Heldritt: „Viktoria und ihr Husar“

Heldritt ist eine Reise wert

Nach dem Abstecher zum Musical im letzten Jahr kehrte die Sommeroperette wieder zur Operette zurück – und dies war gut so. Paul Abrahams relativ selten aufgeführte „Viktoria und ihr Husar“ zog aus, um das Publikum auf der Waldbühne wieder zu verzaubern. Und es gelang. Es gelang so gut, dass man beim Nachhause gehen nur fröhliche, gelöste Gesichter sah, die die Melodien aus „Viktoria“ noch vor sich hin pfiffen. Welches schönere Kompliment kann es für eine Aufführung geben, bei der alles passte.

Dabei waren die Vorzeichen gar nicht so gut gewesen. Der kürzlich engagierte Regisseur Bernhard Maxara, der einige Jahre bleiben wollte, erklärte seinen Rückzug nach der Generalprobe. Künstlerische Differenzen und unterschiedliche Vorstellungen mit Adelheid Frankenberger, der Produktionsleiterin und 1. Vorsitzenden des Vereins Coburger Sommeroperette über den künftigen Kurs der Sommeroperette, sollen der Hintergrund sein. Auch der langjährige Kapellmeister Reinhard Schmidt verließ im Frühjahr nach 17 Jahren die Sommeroperette. Alle Differenzen, sofern sie vorhanden waren, haben dazu geführt, dass die Operette in Heldritt wie Phoenix aus der Asche gestiegen ist. Adelheid Frankenberger sah sich nach der Aufführung für ihre Arbeit der vergangen Zeit reich belohnt.

Dass man vor der Vorstellung kulinarischen Genüssen frönen kann, hebt die Coburger Sommeroperette zusätzlich aus der Reihe der weiteren Operettenaufführungsorte hervor (und lässt mich sündigen).

Bernhard Maxara hat das Ganze äußerst publikumswirksam inszeniert. Das Publikum ging richtig mit, die romantische Geschichte um den Rittmeister gab Anlass zu viel Lachen aber auch etwas zurückhaltendes Mitleiden. Das am Schluss alles wieder gut wird und sich alle bekommen, dies ist halt in der Operette so. Und deshalb wird sie wahrscheinlich auch so sehr geliebt –gestern wie auch heute.

Gesungen wurde durchwegs vorzüglich. Asa Elmgren als Viktoria besitzt eine schöne, voll erblühte Sopranstimme, die sie stilsicher einzusetzen weiß. Ihr Mann John Cunlight wird von Heimir Wium als älterer, vornehm zurückhaltender Mann auf die Bretter gestellt. Der Husarenrittmeister Stefan Koltay besitzt einen klaren, weichen, warmen Tenor, der sich durchschlagkräftig in den Soli als auch in den Duetten entfaltet. Gesungen wird er von dem Coburger Markus Gruber, der zurzeit in Detmold engagiert ist und dem eine große Zukunft vorhergesagt wird. Als Stefan Koltay jedenfalls bietet er eine hervorragende Interpretation und ich bin sicher, dass man noch viel von ihm hören wird.

Isabella Lechner als Riquette und Sascha Mei als Janczy, dem Burschen Koltays wirbeln über die Bühne, dass es einem Angst und bange wird. Daneben singen sie beide auch noch vorzüglich und heimsen zu Recht den Applaus des begeisterten Publikums ein.

Auch das zweite Buffopaar, Nadja Plattner als O Lia San, Ferrys Braut und Jan Reimitz als Graf Ferry passen hervorragend zusammen. Auch hier passen Tanz und Gesang überein. Beide Soubretten singen und tanzen bezaubernd und ihre beiden „Burschen“ stehen ihnen in nichts nach.

Das Orchester der Coburger Sommeroperette unter der Leitung von Ivan Boldog, bringt die wunderschönen Melodien Paul Abrahams zum Erblühen. Die ungarischen Musiker schaffen die Sänger unterstützend, werkgetreu und schmissig, die Grundlage für eine durchweg gelungene Aufführung.

Die Aufführung macht Lust auf mehr und so freut man sich im nächsten Jahr auf eine selten aufgeführte Operette, den „Gasparone“ von Karl Millöcker.

Manfred Drescher