Der früh vollende Komponist Otto NIcolai (1810 – 1849) hat nur ein schmales Oeuvre hinterlassen. Von dem hat sich nur die 1849 wenige Wochen vor seinem Tode uraufgeführte komische Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ auf den Spielplänen halten können. Nicolai folgt der von Shakespeare erzählten Geschichte von dem liebeshungrigen Sir John Falstaff. Dabei muss sich sein Werk den Vergleich mit der späteren Oper „Falstaff“ Verdis gefallen lassen. Und bei aller Schönheit der Musik Nicolais und der liebevoll ausgearbeiteten Spielhandlung zeigt sich doch, dass verglichen mit dem großen Italiener Nicolai doch eben nur ein Kleinmeister war..
In Kiel ist diese Oper nach fast zwanzig Jahren wieder auf den Spielplan gehoben worden Dafür hat die freie Regisseurin Adriana Altaras in ihrem Debüt am Kleinen Kiel zusammen mit dem Chefdramaturgen Ulrich Frey die gesprochenen Dialoge – nicht immer glücklich – neu gefasst und auch sonst das Stück aufgemotzt. So etwa in der Arie der Frau Reich zu Beginn des dritten Akts. Dem Publikum gefällts
Die Regisseurin zeigt die turbulente Handlung im Bühnenbild von Norbert Ziermann
und den nicht sehr stilsicheren Kostümen von Nina Lepilina im Hier und Jetzt in einem Stundenhotel . In dem ist der Sir John Falstaff des Timo Rhiihonen abgestiegen. Der ist keineswegs feist und lüstern, sondern – zwar durchaus stattlich – einsam auf der Suche nach einem Menschen und ein bisschen Liebe. Und weil er die nicht findet, ertränkt seinen Kummer im Suff. Seine Zerrissenheit macht er eindrucksvoll in der s o kaum gehörten Bravourarie „Als Büblein klein“ deutlich.
Heike Wittlich und Rosanne von Sandwijk sind als Alice Fluth und Margaret Reich zwei starke Frauen, die die Gelegenheit zwar zu derben Späßen mit dem bedauernswerten Falstaff nutzen, vor allem aber ihren Männern Jörg Sabrowski als Frank Fluth und Christoph Woo als George Reich zeigen, dass deren Eifersucht verfehlt und grundlos ist. Daneben finden noch Susan Gouthro als Anna Reich und Michael Müller als Fenton zu einander.
Der Regisseurin sind mit dem von Barbara Kler einstudierten Chor und süßen Kindern großartige Massenszenen gelungen, die ihren Höhepunkt in der Schlussszene im Wald von Windsor finden. Hier reißt der Musikalische Leiter Leo Siberski das Philharmonische Orchester zu Höchstleistungen mit. Alle Mitwirkenden – auch die in Nebenrollen – bieten darstellerisch und sängerisch eine runde Leistung – sieht man davon ab, dass hier und da sie der Versuchung erliegen, zu statuarisch zu singen.
Ein rundum gelungener Abend, der vom Premierenpublikum nach vielem Szenenbeifall begeistert gefeiert wird.
Horst Schinzel 16.3.2014
Fotos Otto Struck