Dresden: „Die Fledermaus“

Aufführung am 03. Mai 2015

Premiere am 09.11.2007

Unbeschwertes Vergnügen bei der „Königin der Operette“

Da ich schon einmal in der wunderschönen Stadt Dresden war, ging ich am 3. Mai vormittags in die Matinee in der Staatsoperette Dresden. Unter dem Titel „Was geh´ ich mich an?! – Die zwei Gesichter des Johann Strauss (Sohn) und seiner Familie“ gaben Dr. Eduard Strauss und sein Sohn Thomas unterhaltsam und mit vielen Musikbeispielen garniert ein überraschend differenziertes und abwechslungsreiches Bild des genialen Musikers.

Und am Abend besuchte ich die Aufführung von „Die Fledermaus“. Die Premiere war bereits 2007 und wer nun glaubte, eine verstaubte und nicht mehr zeitgemäße Aufführung zu erleben, der täuschte sich gewaltig. Spritzig, witzig und unterhaltsam war diese Aufführung und man verließ beschwingt die Staatsoperette. Über den Inhalt der „Königin der Operette“, wie sie oft genannt wird, braucht es aus meiner Sicht keine nähere Erläuterung. Die Inszenierung von Peter Kube ist wohltuend „altmodisch“ und dies meine ich im besten Sinne des Wortes. Unterhaltsam, komisch und ideenreich. Dem passt sich die Ausstattung von Barbara Blaschke an, bunt und ansprechend sind die Kostüme, man hat richtig Spaß an dieser Aufführung. Das Ballett war von Winfried Schneider gut eingestellt und auch die Choreinstudierung von Thomas Runge gab keinerlei Grund zur Klage. André Meyer ist für die Dramaturgie zuständig und die technische Leitung liegt in den bewährten Händen von Mario Radicke.

Das Orchester der Staatsoperette hat unter der kompetenten Leitung des Dirigenten Christian Garbosnik keine Mühe, großen Applaus einzuheimsen. Dies beginnt schon bei der feurig und stimmungsvoll gespielten Ouvertüre und setzt sich im ganzen Stück fort. Christian Garbosnik treibt das Orchester zu rasanten Tonwogen, versteht es aber, es dann zurückzunehmen, wenn die Sänger ein klein bisschen Unterstützung brauchen um nicht vom Orchester überdeckt zu werden.

Bei den Gesangssolisten gibt es keinen Ausfall, alle verdienen sich den langanhaltenden prasselnden Applaus am Schluss der Vorstellung. Steffen Schantz als Gabriel von Eisenstein setzt seinen robusten durchschlagskräftigen Tenor ein. Er besitzt eine strahlende Höhe und bietet – trotz einiger kleiner rauhen Stellen – eine imposante Leistung. Auch im Duett mit Jessica Glatte als Rosalinde weiß er voll zu überzeugen. Über Jessica Glatte braucht man nicht viel zu sagen, sie ist eine der tragenden Säulen der Staatsoperette und wartet mit einer brillanten sängerischen aber auch darstellerischen Leistung auf. Ihr warmer, kräftiger und höhensicherer Sopran weiß zu gefallen. Ganz ausgezeichnet ist auch Hauke Möller als Gesangslehrer Alfred. Mit schmetterndem hohem, warmem und ausdrucksstarkem Tenor weiß er ebenso voll zu überzeugen wie mit einem fein abgestimmten und exzellenten Spiel. Mit dem Alfred dürfte er eine seiner Paraderollen gefunden haben, wobei er bisher schon in vielen unterschiedlichen Rollen geglänzt hat.

Als Gefängnisdirektor Frank trumpft Frank Blees mit vollmundigem Bariton auf, kultiviert im Gesang und überzeugend im Spiel setzt auch er seine Marken. Hervorragend bei Stimme auch Kathrin Göring als Prinz Alexander Orlofsky. Maria Perlt singt an diesem Abend die Adele und wie sie das tut, ist herausragend. Mit leichten brillanten und durchschlagskräftigen Koloraturen, setzt sie sich in Szene und kann nicht nur voll überzeugen sondern lässt für die Zukunft zu großen Hoffnungen Raum (dies hatte ich bereits gestern im Cagliostro angemerkt). Es macht richtig Spaß ihr zuzuhören. Frank Oberüber als Dr. Blind weiß in seiner kleinen Rolle zu überzeugen, ebenso wie Mandy Garbrecht als Ida und Noah Thomsen in der (eingefügten) Rolle von Rosalindes Kind. Zum Schluss sei noch Tom Pauls als Frosch genannt. Er macht aus seiner Rolle als Gerichtsdiener Frosch ein wahres Kabinettstückchen. Etliches dürfte von ihm improvisiert sein, wie beispielsweise der Plausch mit dem Publikum über die Ehe und viele weitere Bonmots. Zur Recht erhält er überaus starken Applaus vor dem Vorhang. Das Publikum applaudiert lange, ausdauernd und sichtlich zufrieden mit dem Abend. Und was kann eine Operette schöneres bieten, als die vollständige Unterhaltung seines Publikums.

Manfred Drescher 10. Mai 2015

Bilder von Stephan Floß