am 22. und 24. Januar 2021
Barcelona/Gran Teatre del Liceu
Im wie ein Phoenix aus der Asche nach dem verheerenden Brand vom Januar 1994 in umwerfender Pracht wiedererstandenen Gran Teatre del Liceu an den legendären Ramblas von Barcelona fand die bereits 58. Edition dieses Gesangswettbewerbs statt, der zu den bedeutendsten der Welt gehört. Allein die ersten drei Plätze sprechen finanziell Bände, nämlich 25.000€ für den Großen Preis, 15.000€ für den 2., und immerhin noch 11.000€ für den 3. Platz. Entsprechend war auch das Sängeraufgebot. Generell waren die jungen Damen und Herren, die hier im Finale (18 bis 32 bei den Damen und 18-3Conurs „Tenor V5 Jahre bei den Herren) auftraten, alle bereits von einer beachtlichen gesanglichen Qualität.
Der Concurs „Tenor Viñas“
Der im Jahre 1963 von Dr. Jacint Vilardell in Erinnerung an den berühmten katalanischen Tenor Francesc Viñas gegründete Wettbewerb gewann bald internationales Prestige und die Unterstützung bedeutendster Opernhäuser weltweit. Viñas (1869-1933) debütierte übrigens 1888 mit dem Lohengrin am Liceu und war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Katalanen überhaupt. Er trat insbesondere durch seine Wagner-Interpretationen hervor, die er an den größten Häusern Europas von der Mailänder Scala über Wien bis an der Met New York sang. Lohengrin, Tannhäuser und Tristan waren seine Hauptrollen. Aber es scheint mir auch besonders interessant zu erwähnen, dass es Viñas war, der 1913 den „Parsifal“ in Spanien debütierte, gleich nachdem die Bayreuther 30-Jahre-Sperre abgelaufen war. Er war mit den Tenor-Partien aus „Aida“, „Lucia die Lammermoor“, „Cavalleria rusticana“, „L’Africaine“ und anderen aber auch führend im italienischen und französischen Repertoire unterwegs.
Aus dem Wettbewerb „Tenor Viñas“ gingen unter anderen Tamara Wilson 2011, Javier Camarena 2005, Antonio Gandía 2004, Zeljko Lucic 1997, Violeta Urmana 1992 und Vicenc Sardinero 1965 als Sieger hervor.
Der Concurs 2020/2
Der Wettbewerb umfasste 2020/21 zwei Kategorien, „Oper“ und „Oratorium-Lied“. Ins Finale schafften es jedoch nur Kandidaten aus der Kategorie „Oper“, die jeweils zwei Arien vortragen mussten, wobei eine auch aus einer Zarzuela sein konnte. Die Vorrunde fand im November 2020 statt, wegen Covid 19 allerdings durch Videoaufnahme.
Die Zusammensetzung der Nationalitäten wurde selbst noch im Finale dieser Edition in der Tat globalen Ansprüchen gerecht, mit Argentinien (1), China (1), Deutschland (2), Indien (1), Italien (2), Puerto Rico (1), Rumänien (1), Russland (3), Spanien (1), Südafrika (1), Süd-Korea (3), und Ukraine (1). Eine solche Ausgewogenheit in internationaler Hi
nsicht bei entsprechender vokaler Qualität ist ja nicht immer leicht zu erreichen. Von dem 500 Einreichern (per Video-Auftritt) wurden etwa 125 zum Viertelfinale nach Barcelona bei freiem Logis bis zum Ausscheiden eingeladen, von denen nach dem Halbfinale 18 übrigblieben.
Die Jury
Die international zusammengesetzte Jury bestand aus: Víctor Garcia de Gomar, Artistic Director, Gran Teatre del Liceu, Barcelona; Damià Carbonell, Head of Artistic Affairs at the Dutch National Opera; Alessandro Di Gloria, Head of Casting and the Artistic Planning Director for Opera and Concerts at Teatro Massimo in Palermo; Alessandro Galoppini, Casting Manager, Teatro alla Scala, Mailand; Sonia Ganassi, Mezzosopran; Tobias Hasan, Operndirektor der Staatsoper Berlin; Joan Matabosch, Artistic Director, Teatro Real, Madrid, auch Künstlerischer Direktor des Theaters nach seiner Wiedereröffnung 1999-2014; Elena Pankratova, Sopran; Christian Schirm, Artistic Director of the Académie of the Paris National Opera; Christoph Seuferle, Operndirektor, Deutsche Oper Berlin; Ludmila Talikova, Head of the Opera Company, Bolshoi Theatre of Russia, Moskau.
