Aufführung am 13.3.2016
Wie oft hat man schon die Gelegenheit, eine Inszenierung aus dem Jahre Schnee 1959 wiederzusehen, die einem dazu auch noch erneut erfreut?
Im Teatro Massimo(dem drittgrößten Opernhaus der Welt) bot sich dieser Tage solch eine rare Chance: denn zum „Aufwärmen“ für die bevorstehende Oman-Tournée hatte man kurzfristig Franco Zeffirellis legendäre „La Fille du Régiment“- Produktion wiederaufgenommen.
Wer sich skeptischerweise eine zynische Export-Operation erwartet hatte, wurde eines Positiveren belehrt. Denn Filippo Crivelli hat die mythische „Fille“, die von Palermo ausgehend ihren Siegeszug über die ganze Welt angetreten hat, nämlich ordentlich auf Vordermann bzw. Vorderfrau gebracht und hübsch und lebendig herausgeputzt.
Zeffirellis Bühnenbilder orientieren sich ganz deklariertermassen an kolorierten Stichen aus der napoleonischen Zeit und vermitteln so – mit ihren gezeichneten Landschaften und Pappendeckel-Kanonen – die heitere Anmutung illustrierter Kinderbücher.
Seine Kostüme weisen zwar durchgehend dermaßen ungewöhnliche Farben und unwahrscheinliche Frabkombinationen auf, dass einem schier die Guckerln herausfliegen, aber insgesamt ist das Konzept – das die Story auf ihren märchenhaften Kern und das Regiment auf seine Zinssoldatenhaftigkeit zurückführt – doch sehr schlüssig und sehr bezaubernd.
Das wäre natürlich alles nichts wert, wenn nicht für so einen fantastischen Cast gesorgt worden wäre. In der Titelrolle brilliert einmal mehr die immer noch unglaubliche Desirée Rancatore. Am Anfang noch etwas klamm, schwang sie sich, warmgesungen, zu dem von ihr gewohnten spektakulären höhensicheren und virtuosen Kolarturfeuerwerk auf. Grossartigst.
Auf ihrem Liebsten, dem georgischen Tenor Shalva Mukeria lastete natürlich der Druck der allgemein erwarteten neun hohen C’s, die er jedoch, wenn auch mit angestrengter Mimik, bravourös meisterte. Wunderbar warm und souverän Vincenzo Taormina als Sulpice.
Ehrfurchtsgebietend und nicht nur mit ihrer mächtigen Stimme, sondern auch mit ihrem ungeheuren schauspielerischen und komischen Talent die Bühne beherrschend: Anna Maria Chiuri als Marquise de Berkenfield.
Ihr als ihr Gegenpart bissig Paroli gebend : Daniela Mazzucato als Duchesse de Krakenthorp.
Farbenfrohe Tiroler Bevölkerung.
Und das Ganze unter der Stabführung der hochgewachsenen und blondbeschopften kanadischen Dirigentin Keri-Lynn Wilson, die für spritzige und energische Tempi, aber auch für delikat austarierte lyrische Passagen sorgte.
Es blieben kaum Wünsche offen. Die sonst sehr zurückhaltenden Palermitaner Zuschauer reagierten enthusiastisch. Und die Omanis können sich auch auf eine rundum geglückte Regimentstochter freuen…
Robert Quitta 24.3.16
Mit besonderen Dank an unseren Kooperationspartner MERKER-online (Wien)
Foto (c) Teatro Massimo