Münster: „Zoroastre“, Jean-Philippe Rameau

© Martina Pipprich

Eigentlich sollte Lorenzo Fioroni Rameaus „Zoroastre“ in Münster inszenieren. Denkt man an seine Inszenierungen von Puccinis „Turandot“ in Berlin oder Massenets „Herodiade“ in Düsseldorf, kann man froh sein, dass er bei dieser Barock-Rarität nicht Regie führt. Aber auch bei der Produktion von Georg Schütky, der nun als Regisseur auf dem Besetzungszettel steht, wird man nicht richtig glücklich.

„Zoroastre“ wird relativ selten gespielt und erzählt vom Kampf des Bösewichtes Abramane und seiner intriganten Freundin Érinice gegen Zoroastre und seine Partnerin Amélite. Zuletzt war das Stück in Deutschland 2017 an der Komischen Oper Berlin zu sehen, wo Regisseur Tobias Kratzer daraus einen komödiantischen-kleinkarierten Nachbarschaftsstreit gemacht hat.

In Münster siedelt Gregor Schütky die Oper im Zirkus-Milieu an. Bühnenbildner Ralf Käselau hat ihm dafür eine Manege gebaut, an deren linken Seite das Orchester platziert ist. Zwar sind die Akteure als Artisten, Gaukler und Zauberer kostümiert (Katharina Gault), füllen ihre Rollen aber nicht mit zirzensischen Aktivitäten aus. Hier würde man von den Hauptfiguren auch Zauberei und Artistik erwarten. Dies wird aber nur am Rande von der zusätzlichen Artistengruppe, zum Beispiel auf dem Trampolin geleistet.

Seltsam ist, dass das böse Paar queer kostümiert ist: Abramane ist als übergewichtige und vollbusige Frau verkleidet und damit auch zum Fatshaming verurteilt, Érinice wird mit Schnurbart zum Mann. Will die Regie hier zeigen, dass Homosexuelle böse sind?

Richtig glaubhaft wird die Inszenierung zwischendurch, als die Regie sich von ihrem Zirkuskonzept verabschiedet und Zoroastre als Sektenführer gezeigt wird, der eine Massenhochzeit seiner Anhänger durchführt. Diese Spur hätte die Regie viel intensiver verfolgen sollen.

© Martina Pipprich

Als Experten für dieses Genre hat man in Münster Bernhard Forck von der Akademie für Alte Musik Berlin engagiert. Er lässt das Sinfonieorchester Münster mit einem robusten und historisch informierten Streicherklang spielen. In den Sturm- und Tanzmusiken kommt das Orchester besonders zur Geltung.   

Mit David Tricou steht in Münster ein Star der Alten-Musik-Szene in der Titelrolle auf der Bühne. Seine schlanke Haute-Countre Stimme mischt elegant zwischen Kopf- und Brust-Register und wird perfekt geführt. Robyn Allegra Parton als Amélite gestaltet ihre Rolle solide, klingt in der Höhe aber etwas beengt. In der Sopranriege der Produktion ragt Maria Christina Tsiakourma als Céphie mit junger und frischer Stimme heraus. Wioletta Hebrowska singt mit selbstbewussten Mezzo die intrigante Érinice. Mit bulligem Tenor gestaltet Johan Hyunbong Choi den Abramane.

Das Theater Münster ermöglicht erfreulicher Weise die Begegnung mit einer selten gespielten Oper des französischen Barocks, jedoch hätte man sich eine szenisch schlüssigere Umsetzung gewünscht.

Rudolf Hermes 18. April 2024


Zoroastre
Jean-Philippe Rameau

Theater Münster

Premiere: 23. März 2024

Regie: Georg Schütky
Musikalische Leitung: Bernhard Forck
Wuppertaler Orchester

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