Meiningen: „Neuer Spielplan 2023/24“

Extra warm angezogen, behütet mit einem gelben Bauhelm, durften die Journalisten zur Spielplanpräsentation 2023/24 in die heiligen Hallen des Schlosses Elisabethenburg emporsteigen. Einzig Venus, Jupiter, Mars, Neptun und die restliche Götterschar auf den barocken Deckengemälden tangierte es wenig, dass der Riesensaal nicht geheizt war, doch war es bestimmt eine willkommene Abwechslung, dass der prächtige, aber marode Raum für zwei Stunden aus seinem Dornröschenschlaf erwachen durfte. Wer keine Skiunterwäsche trug, dem kroch die Kälte bis ins Mark, aber nicht ins Herz, denn es war einfach eine Freude, mit welcher ansteckenden Begeisterung und mit welchem Charisma Intendanz und Spartenleiter präsentierten, was sie für die kommende Spielzeit ausgebrütet haben. Dass sie auf die volle Unterstützung durch Stadt, Land und Staatskanzlei vertrauen dürfen, ist ein Glücksfall. Natürlich hat es etwas Besonderes damit auf sich, dass man sich gerade an diesem Ort trifft, denn hier fing 1776 alles an. Dieser Saal war die erste Spielstätte, die Keimzelle einer Historie, die sich von damals bis heute immer wieder neu erfindet und damit eine Tradition fortschreibt, der weder Kriege noch Krisen etwas anhaben können. Kulturpessimismus in Meiningen? Mitnichten. Gerade erst kürte das Konzert- und Opernmagazin „Concerti“ die Theaterbesucher zum „Publikum des Jahres 2022“. Und dass man diesem wieder außergewöhnliche Kunst und Kultur bieten wird, zeigt das Programm.

(c) Theater Meiningen / Christina Iberl

„Die Feen“, das erste monumentale Bühnenwerk des damals 21-jährigen Richard Wagner, kommt zum ersten Mal in Meiningen zur Aufführung. Regisseurin Yona Kim hat dieses romantische Schauermärchen zusammen mit dem neuen GMD Killian Farrell entstaubt, gerafft und nicht nur Wagnerianer werden beeindruckt sein.

Herzog Georg II. brachte Henrik Ibsens „Gespenster“ bereits 1886 in Meiningen mit Erfolg auf die Bühne. Dass der frühere Intendant Ansgar Haag und der ehemalige GMD Philippe Bach 2016 den Norweger Torstein Aagaard-Nilsen beauftragten, das Schauspiel zu einer Oper zu adaptieren, um sie hier uraufzuführen, verspricht mit einer geheimnisvoll-atmosphärischen Klangwelt spannend zu werden.

Auch in dieser Spielzeit kommen die Freunde Mozarts auf ihre Kosten. „Die Hochzeit des Figaro“ unter der Regie von Philipp M. Krenn in italienischer Sprache wird sicher viele Besucher anlocken.

Johann Strauss geht immer und „Die Fledermaus“ erst recht. Mal sehen, was sich Regisseur Georg Schmiedleitner einfallen lässt. Der Schauspieler Thorsten Merten darf übrigens als Zellenschließer „Frosch“ sein Meininger Rollendebüt geben.

(c) Theater Meiningen / Christina Iberl

Puccinis „Madama Butterfly“ mit dem Meininger Opernensemble wird ohne Frage eine der ergreifendsten Vorstellungen des Musiktheaters werden. Selbst Markus Lüpertz attestierte ihm bei seiner Bohème-Inszenierung MET-Format.

Und nun ein Geheimtipp für Kenner und Neugierige: Vicente Martín y Solers „Una cosa rara“, ein heute wenig bekannter Wiener Klassiker, wurde am Theater Regensburg unter der Regievon Andreas Baesler wiederentdeckt und wiederbelebt. Markus Lüpertz entwarf Kostüme und Bühnenbild und wenn man der Presse glaubt, erlebt man mit dem fantasievoll gestalteten Schäferspiel ein bunt-skurriles Spektakel mit galanter Musik.

Der Abo-Vorverkauf hat schon begonnen und Ende Mai gibt es Karten für alle Vorstellungen.

Inge Kutsche, 16. April 2023


15. September 2023:  „Die Feen“, Richard Wagner

27. Oktober 2023: „Die Hochzeit des Figaro“, Wolfgang Amadeus Mozart

8. Dezember 2023: „Die Fledermaus“, Johann Strauß

23. Februar 2024: „Gespenster“, Torstein Aargaard-Nilsen

12. April 2024: „Madama Butterfly“, Giacomo Puccini

31. Mai 2024: „Una cosa rara“, Vicente Martín y Soler