Sevilla: „Siegfried“

Aufführung am 09.02.2012

Der Ring schließt sich

Eines der größten Projekte des Teatro de la Maestranza ist es, den kompletten Ring von Wagner aufzuführen. Man hat sich für eine der derzeit spektakulärsten Produktionen, nämlich die aus Valencia (in Koproduktion mit dem Maggio Musicale Fiorentino) von La Fura dels Baus, entschieden. Die katalanische Gruppe hat Mythos und Technologie wunderbar verbunden. Und SIEGFRIED ist vielleicht (zusammen mit dem Rheingold) das geeignete Stück, wo Carlus Padrissa seine ganze Phantasie zeigen kann. Mime arbeitet im ersten Akt mit einem enormen Computer. Der Wald ist der Ort, wo alle Kinderträume ungemein humorvoll verwirklicht werden, wenn der Regisseur Fafner als einen Puppen-Drachen darstellt oder den Waldvogel tatsächlich fliegen lässt. Im dritten Akt, nachdem wir eine kosmische Landschaft mit wunderbaren Video-Projektionen überwunden haben, muss der Held den Kreis aus realem Feuer überwinden und kann Brünnhilde aus ihrem ewigen Schlaf erwecken. Das Schluss-Duett findet in einem stilisierten Raum – der nicht umsonst an die Abstraktionen Wieland Wagners denken lässt – statt. Eine Vision, die mit modernen Mittel arbeitet und zugleich respektvoll gegenüber dem gigantischen Werk ist – und die außerdem viel Witz hat.

Pedro Halffter hat natürlich inzwischen eine viel größere Erfahrung als Wagner-Dirigent im Vergleich zu seiner ersten Beschäftigung mit dem Komponisten (Holländer im Jahre 2008). Ihm gelang mit dem Real Orquesta Sinfónica de Sevilla (zweifellos eines der besten Orchester Spaniens) eine hervorragende Interpretation. Er wusste die Spannung über das gesamte Werk zu halten und auch sehr schöne lyrische Momente zu schaffen.

Als Siegfried hörten wir Lance Ryan. Der kanadische Sänger ist sicher kein idealer Heldentenor, aber er ist sehr musikalisch und hat genügend Kraft, um das Schlussduett zu bewältigen. Die junge englische Sopranistin Catherine Foster war eine echte Entdeckung als Brünnhilde. Beide werden ihre Rollen auch im kommenden Bayreuther Ring gestalten. Die Aufführungen in Sevilla waren dafür die beste Vorbereitung.

Robert Brubaker als Mime (nicht mit dem üblichen buffonesken und näselnden Ton, sondern mit einer echten Tenorstimme, die in einigen Momenten sogar die des Siegfried übertraf), Alan Held (Wanderer), Gordon Hawkins (Alberich), Kurt Rydl (Fafner), Christa Mayer (Erda) und die Spanierin Cristina Toledo als kühner Waldvogel (wie gesagt, sie musste singen und fliegen) ergänzten die Besetzung trefflich.

Rafael Banús
Fotos: Guillermo Mendo/Teatro de la Maestranza