Solingen: „Fack ju Göhte“, Musical nach dem Filmerfolg

Mit mehr als sieben Millionen Besuchern zählte die Filmkomödie Fack ju Göhte im Kinowinter 2013/14 zu den erfolgreichsten Filmen dieser Jahre. In den Hauptrollen waren seinerzeit Elyas M´Barek und Karoline Herfurth zu sehen. Auf Grund des großen Erfolges bei Zuschauern und Kritikern folgten zwei Filmfortsetzungen, bevor am 21.  Januar 2018 im Münchner Werk 7 eine Musicaladaption dieser Geschichte Premiere feierte. Die Regie übernahm damals Christoph Drewitz, der sich auch für die Inszenierung der aktuellen Tour-Produktion verantwortlich zeichnet. 

(c) Nico Moser

Für alle Leser, die den Film nicht gesehen haben, vorab ein paar kurze Worte zur Handlung: Nachdem Zeki Müller aus dem Gefängnis entlassen wurde, möchte er so schnell wie möglich an die Beute aus dem Überfall gelangen. Leider hat seine Freundin diese aber genau dort vergraben, wo die Goethe-Gesamtschule inzwischen eine neue Turnhalle errichtet hat. Um nach Schulschluss ungestört einen Tunnel zum Geld graben zu können, bewirbt er sich auf die aktuell ausgeschriebene Stelle des Hausmeisters. Allerdings kommt es beim Bewerbungsgespräch zu mehreren Missverständnissen und plötzlich ist Zeki als Aushilfslehrer engagiert. Ausgerechnet in der Problemklasse 10b soll er unterrichten, da die engagierte Kollegin Lisi Schnabelstedt mit den Schülern und Schülerinnen dort hoffnungslos überfordert ist. Zunächst sind ihm die Schüler egal, doch mit rauem Ton und unkonventionellen Lehrmethoden gewinnt Zeki allmählich das Vertrauen der Schüler, die ihm nun auch ihre Sorgen und Träume anvertrauen. Der Ex-Knacki beginnt an seiner bis vor kurzem so klaren Zukunft zu zweifeln, die vielleicht doch ganz anders verlaufen wird als gedacht.
Beim Deutschen Musical Theater Preis im Oktober 2018 wurde das Stück in der Kategorie „Bestes Musical“ ausgezeichnet und in der Tat ist Fack ju Göhte erfrischend anders als viele andere Musicals. Kevin Schroeder, Simon Triebel und Nico Rebscher schufen hier ein Musical, das eine ebenso unterhaltsame wie berührende Geschichte mit hervorragenden neuen Songs kombiniert. Im Rahmen des „Broadway Fieber Solingen“ fanden nun zwei Vorstellungen des Stückes im dortigen Theater und Konzerthaus statt, ein Theater welchem überregional vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Als Haus, welches vornehmlich auf Fremdproduktionen setzen muss, gelingt es dem dortigen Management immer wieder, sehr interessante Vorstellungen in die Klingenstadt zu holen. So gastiert u. a. das Theater Krefeld-Mönchengladbach dort am 18. und 19. März 2023 mit der sehr sehenswerten Zauberflöte.

(c) Nico Moser

Aber zurück zu Fack ju Göhte, einem Musical bei dem das Durchschnittsalter im Publikum deutlich jünger war, als bei den meisten anderen Theaterbesuchen der letzten Jahre. Auch das 16köpfige Ensemble ist mit jungen und talentierten Darstellern besetzt, die voller Spielfreunde ans Werk gehen. Stellvertretend für alle Darsteller seien hier Manuel Karadeniz als Zeki Müller und Veronika Hörmann als Lisi Schnabelstedt genannt, die die beiden Hauptrollen gut ausfüllen. Nele Neugebauer wirkt als strenge Rektorin optisch vielleicht auch etwas jung, kann allerdings durch Gesang und eine gute Komik in der Rolle überzeugen. Dies gilt für alle Rollen, und die Energie springt von der Bühne schnell auf das Publikum über. Witzig sind auch einige Regie-Ideen von Christoph Drewitz, dem es bei seiner Inszenierung gelungen ist, das Tempo von der Münchner En-Suite-Produktion auch für eine Tour beizubehalten. Beim Bühnenbild (Andrew Edwards) sind  zwar gewisse Abstriche zu machen, aber die Stärke dieses Musicals liegt vor allem in den Songs, von denen viele lange im Ohr bleiben. Schade ist allerdings, dass die Musik an diesem Abend als Playback vom Band kommt und nur die Darsteller live singen. Die Abmischung ist zwar gut, aber ein Playback kann eben kein echtes Orchester ersetzten. Voll überzeugen kann dagegen die Choreographie von Jonathan Huor, der die Schüler immer wieder gut einstudiert in großen Ensemble-Nummern auf die Bühne stellt. Wenn bei „Schula, oh Schula“ schließlich noch die Alpakas auf der Bühne tanzen, ist das Publikum hörbar amüsiert.  Gelungen auch die moderne Umsetzung von „Romeo und Julia“ als Schulaufführung der 10b. Allgemein hört man einige Stimmen im Publikum, die das Stück unbedingt nochmal sehen wollen; ein viel besseres Kompliment gibt es in der heutigen Zeit wohl kaum.
Auf Grund des großen Erfolges der knapp 50 Aufführungen der letzten Wochen, wird Fack ju Göhte ab Oktober 2023 von Showslot erneut auf Tournee durch Deutschland und Österreich geschickt. Im Rahmen des „Broadway Fieber Solingen“ finden in dieser Spielzeit noch drei weitere Produktionen ihren Weg auf die Bühne des Theaters und Konzerthauses. Den Anfang macht das Musicalkonzert Musical Favorites am 1. April mit Kevin Köhler und Michael Heller.  Es folgen die großen Musicals Titanic (hier dann auch mit den Bergischen Symphoniker im Orchestergraben) im Mai 2023 und Rock of Ages im Juni 2023. Ein Besuch darf schon im Vorfeld allen Musicalfreunden empfohlen werden.

Markus Lamers, 11. März 2023



Fack ju Göhte

Musical von Kevin Schroeder, Simon Triebel und Nico Rebscher

Theater und Konzerthaus Solingen

27. Februar 2023

Inszenierung: Christoph Drewitz

Musikalische Leitung: Michael Lieb

Choreographie: Jonathan Huor