Novara: „Rigoletto“

Aufführung am 5.10. (Premiere)

Gelungener Saisonbeginn

Nachdem die Veranstaltungsreihe Who’s Carlo Coccia, die den Namensgeber des Hauses und seine Zeitgenossen an den verschiedensten Orten der piemontesischen Kleinstadt vorgestellt hatte, mit einer Gelegenheitsarbeit Joseph Haydns (March for the Royal Society of Musicians), den Sinfonie in E-Dur und G-Dur von Coccia, einer Sinfonia in d-Moll von Lauro Rossi und Gioachino Rossinis Sinfonia di Bologna am 23.9. unter der kompetenten Stabführung von Gianna Fratta abgeschlossen worden war, erfolgte die Saisoneröffnung im stark aufstrebenden Haus mit Giuseppe Verdis erstem Werk aus der sogenannten „trilogia popolare“.

Da man mit „Aida“ vor zwei Jahren mit den Herren Paolo Gavazzeni (künstlerischer Leiter des Fernsehkanals Classica HD) und Piero Maranghi (Unternehmer und Besitzer des erwähnten Kanals) gute Erfahrungen als Regieduo gemacht hatte, wurden sie für diese Produktion neuerlich verpflichtet.

Das Erfreuliche daran ist, dass ihre Interpretation des Werks aus der Sicht von Opernliebhabern erfolgt, somit die Geschichte genauso erzählt wird, wie sie sich abspielt. Das setzt Bühnenbilder (Leila Fteita) und Kostüme (Nicoletta Ceccolini) voraus, die dem vom Libretto vorgegebenen 16. Jahrhundert entsprechen. Waren die Kostüme besonders schön anzusehen, so zeigte das Bühnenbild, wie mit Geschmack und Stilsicherheit auch mit relativ bescheidenen Mitteln ein überzeugendes Ambiente geschaffen werden kann. Auch die Beleuchtung von Emiliano Pascucci trug das Ihre zur starken Atmosphäre bei.

Mit Freude konnte man feststellen, dass der Chor dieser Koproduktion mit dem sardischen Sassari aus Schülern der Konservatorien von Novara und Alessandria bestand und unter der Leitung von Marco Berrini kraftvoll und präzise sang. Matteo Beltrami, Musikdirektor des Hauses, spornte das ihm mit großer Aufmerksamkeit folgende Orchestra del Teatro Coccia zu einer inspirierten Leistung an, bei der sich Liebe, Dramatik und Frivolität bestens das Gleichgewicht hielten.

Roberto De Candia, aus dem Buffofach bestens bekannt, debütierte in der Titelrolle und hinterließ starken Eindruck. Ohne jemals seine Stimme künstlich zu verbreitern, gab er dem unglücklichen Hofnarren auch mit Hilfe einer vorbildlichen Wortbehandlung scharfes Profil. Ebenso beeindruckte seine Mimik (wie er etwa während Monterones Fluch bei dem Wort „figlia“ geradezu erbleichte). Ein gelungenes Debüt. Gilda war die Polin Aleksandra Kubas-Kruk mit sauberer Linie und sehr einfühlsamer Gestaltung. So wurde ihr „Caro nome“ zum wirklich schwärmerischen Liebesgeständnis eines romantischen jungen Mädchens. Mit Stefan Pop stand ein draufgängerischer Herzog mit auffallend schönem Stimmmaterial auf der Bühne. Der Rumäne hat seit seinem zweiten Platz bei Domingos Operalia 2010 seine Technik stark verbessert und erwies sich auch szenisch auf der Höhe seiner Aufgabe. Sofia Janelidze aus Georgien war mit schön timbriertem Mezzo der undankbaren Rolle der Maddalena mehr als gewachsen.

Ihren Bruder sang der junge Andrea Comelli mit vielversprechenden stimmlichen Mitteln. Sehr positiv fielen weiter Fulvio Fonzi (Monterone), Stefano Marchisio (Marullo) und Didier Pieri (Borsa) auf.

Man darf sich auf die kommenden Produktionen in Novara freuen.

Eva Pleus 13.10.18

Bilder: Mario Finotti