Zürich: „Neuer Spielplan 2023/24“

Anlässlich eines gelungenen, in sympathisch-familiärer Form durchgeführten Medienfrühstücks informierten der Intendant Andreas Homoki, der Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda und die neue Ballettdirektorin Cathy Marston die Medienvertreter über ihre Pläne für die Saison 2023/2024.

(c) Kaspar Sannemann

Den Anfang machte Cathy Marston. Die neue Ballettdirektorin stellte ihre kommenden Pläne und ihr künstlerisches Credo unter ein (für sie als Künstlerin adaptiertes) Zitat des britischen Astrophysikers Stephen Hawkins: „As artists, we step on the shoulders of art, building on the work that has come before us – aiming to inspire a new generation of young artists to continue once we are gone.“ So will sie die Kunst des Tanzes weiterentwickeln, ohne die Tradition und die grossen künstlerischen Verdienste von Choreographen der Vergangenheit zu vergessen. Wichtig ist ihr auch, dass man von einem Theatererlebnis bewegt wird, eine Aussage, der von Seiten des (bestens gelaunten) GMDs Gianandrea Noseda spontan und launig zusgestimmt wurde. Wichtig ist ihr aber auch das „Storytelling“, und damit setzt sie einen Schwerpunkt fort, der auch dem Vorgänger Christian Spuck am Herzen gelegen hatte.

Bereits der erste Ballettabend, ein Dreiteiler unter dem Titel „Walkaways“, steht unter dem künstlerischen Credo Cathy Marstons. Alle drei Stücke beinhalten Passagen, die auf Spitze getanzt werden, bilden trotzdem ein weites Spektrum des choreografischen Schaffens ab. Gezeigt werden Infra von Wayne McGregor, Snowbild und Jerome Robbins‘ Signature Work Glass Pieces. Premiere 6. Oktober 2023

Als zweite Premiere folgt das überaus spannend konzipierte Projekt „Timekeepers“: Musik aus der Aufbruchstimmung der 20er Jahre und des Dadaismus mit Stravinskys Les Noces in der Choreografie von Bronislawa Nijinska, Ballet Mecanique zur Musik des „bad boy“ George Antheil, choreografiert von Meryl Tankard und Gershwins Rhapsody in blue, choreografiert von Andrea Miller. Premiere 20. Januar 2024

Die dritte Premiere der ersten Spielzeit unter der Leitung von Cathy Marston steht im Zeichen des „Storytelling“. Als Uraufführung präsentiert Marston die choreografische Adaption des Erfolgsromans Atonement von Ian McEwan (wer ihn nicht gelesen hat, kennt vielleicht die erfolgreiche Verfilmung mit Keira Knightley). Premiere am 28.4.2024

Wie Cathy Marston betonte, ist es selbstverständlich und nur natürlich, dass einige bisherige Tänzer des Balletts Zürich mit Christian Spuck nach Berlin gehen werden. Allerdings konnte die neue Ballettdirektorin unter mehr als 3000 Bewerbungen auswählen, um freie Positionen zu besetzen. Das Ballett Zürich hat sich also in den letzten Jahren ein beachtliches Renommee erarbeitet, das nun Früchte trägt. Bei der Auswahl der neuen Mitglieder der Compagnie waren ihr neben den artistischen Qualitäten auch das künstlerisch mitdenkende Interesse und Engagement sowie die Fähigkeiten zum Teamplayer wichtig.

Intendant Andreas Homoki und GMD Gianandrea Noseda vervollständigen natürlich in der kommenden Saison den Ring mit der Götterdämmerung. Man wolle ja schließlich „wissen, wie es herauskomme“ (Noseda). Im Mai 2024 werden dann zwei komplette Ring-Zyklen gezeigt werden. Das Tandem Homoki/Noseda wird auch eine Neuproduktion von Bizets Carmen verantworten, in Koproduktion mit der Opéra Comique in Paris. Premiere in Zürich 7. April 2024. Titelrolle: Marina Viotti. José: Saimur Pirgu (In Paris mit anderer Besetzung und anderem Dirigenten bereits im April 23)

Gleich zwei Barockopern werden mit dem hauseigenen zur Premiere gebracht. Rameaus Platée (ML: Emmanuelle Haïm, Regie: Jetske Mijnssen), Premiere am 10. Dezember 2023) und Monteverdis Orfeo (ML: Ottavio Dantone, Regie: Evgeny Titov, Premiere am 17. Mai 2024) Eröffnet wird die Saison mit Puccinis La Rondine (als Schweizer Erstaufführung!) am 17.9.23. (ML: Marco Armiliato, Regie: Cristoph Loy). Von Verdi wird I Vespri Siciliani neuinszeniert von Calixto Bieito, ML: Ivan Repusic, Premiere am 9. Juni 2024. Die Operette kommt auch mal wieder zum Zug, Barrie Kosky inszeniert Léhars Lustige Witwe, Dirigent: Patrick Hahn.

Kaspar Sannemann, 21. März 2023