Premiere: 16. April 2016
In früheren Jahren arbeitete Peter Konwitschny an den ganz großen deutschen Häusern und galt als origineller Stücke-Neudeuter. Zur Zeit sind Konwitschnys Neuinszenierungen eher an mittleren Häusern zu finden. Trotzdem darf man bei ihm immer gespannt sein, wie er bekannte Werke neu auf die Bühne bringt.
Die Inszenierung von „Lady Macbeth von Mzensk“ entstand schon 2014 für das Opernhaus in Kopenhagen. Konwitschnys Regie ist genau gearbeitet, verspielt und ironisch. Dominiert wird die Aufführung aber von Timo Dentlers und Okarina Peters Ausstattung. Das Stück spielt hier in einem geschlossenen Raum, mit einer weiß gekachelten Rückwand, an deren Seiten zwei Spiegelwände anschließen. Im Vordergrund fährt ein Laufband die Personen meist von rechts ins Geschehen und links wieder von der Bühne ab.
Das Personal wird so zu Gefangenen der „Macht des Schicksals“, der sie ohnmächtig ausgeliefert sind. Das Konzept funktioniert, lässt sich aber genauso gut auf jede andere Oper übertragen. Konwitschnys Personenführung betont ebenfalls die Ausgeliefertsein der Figuren, in dem er die Figuren sich oft puppenartig bewegen lässt, was an die englische „Punch and Judy“-Puppenspiel erinnert.
Originell ist die Farbgebung der Kostüme: Der Chor ist in Grau- und Schwarztöne gekleidet, während jeder der Solisten eine eigene Farbe hat: Katerina (gelb), Sergej (blau), Boris (rot), Sinowi (grün) und Sonjetka (rosa). Jedoch ist diese Idee ebenso beliebig wie die Raumlösung.
Musikalisch überzeugen am stärksten Chor und Orchester des Theaters Augsburg: Generalmusikdirektor Domonkos Hejá lässt die Augsburger Philharmoniker mit großer Energie aufspielen, kostet die Brutalität dieser packenden Partitur voll aus. Für zusätzliche Klangeffekte sorgt noch die Banda, die in verschiedenen Szenen im Zuschauerraum postiert wird und der Aufführung zusätzliche Kraft verleiht.
Die beste sängerische Leistung der Produktion vollbringt Sally du Randt in der Titelpartie: Sie braucht etwas, bis sie sich warm gesungen hat, doch dann liefert sie ein zuverlässiges Rollenporträt. Mathias Schulz als Liebhaber Sergej klingt zu eng und gepresst. In der Höhe, wirkt weniger wie ein Helden-, sondern mehr wie ein Charaktertenor. Die beiden Koreaner Young Kwon und Ji-Won Kim als Ismailow junior und senior haben oft Probleme mit der rhythmischen Genauigkeit der deutschen Textübersetzung.
Sängerisch ist in Augsburg nur eine mittelmäßige Aufführung zu erleben und auch inszenatorisch kann Konwitschny nicht die hohen Maßstäbe erfüllen, die er mit seinen früheren Arbeiten gesetzt hat.
Rudolf Hermes 21.4.16
Bilder (c) THeater Augsburg / A.T. Schäfer