Zum Zweiten
Oper von Richard Strauss
Regie/Bühnenbild: Herbert Fritsch
Musikalische Leitung: Clemens Hei
Premiere: 22. April 2021
Besuchte Vorstellung: 19. Mai 2021
Kulturaffine Basler hoffen und glauben daran, dass der Titel der ersten Musiktheater-Premiere >INTERMEZZO< nach einem Jahr ohne Theaterbesuche nicht nur ein Zwischenspiel vor weiterem «Lock-down» bedeutet.
Die Komposition wird als >Bürgerliche Komödie mit sinfonischen Zwischenspielen< bezeichnet.
Der Regisseur und Bühnenbildner Herbert Fritsch hat für dieses Werk eindrückliches Bühnenbild geschaffen. er auf den Bildern gezeigte Aufbau ändert sich nicht wesentlich, die Drehbühne hat Hochbetrieb. Auf Requisiten verzichtet Fritsch, seine Sängerinnen und Sänger sollen/müssen durch ihr Spiel, ihre Mimik und Gestik, die üblichen Hilfsmittel ersetzen.
Ich kann diesen Spielansatz sehr gut nachvollziehen, bin aber der Auffassung, dass die Regie zu grossen Wert auf altbekannte Slapsticks legt. Diese wirken in der bürgerlichen Komödie, der achten Oper von Richard Strauss, aufgesetzt und lenken von der Musik ab, dies gilt vor allem für die sinfonischen Zwischenspielen. Dazu kommt, dass der vom Komponisten selbst verfasste Text bei weitem nicht die Aussagekraft erreicht, welche die Libretti des Dichters Hugo von Hoffmannsthal auszeichnen.
Die Personenführung des Regisseurs, er verzichtet auf Requisiten, kann nur als makellos bezeichnet werden. Dabei legt Herbert Fritsch als Schauspieler auch grossen Wert auf die Wort-Verständlichkeit. Und dies ist ihm mit seinem künstlerischen Team auf der Bühne hervorragend gelungen.
Als Hofkapellmeister Robert Storch erleben wir einen ausgezeichneten Günther Papendell. Christine, Frau Storch, wird gesungen und gespielt von Flurina Stucki. Als hervorragender Baron Lummer steht auf der Bühne Michael Laurenz. Alle drei überzeugen innerhalb der Spielanlage durch Gestik, Mimik und Körpersprache. Die Diktion, gesungen und gesprochen, kann als Bespiel für viele Sängerinnen und Sänger gelten.
In weiteren Rollen: Moritz Emil Rehle, Kali Hardwick, Hubert Wild, Jasmin Etezadzadeh, Karl-Heinz Brandt, Andrew Murphy, Mkhanyiseli Mlombi, Ena Pongrac und Raphael Clamer.
Auf hohem Niveau musizierte im Orchestergraben das Sinfonieorchester Basel. Am Pult stand Clemens Heil. Als besonders gelungen habe ich die sinfonischen Zwischenspiele empfunden. Für meinen Geschmack war jedoch auf der Bühne zu viele Aktion, stumme Pantomimen, welch von der Musik ablenkten. Weniger wäre vielleicht mehr.
Das Publikum belohnte die im Ganzen gesehen hervorragende Leistung der Künstler auf, vor, unter und hinter der Bühne mit einem lautstarken Applaus, Soweit 50 Besucher, mehr sind wegen COVID nicht gestattet, lautstark sein können.
Peter Heuberger, Basel
Fotos © Thomas Aurin