Bad Ischl: „Der Graf von Luxemburg“

Besuchte Vorstellung am 14.08.14 (Premiere am 12.07.14)

Aufgefrischter Repertoireklassiker

„Der Graf von Luxemburg“ gehört zu den fünf Lehár-Klassikern, die sich noch im Operettenrepertoire befinden, für das Lehár-Festival in Bad Ischl hat sich Regisseur Wolfgang Dosch des Werkes angenommen und behutsam umgearbeitet, doch keine Angst, behutsam im Sinne von werkgetreu, nicht in der heute regiewütigen „Steinbruch-Methode“.

Eine Opernsängerin war im Jahr der Uraufführung noch kein bürgerlicher Beruf, heute unverständlich, deshalb läßt Dosch die Diva Angele Didier zum von Fürst Basil protegierten Brettl-Star werden; der gesellschaftliche Willen zum Aufstieg wird so besser motiviert, Bernhard Niechotz darf in seinem pariserischen Bühnenbild das „Chat Noir“ zitieren, die Soubrette Juliette als Chansonette erhält mehr soziales Profil, wie der erfolglose Maler Armand mit der „Boheme“. Die beiden nicht unwichtigen Figuren des Marchand und Pawlowitsch, die den Fürsten Basil szenisch und gesanglich umgeben, werden ebenfalls aufgewertet, vor allem letzterer erhält als Doppelagent der Stasa Kokozowa enormes spielerisches Potential, was von Tomas Kovacic mit trockener, russischer Attitude trefflich genutzt wird, ebenso wie Wolfgang Gerolds französischer Marchand. Ansonsten bleibt alles beim Alten, das Publikum darf viel lachen, denn Doschs Arbeit will einfach unterhalten. Mit Mandy Garbrechts abwechslungsreichen, schön verspielten Choreographie zieht der fast dreistündige Abend flott vorüber.

Mit Reinhard Alessandri ist die Titelpartie des René musikalisch mit strahlendem Tenor bestens besetzt, szenisch wirkt manches Details des passend gut aussehenden Künstlers doch ein wenig routiniert. Mit Regina Riel kann man in Ischl heuer die Operettendiva neu besetzen, ihre Angéle betört durch fraulich aparten, in allen Lagen bestens durchgeformten Sopran eigenen Charakters. Vor allem der enorme Aplomb in den hohen Spitzen gefällt, szenisch wirkt die junge Sängerin noch steigerungsfähig, etwas unsicher, da hätte manchmal auch ein schmeichelnderes Kostüm helfen können. Der jedoch durchweg sympathischen Nachwuchskünstlerin wurde von der Hausdiva Platz überlassen, denn Miriam Portmann schmeißt sich auf die Partie der Gräfin Kokozowa mit einer hinreißenden Verve, outriert in der komischen Rolle so enorm, daß es wieder lustig ist und zeigt wie tief ihre wundervolle Stimme kommen kann, um im Finale mit aufreißenden Höhen zu zeigen, daß sie ebenso die Diva könnte. Ihr zur Seite als Basil steht Josef Forstner, der stimmlich ebenfalls eine enorme Bandbreite aufweist, passend komisch, gelingt es ihm dem verschmähten Alten doch auch anrührende Züge (Zweites Finale !) zu geben.

Die ganz Jungen, das Buffopaar ist mit Christine Holzwarth und Thomas Zisterer ansprechend frisch besetzt. Die Juliette von Christine Holzwarth hat mit ihrem kleinen Soubrettenton gesanglich durch ihre Exaktheit, für meine Begriffe, die Nase vorn. Zisterers Armand ist im Notentext nicht der genaueste, doch beide wissen durch Charme und Spielfreude zu überzeugen. Die kleinen Partien werden von Solisten aus Chor und Ballett hervorragend gestaltet, über beide Kollektive kann man eigentlich nur das Positive und Gleiche schreiben, wie in den letzten Jahren, denn sie sind dem Festival eine wichtige und unabdingbare Stütze. Marius Burkert und das Franz-Lehár-Orchester wissen natürlich, wie der namengebende Meister zu spielen ist, loben heißt eigentlich, hier Eulen nach Athen zu tragen. Die Produktion ist ein absolut gelungener, runder Beitrag des Operettenfestivals. Wolfgang Doschs aufgefrischte Fassung empfinde ich als absolut nachspielenswert, denn sie stellt dieses Meisterwerk Lehárs angenehm entstaubt auf die Bretter.

Martin Freitag 20.8.14 Bilder: Lehar Festival