Köln: „Die Schöne und das Biest“

Märchen schreibt die Zeit…

Es ist Weihnachtszeit, was gibt es da Schöneres als sich einen Abend lang der „Disney Magie“ hinzugeben. Möglich ist dies derzeit im Kölner Musical Dome, wo das Musical „Die Schöne und das Biest“ mit der preisgekrönten Musik von Alan Menken zu erleben ist. Aufgeführt wird das Werk vom Budapester Operetten- und Musicaltheater in (sehr gut verständlicher) deutscher Sprache. Und hierbei wird nicht am Personal gespart, 21 Musiker und 41 Darsteller können sich wahrlich sehen und vor allem hören lassen.

Die beiden Hauptrollen verkörpern Kitti Jenes als Belle und Sándor Barkóczi als Biest ganz hervorragend. Während Jennes mit wunderbar klarer Stimme auch in den hohen Tönen stets sicher und dem Ohr schmeichelnd daher kommt, ist das Biest zunächst der große, miesmutige und stets fauchende Schlossbewohner, bevor er langsam sein Herz öffnet und schlussendlich durch die Liebe Belles den Fluch vom verzauberten Schloss nehmen kann. Auch gesanglich weiß Barkóczi zu begeistern und so wird „Wie kann ich sie lieben?“ zum Ende des ersten Aktes trotz kleinerer Tonprobleme am Mikroport ausgerechnet an dieser Stelle zu einem Highlight der Show. Ausdrücklich erwähnen sollte man an dieser Stelle auch Martin Harbauer, der mit den Darstellern an der deutschen Einstudierung des Werkes gearbeitet hat. Da sich das Stück in den letzten Jahren zu einem echten Dauerbrenner entwickelt hat, wurde die Textverständlichkeit im Laufe der Zeit auch stets besser und auch wenn ein kleiner Akzent bei einigen Darstellern natürlich immer bleibt, sind alle Texte verständlich und von überraschend guter Leistung aller Akteure von denen hier stellvertretend für alle nur noch die drei verzauberten Schlossbewohne Ádám Bálint (Lumière), Ottó Magócs (Herr von Unruh) und Ágota Siménfalvy (Madame Pottine) erwähnt werden sollen.

Märchenhaft schön ist auch die Inszenierung von György Böhm, die etwas düsterer und weniger kitschig daher kommt wie die ursprüngliche Originalinszenierung. Geschickt eingesetzt wird hierbei eine große Drehbühne, die das Schloss mit seinen verschiedenen Räumen geschickt darstellt und eine Bespielung über mehrere Ebenen ermöglicht. Gelungen ist auch die Bibliothek in Form großer Flügel, mit denen Belle und das Biest in die Welt der Bücher und Geschichten entfliegen. Eine ganz besondere Überraschung erwartet den Zuschauer dann bei der Verwandlung des Biests in den Prinzen, die hier aber nicht verraten werden kann, da es eine der zauberhaftesten Szenen war, die der Autor dieser Zeilen in diesem Jahr im Theater erleben durfte. Erzsébet Túri entwarf passende Kostüme für die Dorfbewohner und alle verzauberten Gegenstände im Schloss, die daher kommen wie man es auch auf Grund der bekannten Filmvorlage erwartet. Das Bühnenbild von István Rózsa ist für eine Tourproduktion erstaunlich detailreich und weiß zu gefallen.

Noch bis zum 07. Januar 2018 ist „Die Schöne und das Biest“ in Köln zu sehen, bevor es in Frankfurt in der Alten Oper zu sehen ist. Aufgrund der großen Nachfrage, in der besuchten Vorstellung war der Musical Dome nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt, wurde aber auch bereits eine neue Spielserie angekündigt die das Werk in der nächsten Advents- und Weihnachtszeit nach Wien, Bregenz, München, Nürnberg, Essen und erneut nach Köln führen wird. Die Zuschauer wird es freuen, in Köln verließen wohl alle nach heftigem Applaus für die Darsteller und drei unterhaltsamen Stunden das Theater mit einem Lied auf den Lippen, dass diesen Abend trefflich zusammenfasst: „Märchen schreibt die Zeit, immer wieder wahr, eben kaum gekannt, dann doch zugewandt, unerwartet klar.“

Markus Lamers, 23.12.2017
Fotos: © Stefan Malzkorn / Thommy Mardo