Köln: „Star Dust – From Bach to David Bowie“

Premiere Philharmonie Köln: 17.07.2019, besuchte Vorstellung: 16.07.2019

Das Contemporary Ballet zum ersten Mal in Deutschland

Bereits im Jahr 1994 wurde das Complexions Contemporary Ballet von dem Choreografen Dwight Rhoden und dem Tänzer Desmond Richardson gegründet. Das ehrgeizige Ziel hierbei, durch einen konsequenten Mix von Methoden, Stilen und kulturellen Einflüssen wollte man den Tanz „neu erfinden“. In den vergangenen Jahren entwickelte sich die Company zu einer der gefragtesten Gruppen der Welt, die in den ganz großen Häusern auf der ganzen Welt zu Auftritten eingeladen wurden. Nach rund 25 Jahren ist man nun erstmals in Deutschland zu Gast. Nach Auftritten in München und Berlin eröffnet das Programm „Star Dust – From Bach to David Bowie“ nun das diesjährige Kölner Sommerfestival in der dortigen Philharmonie.

Passenderweise beginnt der zweigeteilte Abend mit dem Programm „Bach 25“, welches im April 2018 seine Uraufführung feierte. Chefchoreograf Dwight Rhoden schuf hierbei zu der Musik von Johan Sebastian Bach und Carl Philipp Emanuel Bach einen ganz bezaubernden Reigen an ausgefallenen Bewegungen, die die jeweiligen Stimmungen der Musik genau treffen. Es beginnt sehr schwungvoll mit dem Cellokonzert, A-Dur von C. Ph. E. Bach, wo auch gleich das alle 14 Tänzer gemeinsam auf der Bühne stehen. In den folgenden vier Barockwerken von J. S. Bach stehen dagegen meist einzelne Tänzer, Paare oder Trios im Mittelpunkt, wobei hier dennoch großer Wert auf die Stärke des gesamten Kollektivs gelegt wurde. Das Programmheft schreibt hierzu, dass „individueller Ausdruck und die Harmonie eines Ensembles in ein und demselben Werk ineinander verschmelzen können“. Eine in der Tat passende Zusammenfassung dieses Programmes, welches seinen Höhepunkt im großen Magnifikat von C. Ph. E. Bach findet. Die Wucht des Gesanges gepaart mit den absolut synchronen Bewegungen gehen unter die Haut. Nach einem wahren Ausbruch der Emotionen schließt das folgende Klavierkonzert Nr. 1, D-Moll von J. S. Bach den ersten Teil mit vergleichsweise ruhigen Bildern ab.

Nach der Pause erwartet den Zuschauer dann mit „Star Dust“ eine großartige Hommage an die Pop-Ikone David Bowie. „In jedem von uns steckt ein bisschen Bowie.“ kommentiert Dwight Rhoden sein Werk und folgerichtig treten die einzelnen Tänzer auch immer wieder als David Bowie in Erscheinung. Zu Hits wie Lazarus, Changes oder Space Oddity zeigen die Tänzer ein wahres Tanz-Feuerwerk auf der Bühne, welches insbesondere bei Live on Mars, unter die Haut geht. Anrührend auch die Darstellung von Heroes, welche am Ende in einem ganz berührenden stillen Moment endet. Neben der bekannten Musik wurde bei den Choreografien auch bewusst auf die Bühnenpräsenz des Glam-Rock-Musikers abgestellt, was sich auch in den Bildern und Figuren des Programmes wiederfindet.

Abgerundet wird der zweite Teil von einem passenden, man könnte fast sagen pop-modernen Lichtdesign, welches die Darsteller immer wieder ins passende Licht rückt. Verantwortlich hierfür zeichnet sich Michael Korsch, der im Übrigen auch bei „Bach 25“ für eine eher klassische Ausleuchtung der Bühne sorgte. Die figurbetonenden Kostüme von Christine Darch versprühen einen Hauch von Erotik, was diesen zutiefst berührenden Abend perfekt abrundet. Das Publikum in der nahezu komplett gefüllten Philharmonie spendet den 14 Darstellern sehr langen und begeisternden Applaus. An dieser Stelle soll daher auch darauf verzichtet werden, einzelne Tänzer besonders hervorzuheben, hier zählt vor allem das positive Gesamtbild. Auch Dwight Rhoden wurde vom Publikum mit großem Beifall bedacht für einen gelungenen rund zweistündigen Ballettabend, der den Tanz vielleicht nicht zwingend „neu erfunden“ hat, ihn aber mindestens auf eine Stufe gehoben hat, die ihresgleichen sucht. Bravo!

Markus Lamers, 17.07.2019

Bilder: © Sharan Bradford