Basel: „Die Blume von Hawaii“

Paul Abraham

Premiere: 1. Oktober 2017

Sorgfalt, Genauigkeit und viel Gefühl für politische Zusammenhänge/Korrektheit zeichnen die Arbeiten von Frank Hilbrich aus. Gepaart mit meisterhafter Personenführung, musikalischem Einfühlvermögen und viel, sehr viel Humor entstehen unter seiner Spielführung unterhaltende, spannende und anregende Produktionen. Dies ist auch hier in Basel der Fall an der Premiere von Paul Abrahams Operette

„DIE BLUME VON HAWAI“. (UA. Leipzig, 24. Juli 1931) Unter seiner Führung liefen die Schauspieler/Sänger zur Höchstform auf. Die Leistung des gesamten Teams sowohl schauspielerisch als auch sängerisch liess keinen Zweifel offen, dass hier hochkarätige Schauspielkunst geboten wurde. Dabei darf nicht vergessen werden, dass nicht von klassischem Gesang im Sinne des „Bel Canto“ die Rede ist, sondern vom Showgesang im Sinne George Gershwins. Das Singen soll und muss den Charakter der Bühnenfigur darstellen und unterstützen/verstärken. Aus diesem Grunde war für Hilbrich der Einsatz von Schauspielern bei dieser Inszenierung zwingend und wurde vom der Intendanten des Theater Basel, Andreas Beck, und seiner Schauspieldirektorin, Almut Wagner, auch vorgeschlagen. Frau Wagner war auch verantwortlich für die Dramaturgie.

Massgebend unterstützt und wurde die Regie von Frank Hilbrich durch das „Ensemble Phoenix“, geleitet vom Dirigenten Jürg Henneberger. Das Ensemble Phoenix befasst sich mit Musik aus dem 20./21. Jahrhundert, also unter vielem anderen auch mit Operettenmusik. Die Interpretation der Musik von Paul Abraham kam gekonnt „jazzig“ daher und entsprach optimal der Musikszene Ende 20er, Anfang 30er Jahr des 20. Jahrhunderts. Dasselbe gilt auch für den Show-Charakter der ganzen Inszenierung, angefangen beim Bühnenbild, (Volker Thiele), den Kostümen, (Gabriele Rupprecht) und der Choreographie von Kinsun Chan.

Eine Spezialität von Frank Hilbrich ist die Überzeichnung der Charaktere. In seiner Version der Blume von Hawai wurde dies auf die Spitze getrieben. Damit erreichte Frank eine Intensität des Spieles, welche ihresgleichen sucht. Bis heute habe ich dies nur in Hilbrichs Freiburger Version von Emmerich Kalmans „DIE CSARDASFÜRSTIN“ erlebt. Dabei wird nie die Sicht auf aktuelle Aussagen vergessen. So auch hier in Basel, wo der Machtanspruch Amerikas recht deutlich an den Pranger gestellt wird. (Annexion Hawais durch Amerika 1898, seit 21. August 1950 50. Bundesstaat der USA).

Frank Hilbrich:> Mich interessiert Operette als Spielform, als eine Form des musikalischen Theater

die nach 1933 im Prinzip toto war, diese Mischung aus grossen Themen und trivialen Handlungen, Spiel mit Klischees und Zeitgeist, die Kombination von Schlagern, Kabarettliedern und gleichzeitig opernähnlichen grossen Finali. Dazu kommt die Freiheit der DarstellerInnen, die diese entweder schon in der Werkvorlage bekamen oder sich nahmen, um Eigenes, auch Aktuelles einzubauen.<(© Basler Theater). Dies gilt natürlich auch für den Regisseur und die musikalische Interpretation.

Als Laya, Prinzessin von Hawai und Susanne Provence erlebte das zahlreich erschienene Premierenpublikum die Schauspielerin Pia Händler. Die Charakterisierung der beiden sehr gegensätzlichen Rollen wurde von Händler mit einer Bravour gemeistert, welche ihresgleichen sucht. Die Rolle als Laya spielte sie eher unterkühlt, mit wenig Emotion. Ihr Auftritt als Susanne Provence ruft Erinnerungen an das Kabarett der 50er Jahre wach, ich denke dabei ganz speziell an Helen Vita. Auch ihr Gesang unterstrich diesen Unterschied. Als Laya ruhig, eher Mezzo betont, und als Susanne schrill und sehr Kabarett ähnlich. Sehr interessant war dabei die Lichtführung (Lichtdesign: Roland Edrich) im Terzett (Akt zwei) bei welchem die beiden Gegenspieler von Laya mit Verfolgern hervorgehoben wurden, während die Protagonistin geheimnisvoll verhüllt im Dunkeln gelassen wurde.

Florian Jahr als Prinz Lilo-Taro spielte ruhig und rollengerecht und war ein ebenbürtiger Gegenpart zu Layla.

Händlers zweiter Antagonist, Vincent Glander als Jim Boy, der Showman und Jazzsänger, war der Persönlichkeit der Provence mehr als gewachsen. Sein Gesang, sein Körperarbeit, seine Mimik und Gestik überzeugte mit jedem Auftritt mehr und erntete mehrmals den verdienten Szenenapplaus.

Auch Katja Jung als Bessie Worthington überzeugte durch ihr kabarettistisches und gesangliches Talent. Allein oder zusammen mit unterschiedlichen Bühnenpartnern lief sie zur Hochform auf. Auch ihr wurde etliche Male Szenenapplaus zuteil.

Keines der anderen Teammitglieder fiel in seiner Leistung ab. Thomas Reisinger gab den John Buffy, als Kaluna, den alten Hawaiianer sahen und hörten wir Andrea Bettini, Als Kapitän Reginald Harald Stone glänzte Eilas Eilinghoff. Mario Fuchs spielte den amerikanischen Gouverneur von Hawai und das Ensemblemitglied Leonie Merlin Young erschien als Raka, eine junge Hawaiianerin.

Überzeugt hat mich auch die Performance farbenfrohen Vokalensembles.

Meiner Meinung verdient es die Sparte Operette auch an grossen Häusern, dass das Musiktheater-Publikum vermehrt in den Genuss von Operetten-Produktion kommen.

Der stürmische, langanhaltende Applaus hier in Basel, gepaart mit ist ein schlagender Beweis für meine Auffassung.