwierige „Firenze è un albero fiorito“ mit scheinbarer Mühelosigkeit sang und überhaupt ein ausgezeichneter Rinuccio war.

In den größeren Nebenrollen überzeugten Valeria Tornatore (Zita) und Mattia Denti (Simone). Den Anderen sei für eine gute Ensembleleistung gedankt (sehr schön gelungen die lyrische Note des Chors der Verwandten bei „Addio Firenze“).

Wieder einmal bedauerte ich vor dem Bildschirm den fehlenden Applaus (man hörte ein wenig Händeklatschen, vermutlich von Mitarbeitern des Hauses, was einen traurigeren Eindruck machte als völlige Stille).

Eva Pleus 24.1.21

Bilder: Gianni Cravedi