Gelegentlich erklingt er in Konzerten: ein Flügel aus der Klavierbaufabrik an der Dammallee, bekannt als Steingraeber op. 5930. Das Instrument Baujahr 1892 wurde nach Einem benannt, der 1886 in Bayreuth das Sterbliche segnete; als Liszt-Flügel imitiert es baugleich den Steingraeber op. 4328: den gelblackierten im Rokokosaal. Aufnahmen mit historischen Instrumenten sind etwas Besonderes, zumal dann, wenn es sich um Klaviere handelt, die im Jahrhundert des Pianos gebaut wurden.2020 setzten sich Franziska und Florian Glemser an die Kostbarkeit, um ein Album aufzunehmen, das, abgesehen vom Brahms-Bonus, ganz jenem Meister gewidmet ist, den Liszt oft transkribiert hat. Kenner mögen sich daran erinnern, dass der Dichter der „Winterreise“ und der „Schönen Müllerin“ in Bayreuth zu Besuch war, Liebhaber werden den warmen Klang des Flügels schätzen, mit dem sich die Glemsers Schuberts Klavierkosmos erobern, doch begnügen sich die beiden Meisterspieler, die hörbar aufeinander hören, nicht mit dem „bekannten“ Schubert. Das A-Dur-Rondo D 951, die Variationen D 813 und die drei Militärmärsche D 733 umrahmen eine Variationssuite, die Florian Glemser einigen Liedperlen abgewann. Zwischen Himmelhochjauchzen und Betrübnis, Kälte und Jubel öffnet sich Schubert in die Gegenwart; die Basstöne geben dem Leiermann ein extrem düsteres Aussehen, die Taubenpost flattert fröhlich in die Weite. Dur und Moll waren beim Komponisten immer in Übergängen begriffen – die Glemsers spielen einen melancholischen und (die Märsche) charmanten, einen elegischen und sprudelnden Schubert heraus.
Schubertiade am Lisztflügel. Klavierduo Glemser. Organophon 90154
10.2.2021