Das Finale am 22. Januar 2021
Carolina López Moreno (29 Jahre), eine deutsche Sopranistin, begann im Finale mit der Arie „Depuis le jour“ aus „Louise“ von Charpentier und überzeugte zumindest mich mit einem klangvollen und farbenprächtigen Sopran, bei sauberer Intonation, guten Piani und guten Übergängen einer sprechenden Tiefe und die Raffinessen dieser Arie schön auslotend. In „È strano“ aus „La traviata“ von Verdi konnte sie diesen guten Eindruck nicht ganz bestätigen.
Deniz Uzun (32), ebenfalls Deutsche, machte mit einem ungewöhnlichen Auftritt weiter. Groß gewachsen, mit diskretem Charme und einem kleinen Handtäschchen, kam sie apart wie aus einem Renoir-Bild entstiegen herein und sang mit einem klangvollen und in der Tiefe beeindruckenden Mezzo die relativ unbekannte Arie der Kontschakovna aus „Prinz Igor“ von Borodin. Hier bot sie, gerade bei den langsamen Tempi dieser Arie, große vokale Zartheit auf, während sie in der folgenden Arie „O mio Fernando“ aus „La favorita“ von Donizetti voll aus sich herauskam, aber am Ende etwas an Energie verlor.
Chuang Wang (31), Tenor aus China, sang sodann die Arie „Ah! Perchè non posso odiarti“ aus „La sonnambula“ von Bellini und schien es in erster Linie auf das Schmettern vermeintlich eindrucksvoller Spitzentöne anzulegen. Sein Tenor ist stabil, aber ohne große Resonanz, wirkt allzu technisch aufgesetzt und sitzt relativ fest. In der folgenden Arie „Asile hérditaire“ aus „Guillaume Tell“ von Rossini kommt aber seine Musikalität mehr zum Ausdruck.
Darwin Prakash (27) aus Indien folgte mit der großen Arie des Onegin aus „Eugen Onegin“ von Tschaikowski und präsentierte einen ebenso ausdrucks- wie klangvollen Bariton mit beeindruckender Resonanz. Daneben brachte er auch gute Emotion in die Arie ein – offenbar auch ein Bühnentalent. Die zweite Arie war „Nemico della patria“ aus „Andrea Chénier“ von Giordano. Mit dem Gerard dokumentierte Prakash sehr gute stimmliche Gestaltungskraft und damit ein hohes Maß an Musikalität.
Germán Enrique Alcántara (33) aus Argentinien sang zuerst die Arie des Silvio „E fra quest’ansie“ aus „Der Bajazzo“ mit überzeugender Inbrunst und Emotion sowie einem warm timbrierten Bariton, den er mit guter Technik und facettenreich führt, dabei auch einer guten Attacke, die er auch darstellerisch zu vermitteln weiß. Im folgenden „Io morrò“ aus „Don Carlo“ von Verdi konnte er ebenfalls die hohe Emotionalität seiner Interpretation unter Beweis stellen.
Vasiliy Sokolov (25) aus Russland folgte mit der Arie „Hai già vinta la causa?” aus „Le nozze di Figaro” von Mozart, die er mit seinem lyrischen Bariton vokal variantenreich und mit viel Emotion interpretierte. Danach sang er die Arie des Jeletski aus „Pique Dame“ von Tschaikowski, durchaus ebenfalls mit viel stimmlicher Farbgebung.
Olga Syniakova (32) aus der Ukraine sorgte sodann mit dem m.E. ersten Höhepunkt an diesem Abend, indem sie die ohnehin bezaubernde Arie der Dalila „Mon coeur s’ouvre à ta voix“ aus „Samson et Dalila“ von Saint-Saens gestaltete. Dabei ließ sie einen blühenden Mezzo hören, vielleicht mit etwas zu viel Vibrato, aber viel Charisma, Emotion und Farbgebung auch in der Tiefe. Bei der folgenden Zarzuela-Arie „Qué te importa que no venga“ aus „Los claveles” von Serrano wartete sie ebenfalls mit starkem stimmlichem Ausdruck und einer tollen finalen Höhe auf. Eine Kandidatin für die ersten Plätze!
César Méndez Silvagnoli (33) aus Puerto Rico übernahm mit „È sogno o realtà“ aus “Falstaff“ von Verdi und konnte mich mit seinem relativ kopflastigen Bariton nicht ganz überzeugen. Mit der Zarzuela-Arie „Ya mis horas felices“ aus „La del Soto del parral” von Soutullo i Vert ging es schon etwas besser, aber es fehlte an Ausdruck.
