Freiburg: „Rusalka“, Antonin Dvorak

Eine Bemerkung kann ich mir nicht verkneifen: Für seine Oper RUSALKA hat Antonin Dvorak wunderbare Musik komponiert. Das Libretto jedoch erreicht nie die Qualität der Komposition.

Für die Produktion in Freiburg ist folgendes zu schreiben: Trotz des Librettos ist die Inszenierung hervorragend gelungen. Es kommt keinen Moment Langeweile auf, auch wenn der tschechische Text immer wieder den Blick auf die Übertitel verlangt. Grundsätzlich muss ich dazu auch bemerken, dass ich die Diktion der Sängerinnen und Sänger nicht beurteilen kann. Ich muss mich auf die Intonation beschränken.

© Laura Nickel

Die ukrainische Regisseurin Kateryna Sokolova hat die zahlreichen Szenen, welche nur Musik beinhalten, mit stummer Aktion, Mimik und Gestik auf der Bühne verknüpft. Dies auf unaufdringliche Art, welche die Musik Dvorak’s nicht beeinflusst, nicht stört. Ihre Personenführung stimmt mit der Musik überein und erzeugt so ein harmonisch zu erlebendes Gesamtbild des Werkes.

Als Prinz zu sehen und hören: Jenish Yamanov, scheint mir oft etwas hektisch zu agieren und wirkt als Prinz mit seiner Körpersprache schwach, unterwürfig. Seine Intonation jedoch ist in allen Lagen klar und er interpretiert seine Rolle musikalisch sauber. Ani Yorentz, vorgesehen als Rusalka, liess sich wegen Indisposition absagen. An Ihre Stelle tritt Dorothea Herbert, welche die Rolle als Gast in hervorragender Wiese meisterte. Körpersprache, Diktion, Intonation, alles stimmte. Sie spielt eine scheinbar leidenschaftliche Rusalka, bis sie einsieht, dass sie eben doch nur halb Mensch ist.

Inga Schäfer als fremde Fürstin beherrscht die Bühne überzeugend. Vielleicht hat sie in dieser Rolle ein bisschen die Tendenz, sich im Vordergrund zu fühlen. Ihre Intonation ist in allen Lagen perfekt.

© Laura Nickel

Ganz hervorragend interpretiert Jin Seok Lee den Wassermann. Seine Bühnenpräsenz ist beherrschend, so wie es die Rolle will, ohne aber seine Mitspielerinnen und Mitspieler an die Wand zu spielen. Als hervorragende Hexe Jezibaba erscheint Anja Jung. Auch diese Hexenrolle interpretiert sie, wie in Hänsel und Gretel, hervorragend. In weiteren Rollen: Katarina Morfa, Junbum Lee, Janina Staub, Lila Chrisp, Alina Kirchgässner und Mingyu Ahn.

Das Philharmonische Orchester Freiburg, Stabführung Thomas Schmieger, spielt das Werk Dvorak’s mit viel Emotion, Präzision und hervorragender Dynamik.

Die hervorragende, technisch anspruchsvolle Bühne wurde entworfen von Nikolaus Webern, die fantasievollen Kostüme gezeichnet von Constanza Meza-Lopehandia.

Der lange Applaus des Publikums belohnt die Arbeit des gesamten Teams.

Peter Heuberger, 10. Oktober 2023


Rusalka
Antonin Dvorak
Freiburg

Premiere: 11. März 2023
Besuchte Vorstellung: 8.Oktober 2023

Regie: Kateryna Sokolova
Musikalische Leitung: Thomas Schmieger
Philharmonisches Orchester Freiburg