Köln: „Moulin Rouge“

Rund 20 Millionen Euro wurden von Mehr-BB Entertainment – trotz der für die Theater aktuell sehr unsicheren Zeiten – in die erste nicht englischsprachige Produktion des Broadwayhits „Moulin Rouge!“ investiert. Eine wahrlich hohe Summe, die allerdings, so kann man nach der stark bejubelten Premiere im Kölner Musical Dome sicherlich sagen, gut angelegt wurde. Entstanden ist hier ein großes Musical-Spektakel, bei dem der Bombast vor allem beim Betreten des Theatersaales ersichtlich wird. So immersiv hat man ein Musical in Deutschland selten erlebt. Der Zuschauer taucht bereits beim Betreten des Foyers in die Welt des bekannten Pariser Nachtclubs ein. Beim Einlass in den Theatersaal, folgt der erste große „Wow“-Moment des Abends, was allerdings auch dazu führt, dass jeder Besucher erst mal mit dem Handy ein paar Photos festhalten will. Rechts ragt ein riesiger Elefant in den Zuschauersaal hinein, links dreht sich die rote Mühle und strahlt mit den vielen Lichtern um die Wette.

(c) Matthew Murphy

Die gelungene Gestaltung des Theatersaales setzt sich bis in den Rang fort. „Chapeau!“ an das gesamte Team, welches hieran beteiligt war. Bereits vor Beginn der Vorstellung versammeln sich immer wieder die verschiedensten Darsteller auf der Bühne, um das Publikum mit kleinen Kunststücken oder Tanzeinlagen ebenfalls auf den Abend einzustimmen, hierbei sei allen Besuchern auch mal der Blick nach rechts oder links empfohlen, denn auch hier wartet die Gestaltung des Theatersaales mit der einer kleinen Überraschung auf.
2018 fand die Uraufführung des Musicals in Boston statt, 2019 folgte die Premiere am New Yorker Broadway. Im September 2021 gewann das Werk insgesamt zehn Tony Awards, da auf Grund der Corona-Pandemie die Produktionen der Jahre 2019 und 2020 gemeinsam zur Preisverleihung antraten. Unter anderem wurde „Moulin Rouge!“ als bestes Musical ausgezeichnet, Alex Timbers wurde für die beste Regie ausgezeichnet und Sonya Tayeh gewann die Auszeichnung für die beste Choreografie. Darüber hinaus gewann man in den Kategorien für das beste Bühnenbild, das beste Kostümdesign, das beste Lichtdesign, das beste Sounddesign und die beste Orchestration. Am 06. November 2022 fand nun die Galapremiere in Köln statt. Das Musical selbst basiert auf Baz Luhrmanns gleichnamigen Film aus dem Jahr 2001. Der junge Amerikaner Christian ist im Jahr 1899 frisch in Paris angekommen und trifft hier auf die beiden Bohemiens Toulouse-Lautrec und Santiago.

(c) Matthew Murphy

Zusammen wollen sie ein Stück für das sagenumwobene Moulin Rouge entwickeln. Dort trifft Christian auch erstmals auf Satine, den aktuellen Star des Etablissements. Beide verlieben sich ineinander, allerdings ist diese erste Begegnung auch durch große Missverständnisse geprägt. So hält Satine den mittellosen Künstler für den einflussreichen Duke of Monroth. Diesem wurde nämlich durch Harold Zidler, Betreiber des Moulin Rouge, ein Tete-à-Tete mit Satine vermittelt, um den Nachtclub vor dem finanziellen Ruin zu retten. Diese Konstellation nimmt im weiteren Verlauf des Abends, insbesondere im 2. Akt, noch dramatische Züge an. Zu Beginn begeistert die Show aber erst mal mit einem großen musikalischen und optischen Feuerwerk durch die gesamte Musik- und Pop-Geschichte. Über 75 Songs fanden den Weg in dieses Musical, von denen viele nur kurz angespielt werden, oder als passendes Zitat verwendet werden. Hierbei wird überwiegend auf die deutsche Sprache gesetzt, dabei gebührt Ruth und Johannes Deny für die Übersetzung der Buch- und Songtexte ein besonderes Lob. Die Geschichte lässt sich hervorragend verfolgen und der Humor, der oft auch durch die Hinzunahme von Zitaten oder Auszügen aus deutschen Songs ins Stück geflossen ist, weiß gut zu unterhalten. Gut zu unterhalten wissen auch die Darsteller. Gavin Turnbull begeistert die Zuschauer als Theaterbesitzer Harold Zidler. Gesanglich auf höchstem Level  zeigen sich zur Premiere Sophie Berner als Satine und Riccardo Greco als Christian. Den lustigen Part der Show übernehmen vor allem Alvin Le-Bass als Toulouse-Lautrec und Vini Gomes als Santiago während Gian Marco Schiaretti einen herrlich bösen Duke of Monroth verkörpert. Auch der Rest des Ensembles ist hervorragend besetzt, allen voran die vier Moulin-Rouge-Girls Annakathrin Naderer (Nini), Olivia Irmengard Grassner (La Chocolat), Shanna Michelle Slaap (Arabia) und Oxa (Baby Doll).

(c) Matthew Murphy

Die musikalische Leitung des Abends liegt bei Heribert Feckler, der die Band zwar durch Lautsprecher verstärkt sehr laut aber passend durch den Abend führt.

Alles in allem ist „Moulin Rouge!“ für den Zuschauer – auch das sollte abschließend erwähnt werden – sicherlich kein günstiges Vergnügen. Die Ticketpreis beginnen unter der Woche bei 59,90 Euro und steigen am Wochenende bis weit über 100 Euro pro Person. Allerdings zeigten sich alle Besucher beim Schlussapplaus frenetisch begeistert und in diesem Fall bekommt der Zuschauer für das investierte Geld einen sehr unterhaltsamen Theaterabend geboten, der in dieser Form auch ein einmaliges Erlebnis darstellen kann. Eine Ode an die Wahrheit, Schönheit, Freiheit und vor allem die Liebe, die in Köln hoffentlich viele Besucher erreichen wird.

Markus Lamers, 06.11.2022


Köln Musical Dome „Moulin Rouge“

Premiere: 05.11.2022

Musikalische Leitung: Heribert Feckler