Andrea Pellegrini (31) aus Italien war dann der erste und auch einzige Bass des Abends. Er begann mit der Arie „Schweig, schweig“ aus „Der Freischütz“ von Weber und gestaltete sie sehr engagiert mit kraftvoller Stimme und starkem Ausdruck. Es folgte im Gegensatz dazu „Madamina“ aus „Don Giovanni“ von Mozart. Pellegrini konnte hier auch sein schönes viriles Timbre in größerer Facettierung zum Ausdruck bringen.
Alexandra Grigoras (28) aus Rumänien folgte mit der Arie „Dove sono“ der Gräfin in „Le nozze di Figaro“ von Mozart und stellte einen schönen und variationsreichen Sopran vor. Ihre Stimme ist bestens geeignet für Mozart, mit sauberen und mühelos gesungenen Höhen sowie schönen Piani. Bei „È strano“ aus „La traviata“ von Verdi offenbarte sich noch besser die großartige Musikalität von Grigoras. Sie sang die schwierige Arie locker, mit großer Leichtigkeit und auch mit überzeugenden Koloraturen. Ebenfalls eine Kandidatin „für das Podest“. Um so grösser war meine Überraschung dass sie weder einen der ersten Preise oder einen Sonderpreis erhalten hat.
Inna Demenkova (25) aus Russland sang zunächst die Arie „Amour, ranime mon courage“ aus „Romeo et Juliette“ von Gounod mit einem prägnanten und ausdrucksstarken Sopran, den sie kraftvoll zu führen weiß. Im Jolantas Arioso von Tschaikowski offenbarte sich allerdings eine leichte stimmliche Übermüdung, (vielleicht falsches Repertoire?), was den Vortrag dieser Arie etwas beeinträchtigte, gleichwohl aber nicht über das gute stimmliche Potenzial der Sängerin hinwegtäuschte.
Kathleho Mokhoabane (24) aus Südafrika stellte einen exzellenten lyrischen Mozart-Tenor vor, mit feiner Linienführung und gutem Ausdruck in der Mimik. Er sang zunächst nahezu perfekt „Un’aura amorosa“ aus Così fan tutte“ von Mozart und wählte im zweiten Teil die forderndere Arie „Spirto gentil“ aus „La favorita“ von Donizetti. Er begann sie wiederum sehr eindrucksvoll, konnte dann aber nicht alle Höhe erreichen. Dennoch ganz sicher ein großes Talent.
Benjamin Cho (31), Bariton aus Süd-Korea, übernahm dann mit einem grimmig gesungenen Mefisto aus Mefistofele von Boito mit der Arie „Son lo spirito que nega“ und stellte dabei eine gute Artikulation und Diktion seiner Stimme sowie starken darstellerischen Ausdruck und große Musikalität vor. Seine gellenden Pfiffe animierten das Publikum zusätzlich. Dagegen fiel die Arie „L’onore! Ladri!“ aus „Falstaff“ von Verdi etwas ab.
Carmen Artaza (25) aus Spanien wartete zuerst mit der Arie „Parto, parto“ des Sesto aus La clemenza di Tito“ von Mozart auf und offenbarte einen klangvollen und besonders in den tieferen Lagen gut ansprechenden Mezzosopran bei einer vielleicht etwas zu introvertierten Darstellung. Die folgende Arie der Charlotte „Va! Laisse couler mes larmes“ aus „Werther“ von Massenet lag ihrem Charakter somit schon besser. Sie vermochte die tiefe Traurigkeit der Charlotte sowohl mit vokaler Nuancierung als auch mimischer Gestik überzeugend zu vermitteln.
Leonardo Jang-Won Lee (33) aus Süd-Korea konnte mit seinem „Holden Abendstern“ aus „Tannhäuser“, stets der einzige Wagner-Beitrag auf solchen Gesangswettbewerben für die Baritone, nicht überzeugen. Da fehlte es an Wärme, Gefühl und auch Rundung in der Stimme, wozu sich auch eine gewisse Steifheit im Vortrag gesellte. So konnte auch „Nemico della patria“ aus „Andrea Chénier“ von Giordano kaum überzeugen. Hier wurden Stimme und Darstellung dem Anspruch der Rolle sowie der Botschaft des Gerard nicht gerecht.
Valery Makarov (19) aus Russland, der jüngste Finalteilnehmer, begann mit „Ecco ridente“ aus „Il Barbiere di Siviglia” von Rossini und beeindruckte durch einen geschmeidigen Tenor, der zu mühelosen Höhen in der Lage ist. Mit „Una furtiva lagrima“ aus „L’elisir d’amore“ von Donizetti fand er zu warmer Tongebung und guter Intonation bei ebenfalls guter Diktion. Da gibt es noch viel Entwicklungspotenzial.
