Mönchengladbach: „Wär’ die Sehnsucht nicht so gross“

Pr. 29.1.2015

Uraufführung einer Operettenrevue von Carsten Süss

Der jugendliche Heldentenor Carsten Süss, im Opern- wie auch im Operettenfach zu Hause – ist unter die Regisseure gegangen. Er ist ein Multitalent, singt Belcanto ebenso wie Wagnerpartien, er schreibt Dialogversionen für Operetten-Produktionen, dirigiert, moderiert, leitet den in seinem Wohnort wieder zum Leben erweckten Chor – und nun gab er sein Debüt als Regisseur mit einer Operettenrevue, die am Theater Mönchengladbach auf der Studienbühne stattfand. Er schrieb den Text und war verantwortlich für das Gesamtkonzept. Im Fokus dieses Konzepts standen Musikstücke, die von jüdischen Komponisten stammen, deren Werke während der Nazi-Herrschaft als entartet galten und als „jüdische Dudelei“ bezeichnet wurden. Man konnte Melodien von Leo Fall, Emmerich Kálmán, Oscar Straus, Jean Gilbert, Paul Abraham und Ralph Benatzky vernehmen, die Michael Preiser als musikalischer Leiter für ein kleines sechsköpfiges Orchester zusammengestellt hat. Heraus kam eine Art „Salonorchester“, das virtuos ein Stück Operette über Operette präsentierte.

Erzählt wird die Geschichte von Ernst Seligmann, der in der Nähe von Wien geboren wurde, im 1. Weltkrieg als Soldat diente, die Erlebnisse aber nicht verkraftet hat und nach Amerika auswandert, um dort sein Glück zu suchen. Er fand es in dem jüdischen Mädchen Deborah Rosenbaum, sie heiraten und eröffnen ein kleines Schallplattengeschäft, das sich auf den Verkauf von deutschsprachigen Operetten- und Schlagerliedern spezialisiert. Bis zum Börsencrash 1929 floriert das Geschäft, doch dann muss die Familie, inzwischen mit Sohn Arthur, erneut von vorn anfangen.

Die Protagonisten haben diese schöne, aber auch ernste Geschichte mit viel Charme, Ironie, und Originalität, gekonntem Gesang und Spielwitz vorgetragen. Carsten Süss ist mit diesem Stück eine Hommage an ein fast vergessenes Genre gelungen. Vielleicht hat er einen Funken entzündet, der sich zu einem Feuerwerk entwickelt. Mit diesem Regiedebüt ergänzt er die Liste seiner vielseitigen Begabungen.

Übrigens kann man ihn als Sänger ab April an der Volksoper Wien erleben, wo er sein Rollendebüt als Don José in der Oper „Carmen“ geben wird.

Inge Lore Tautz 8.2.15

Dank für die schönen Bilder an Matthias Stute

PS. Weitere Vorstellungstermine: Februar 7., 15. 27. und März 8. und 17.