Krefeld: „Der Sängerkrieg der Heidehasen“

Premiere: 04.11.2018

Familientheater in Bestform

Auch in diesem Jahr zeigt das Theater Krefeld in der Vorweihnachtszeit wieder ein musikalisches Märchen für die ganze Familie, daher fand am vergangenen Sonntag im großen Saal die Premiere vom „Sängerkrieg der Heidehasen“ statt. Berühmt wurde das Stück von James Krüss (u. a. auch Autor von Timm Thaler) im Jahr 1952 vor allem als Hörspiel des bayrischen Rundfunks und eins als Offenlegungserklärung vorne weg, auch der Schreiber dieser Zeilen hat seine Kassette hiervor vor vielen, vielen Jahren abgöttisch geliebt und rauf und runter gehört. Grund genug, sich nun die nächste Generation in Form seines 6jährigen Neffen zu schnappen und mit ihm einen Sonntagsausflug ins Theater Krefeld zu unternehmen.

Erzählt wird die Geschichte des Karnickel Lodengrün, der beim alljährlichen von König Lamprecht dem Siebten ausgerufenen Sängerwettstreit antreten möchte. In diesem Jahr winkt dem Sieger nämlich als besonderer Preis die Pfote der Heidehasenprinzessin. Doch auch der alternde Musikdirektor Wackelohr möchte die Prinzessin für sich gewinnen. Da kommt ihm der korrupte Minister für Hasengesang gerade recht, der sich eine böse Intrige überlegt hat. Wer nicht rechtzeitig auf der Festwiese erscheint, darf nämlich aus alter Sitte nicht am Wettbewerb teilnehmen und so wird flink die Sonnenuhr vor Lodengrüns Höhle verstellt. Doch mit Hilfe seines Freundes Hoppel erreicht Lodengrün doch noch die Festwiese und darf auf Anordnung des Königs doch noch sein selbstgetextetes Lied vortragen.

Bruno Winzen, langjähriges Mitglied im Schauspielensemble gelingt mit „Der Sängerkrieg der Heidehasen“ eine rundum gelungene und stimmige Inszenierung, die sowohl für die Kinder wie auch die Erwachsenen vor Ort viele gelungene Ideen bereit hält. So sind einige Witze für die Kinder sicherlich nicht zu verstehen, unterhalten die begleitenden Eltern aber umso mehr. Positiv zu erwähnen, dass auf sämtliche im Kindertheater gern mal eingesetzten „Mitmachaktionen“ komplett verzichtet wird. Trotzdem blieben im gut gefüllten Theatersaal alle Kinder über 70 Minuten aufmerksam bei der Sache. Sehr nett auch die Idee, den langen Lauf zur Festwiese bei dem gleichzeitig noch der Text für das Wettbewerbslied entworfen werden muss, mit Hilfe einer kleinen Drehscheibe darzustellen. Allgemein ist das Bühnenbild von Harald Stieger einfach wunderbar. Sei es die große Windmühle rechts, die alte Dampfmaschine auf der anderen Seite oder der große Heißluftballon, mit dem der König und die Prinzessin fahren. Schön gelöst auch die Abendstimmung mit großem Mond über den Hasenbauten, die aus der Unterbühne hochgefahren werden. Ebenso gelungen die tollen detailreichen Kostüme von Petra Wilke, bei denen die vielen verschiedenen Hasen mit ihren dicken Bäuchen und langen Ohren echte Hingucker sind. Als Moritatensängerin begleitet Julia Klomfaß auf der Bühne die gesamte Inszenierung musikalisch, auch hier werden schöne alte Erinnerungen an das eingangs erwähnte Hörspiel wach.

Die Darsteller Liliom Lewald (Lodengrün), Denis Merzbach (Hoppel), Till Brinkmann (König / Direktor Wackelohr), Thomas Wenzel (Gesangsminister), Carolin Schupa (Prinzessin / Karline), Paula Emmrich (Lodengrüns Mutter), Slim Weidenfeld (Herold / Hyazinth Löffelstein) und Oliver Jesberger (Otto Lampe) sowie die Statisterie des Theaters sind voller Witz und Spielfreude bei der Sache und auch die Mimik ist oft eine Klasse für sich. Da verzeiht man gerne, dass auf Grund der Doppelrolle des Königs und des Direktors Wackelohr, der Gesangsvortrag des letztgenannten aus der Konserve kommt, indem er diesen mit dem Rücken zum Publikum gewandt vor dem König stehend vorträgt. Alles in allem ist „Der Sängerkrieg der Heidehasen“ vielleicht das beste Stück Familientheater was man in Krefeld bisher zu sehen bekommen hat und hier kann nur eine absolute Besuchsempfehlung ausgesprochen werden oder wie es mein Neffe abschließend treffend zusammengefasst hat: „Das war super cool.“

Markus Lamers, 06.11.2018
Bilder: © Matthias Stutte