Pierpaolo Martella (20), Italien, sang zuerst „Come un’ape nei giorni d’aprile” aus “La cenerentola” von Rossini mit einem variablen Bariton ber einer gewissen Steifheit im Vortrag. Sein „Donne mie la fate a tanti“ aus „Così fan tutte” von Mozart offenbart eine eger geringe Resonanz sowie begrenztes stimmliches Volumen.
Josef Jeongmeen Ahn (29) aus Süd-Korea war der letzte Teilnehmer mit einem relativ hellen Bariton. Er sang das „Largo al factotum“ aus „Il Barbiere di Siviglia” von Rossini mit beeindruckender Lebendigkeit und Rhythmik bei großer Musikalität. Die folgende Arie des Valentin „Avant de quitter ces lieux“ aus „Faust“ von Gounod gelang sehr schön mit einer ebenfalls sehr beeindruckenden Höhe. Er überzeugte mich von den drei Süd-Koreanern am meisten.
Die Preisvergabe
Gespannt wartete man angesichts der generell hohen Qualität der Teilnehmer auf das Endergebnis, welches von der Jury etwa zwei Stunden später verkündet wurde und durchaus einige Überraschungen bot. Nun ist zu sagen, dass in diesem Endergebnis auch die Performance der Sänger im Viertel- und Halbfinale der Woche einfloss, sodass der Final-Eindruck nicht notwendigerweise den einzigen Ausschlag für die Preisvergabe gespielt hat. Den Großen Preis „Tenor Viñas“, gespendet von der Stiftung Puig und dem Gran Teatre del Liceu, gewann die spanische Mezzosopranistin Carmen Artaza. Sie erhielt auch den Spezialpreis für die „Beste Mozart-Interpretation“, den Sonderpreis „Placido Domingo“ für „Den besten spanischen Sänger“, den Sonderpreis der Musikstiftung Ferrer-Salat, den Sonderpreis des Teatro Real de Madrid, sowie den Publikumspreis.
Die Ukrainerin Olga Syniakova gewann den 2.Preis „Freunde des Wettbewerbs Tenor Viñas“, den Sonderpreis des Teatro Real de Madrid und den Sonderpreis des Festivals Castell de Peralada. Der Argentinier Germán Enrique Alcántara gewann den 3. Preis „Maria Esperança Salvans Piera”, gespendet von Cristina Bertran Salvans, sowie drei Sonderpreise. Den 4., 5. und 6. Preis gewannen Vasiliy Sokolov, Chuang Wang und Inna Demenkova. Weitere Spezialpreise gewannen Chuang Wang, César Méndez Silvagnoli und Inna Demenkova. Schließlich gab es noch weitere Sonderpreise für Vasiliy Sokolov, Andrea Pellegrini, Kathleho Mokhoabane, Darwin Prakash, Pierpaolo Martella, Valery Makarov und Deniz Uzun. Darüber hinaus gewannen mit Carmen Buendia, Diana Larios, Irene Mas, Serena Perez, Aurora Pena, Juliane Stolzenbach Ramos und Liubov Medvedeva bereits im Halbfinale ausgeschiedene Sänger verschiedene Sonderpreise. Auch mit der Maßgabe, dass die Performance im Viertel- und Halbfinale mit in die Wertung einfloss, blieb mir unerklärlich, warum die Rumänin Alexandra Grigoras ganz ohne einen Preis nach Hause fuhr. Sie hatte m.E. ein tadellose Leistung gebracht. So kann man sich irren… Ich bin mir indes sicher, dass sie es noch weit bringen wird.
Das Publikum im gut besetzten Gran Teatre del Liceu spendete den Teilnehmern ausgiebig Beifall und wusste auch gut zwischen verschiedenen Leistungen zu unterscheiden.
Das Schlusskonzert am 24. Januar 2021
Im Schlusskozert des Wettbewerbs „Tenor Viñas“ am 24. Januar war das Haus dann fast bis an seine mit 50 Prozent genehmigte Auslastung (Covid 19) besetzt. Das Publikumsinteresse war ganz offenbar sehr groß, und es wurde viel in der Pause diskutiert. Einmal mehr konnte man erleben, wie bedeutend die klassische Musik und Oper für viele Leute ist. Immerhin wird am Liceu wie an den anderen spanischen Häusern ja eine normale Temporada gespielt. Nur eben mit der Hälfte der Zuschauerbesetzung. Warum geht das nicht auch bei uns im Norden…?! Warum darf es nicht gehen, denn die Inzidenzen sind auch in Spanien nicht niedrig?
