Basel: „Gloria“

Choreographie: Richard Wherlock, Musikalische Leitung: Andrea Marcon

Giovanni Battista Pergolesi: Stabat Mater

Antonio Vivaldi: Gloria D-Dur

Es war geplant, das Ballett im Frühjahr 2020 zu choreografieren.. Dieser Plan fiel der Pandemie zum Opfer. Wherlocks Themen, Aufstieg und Kollaps der Gesellschaft erhielt durch Covid eine unheimliche Aktualität.

Die Choreografie wurde kollektiv unter der Leitung Richard Wherlocks von Mitgliedern des Ballett-Ensembles gestaltet: Choreographie – Richard Wherlock, Jorge García Pérez, Debora Maiques Marin, Stefanie Pechtl, Frank Fannar Pedersen, Anthony Ramiandrisoa, Javier Rodríguez Cobos, Rachelle ScottundAndrea Tortosa Vidal.Der Ballett-Direktor Wherlock tanzt nach 30 Jahren selber wieder einmal auf der Bühne.

« Die Choreographinnen und Choreographen zeigen in Gloria den immer wiederkehrenden Prozess von gesellschaftlichem Aufstieg und Kollaps. Unermüdlich und beharrlich lassen sie die Tänzerinnen und Tänzer eine in Trümmer liegende Welt wieder und wieder aufbauen und spiegeln damit Bilder ihrer Empfindungen wider. So bilden Pergolesis ‹Stabat Mater› und Vivaldis ‹Gloria› den musikalischen Rahmen für die Kristallisierung der erlebten Erfahrungen und Empfindungen in einer ungewöhnlichen Zeit.Anders als bei ‹The Fairy Queen› (2012) und ‹Juditha Triumphans› (2015) wurde diesmal bewusst kein Handlungsballett zur Barockmusik inszeniert. Es sind vielmehr einzelne, zum Teil abstrakte Szenen, die Dynamiken von Zusammenbruch und Wiederaufbau, von Trauer und Glück zeigen,undvor allem von der Kraft einer Gesellschaft, die in einer Krise zusammenhält, zu erzählen. »
(© Theater Basel)

Das immer wiederkehrende Spiel mit den Bauklötzen erinnert ein bisschen an den Bühnenaufbau in Hofesh Shechters Choreografie «BALLETT AUF ALLEN BÜHNEN, GRAND FINALE». (Besprochen im OF, Basel Ballett).

Der musikalische Ansatz jedoch war subtil und mit Shechters grobschlächtiger Musik nicht zu vergleichen.

Sehr interessant und schwierig zu beschreiben ist die Rolle Richard Wherlocks auf der Bühne: Aufseher? Advocatus diaboli? Ballett-Chef? Oder ganz einfach «Beobachter»?

Leider wurde Gloria nur sechs Mal gezeigt. Es ist zu hoffen, dass das Werk in der Saison 21/22 wieder auf der Bühne zu geniessen ist.

Die einhundert Zuschauerinnen und Zuschauer bedankten die aussergewöhnliche Leistung des gesamten Teams vor, auf und hinter der Bühne mit dem verdienten Applaus.

Peter Heuberger, Basel

Fotos © Lucia Hunziker