Dresden: Michael Volle

am 7. 3. 2019

als Liedsänger

Offenbar scheint es in Dresden kein Publikum mehr zu geben für Liederabende, denn der Abend mit Michael Volle in der Semperoper war nur schwach besucht. Vielleicht lag das auch am sperrigen Programm, das der Bariton für diesen Auftritt ausgewählt hatte. Es bestand zumeist aus selten zu hörenden Liedern, was vielleicht erklärt, dass der Sänger ausnahmslos aus den Noten sang, was aber auch den direkten Kontakt zum Publikum verminderte.

Zu Beginn erlang Mozarts Freimaurer-Kantate „Die Ihr des unermesslichen Weltalls Schöpfer ehrt“, die Volle mit energischem Nachdruck, reichem dynamischem Spektrum und voll tönenden Spitzennoten vortrug. Seltenes auch von Schubert im zweiten Block. In deklamatorischem Sprechgesang erklang „Dem Unendlichen “, am Schluss bei „Gott, Gott ist es“ grimmig im Ton und bedrohlich im Ausdruck. „Der Pilgrim“ bot erstmals Gelegenheit für kantablen Gesang, der „Himmelsfunken“ für zärtliche Gespinste bis zur Tonlosigkeit. Bei „Prometheus“ erinnerte Volle mit seinem autoritären Ausdruck und den höhnischen Facetten an seine heldischen Partien im Opernrepertoire. Ganz zurückgenommen und mit fahler Tongebung erklang die „Gruppe aus dem Tartarus“, bei der Helmut Deutsch am Flügel wunderbar differenziert spielte und einmal mehr seinen Ausnahmestatus als Liedbegleiter bestätigte. Er ist ein Meister im Setzen von Akzenten und Erzeigen von Kontrasten. Als lyrisches Intermezzo mit sanften Tönen erklang „Im Abendrot“, machtvoll und strömend

„Die Allmacht“, bei der es einige unkontrollierte Spitzentöne gab.

Der zweite Teil begann mit „Drei Gesängen nach Gedichten von Friedrich Hölderlin“ von Hermann Reutter – Kompositionen zwischen kraftvoller Emphase und lyrischer Zurückhaltung. In den virtuosen oder träumerischen Nachspielen hatte Deutsch Gelegenheit für bravouröses und feinsinniges Spiel. Den stärksten Eindruck des anspruchsvollen Programms hinterließen die „Vier ernsten Gesänge“ von Johannes Brahms, in denen der Solist mit schmerzlichem Duktus einprägsam und beschwörend die Stimmungen von Tod, aber sanft kosend auch von Trost vermitteln konnte.

Auf wirklich populäre Titel musste das Publikum bis zu den beiden Zugaben warten – Schuberts „Der Wanderer an den Mond“ und „Wanderers Nachtlied“, bei denen Volles Stimme klang, als hätte sie nie etwas anderes gesungen.

Bernd Hoppe 11.3.2019

Foto © Oper Dresden