Zehn der 18 Finalisten traten noch einmal auf. César Méndez Silvagnoli begann mit einem kraftvollen Vortrag der Arie „Mi aldea“ aus der Zarzuela „Los gavilanes“ von Guerrero. Andrea Pellegrini fuhr mit der Arie „La calunnia“ aus „Il barbiere di Siviglia” von Rossini fort, wirkte aber gegen das Orchester nicht so souverän sowie im Klavierbeitrag. Deniz Uzun setzte mit einer eindrucksvollen, engagierten und vor allem gesanglich akzentuierten Interpretation der „Habanera“ aus „Carmen“ von Bizet fort. Sie konnte damit nach den beiden Arien im Halbfinale auch ihr Können im dramatischeren Mezzofach unter Beweis stellen. Kathleho Mokhoabane brillierte mit einem sehr lyrisch gesungenen „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ aus „Die Zauberflöte“ von Mozart. Inna Demenkova folgte mit der Arie der Musetta „Qunado m’en vo“ aus „La Bohème“ von Puccini mit einem glanzvoll klaren und prägnanten Sopran. Als zweite Artie gab sie „In quali eccessi, O Numi … Mi tradì quell’alma ingrata” der Donna Elvira aus “Don Giovanni” von Mozart ebenfalls sehr akzentuiert bei guter Diktion. Chuang Wang sang daraufhin „Languir per una bella“ aus „L’italiana in Algeri“ von Rossini und „Ah, mes amis“ aus „La fille du régiment“ von Donizetti, wobei er einmal mehr mit seinen tenoralen Spitzentönen glänzen konnte.
Dann kam die Übergabe der zahlreichen Preise. Vasiliy Sokolov begann den zweiten Teil des Abends mit der Arie „Hai già vinta la causa?“ aus „Le nozze di Figaro“ von Mozart, die er mit Expressivität und guter Diktion vortrug. Bei der Arie des Onegin „Vy mne pisali“ aus „Eugen Onegin“ von Tschaikowski ließ er es etwas an der Intensität des Onegin mangeln und gestaltete sie auch zu deklamatorisch.
Die drei Erstplatzierten
Nun kam der Moment der drei Erstplatzierten! Germán Enrique Alcántara begann mit der Arie „Vision fugitive“ aus „Hérodiade“ von Massenet und ließ seinen warmen und kantablen Bariton hören, bei facettenreicher Gestaltung. Auch in „Eri tu“ aus „Un ballo in maschera“ von Verdi konnte er seine gute Höhe und starken stimmlichen Ausdruck dokumentieren und kam problemlos über das Orchester hinüber.
Die Gewinnerin des 2. Preises, Olga Syniakova, bezauberte das Publikum zunächst mit einer leidenschaftlich mit starker Attacke und guter Höhe gesungenen Briefarie der Charlotte „Werther! Qui m’aurait dit“ mit ihrem farben- und variationsreichen Mezzo. Noch mehr dann mit der allerdings etwas zu langsam dirigierten Arie der Dalila „Mon coeur s’ouvre à ta voix“ aus „Samson et Dalila“, beide von Massenet. Für mich war sie der Höhepunkt des Konzerts.
Den Abschluss bildete die Gewinnerin des Grand Prix, Carmen Artaza, und enttäuschte mich etwas mit der weniger anspruchsvollen Arie der Charlotte „Va! Laisse couler mes larmes“ aus „Werther“ von Massenet, mit zu wenig Hingabe, sowie dem folgenden „Parto, parto“ aus „La clemenza di Tito“ von Mozart. Auch hier fehlte die letzte Emotion. Mit ihrer charaktervollen dunklen Tongebung und der entsprechenden Mimik wird sich die Sängerin besonders für Rollen mit einem eher melancholischen oder introvertierten Hintergrund eignen. Eine „Habanera“ könnte ich mir von ihr nicht so recht vorstellen. Aber als einzige spanische Teilnehmerin des Finales kam sie beim Publikum natürlich sehr gut an und gewann ja auch den Publikumspreis.
Álvaro Albiach dirigierte das Symphonische Orchester des Gran Teatre del Liceu nicht unbedingt immer ganz im Sinne der Solisten und hier und da auch einmal etwas zu laut.
Das Fazit
Wenngleich mit einigen Überraschungen bei den Preisen behaftet geht die 58. Edition des Gesangswettbewerbs „Tenor Viñas“ zweifellos als erfolgreich in seine langjährige Geschichte ein.
Klaus Billand, 29.1.2021
Bilder (c) A. Bofill / K. Billand
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