Wunsiedel: „Die Fledermaus“

Besuchte Aufführung: 13.08.2011

Im letzten Jahr hatte es in Wunsiedel eine wunderschöne Aufführung von „Wiener Blut“ gegeben – und da man mit Strauss die Häuser voll bekommt, stand diesmal wieder ein Strauss auf der Bühne – und zwar die „Königin der Operette“, die unverwüstliche „Fledermaus“. Und um es auch jetzt gleich vorwegzunehmen, diese Aufführung war gelungen, gelungen in jeder Weise – in erster Linie musika-lisch, sowohl von den Solisten als auch vom Orchester unter der schwungvollen Leitung des „Alt-meisters“ Heinz Hellbergs. Gelungen auch im Bühnenbild, welches sich in die wundervolle Felsen-landschaft hervorragend einfügte. Zurzeit wird die Felsenbühne umgebaut und im nächsten Jahr war-ten wir gespannt auf den nächsten Hellbergschen Flügelschlag, dem unverwüstlichen „Vogelhändler“.

Aber zurück zur “Fledermaus“. Auch in diesem Jahr hatte Heinz Hellberg mit seiner Operettenbühne Wien wieder das Glück gepachtet. Denn so richtig Spaß machen die Aufführungen auf der wunder-schönen Bühne natürlich erst, wenn auch das Wetter passt – und auch hier hatten die Besucher (jeden-falls bei der von mir am 13. August besuchten Aufführung) das notwendige Glück, es blieb bis zum letzten Klang trocken und schön.

Hellberg ist ein Garant dafür, dass Operette richtig schön altmodisch inszeniert wird – und dies ist ganz und gar positiv gemeint. Ich kann die Alfreds in Naziunform, die Adeles mit entblößtem Ober-körper und ähnliches nicht mehr sehen und freue mich umso mehr, wenn ich mich hier bei der Wiener Operettenbühne entspannen und auf die herrliche Strauss’sche Musik konzentrieren kann. Die Inszenierung von Hellberg möchte, dass der Zuschauer und –hörer sich unterhält und viel lacht. Und dies kann er hier zur Genüge. Beste Unterhaltung im wahrsten Sinne des Wortes bietet die Auf-führung, auch wenn man vielleicht ab und zu dem Pferd ein bisschen zu viel Zucker gibt, unterhalt-sam ist es in jedem Fall. Und was will man eigentlich mehr – mehr als sich köstlich zu unterhalten. Von dem blendend aufgelegten Ensemble springt der Funke schnell auf das Publikum über, einen Ausfall gibt es nicht zu verzeichnen. Es gibt viel Applaus und leider auch das mehr oder weniger rhythmische Mitklatschen, welches mir überhaupt nicht, der Mehrheit des Publikums aber scheinbar sehr gefällt. Auch in diesem Jahr dauert die Aufführung wieder etwas länger als geplant, das gut ge-launte Publikum erklatscht sich eine Wiederholung nach der anderen.

Das Orchester ist bestens eingespielt, der Chor durchschlagskräftig und einsatzfreudig, das Ballett weiß zu überzeugen und die Kostüme sind stilsicher abgestimmt. Die Aufführung erwartet keine Problemlösungen, sie will unterhalten und das tut sie auf eine wunderbare Arte und Weise. Man ist beschwingt und so geht man auch die Melodien weiter summend, die Luisenburg nach der Auffüh-rung hinunter. Man hat sich amüsiert, sich blendend unterhalten, ist einfach glücklich.

Auf die Handlung gehe ich nicht ein, die kennt jeder Straussianer in- und auswendig. Aber ein paar Worte zu den Sängerdarstellern, die wesentlich zum Gelingen der Operette beitragen.

Mit angenehm weichem höhensicherem Tenor gibt der Hellbergsche „Haustenor“ Michael Kurz den Eisenstein, Alexandra Scholiks warmer, einschmeichelnder Sopran steht ihm in nichts nach, darstelle-risch halten sich beide dezent zurück, was den Rollen durchaus zu Gute kommt. Hristofor Yonov bringt als Alfred einen strahlenden Tenor mit, ebenfalls herausstechend wie die Adele der kokett-zarten Verena te Best als Adele. Ein „Urgestein“ der Operettenbühne Wien, die wie immer ausge-zeichnet singend, aber auch spielende Mezzosopranistin Susanne Fugger, führt als Prinz Orlowsky charmant durch das Geschehen. Georg Lehner als Frank, Thomas Weinhappel als Dr. Falke und vor allem Stephan Paryla-Raky als herrlicher Frosch vervollständigen das Ensemble.

Eine stimmige Aufführung, die das begeisterte Publikum zufrieden und glücklich nach Hause entlässt. Man hat nicht nur das Gefühl einer wunderschönen Aufführung beigewohnt zu haben, man hat diese heute wahrhaftig erlebt – und was sollte man eigentlich mehr erwarten.

Manfred Drescher