Wien: „Onegin“

Wiener Staatsoper am 01.03.2017

Gelungenes Rollendebüt

Der leidenschaftliche Klassiker von John Cranko steht wieder am Spielplan des Wiener Staatsballetts, und wartet mit dem langersehnten Rollendebüt von Maria Yakovleva als Tatjana auf!

Sieben Jahre musste die Erste Solotänzerin Maria Yakovleva auf ihr Debüt als Tatjana warten – bereits 2010 war sie in einer Besetzung vorgesehen, und war dann aber vom Aussehen her „zu jung“. Nun ist es endlich soweit und wird der hohen Erwartungshaltung mehr als gerecht. Technisch hätte sie die Partie sowieso auch 2010 mühelos tanzen können, und mit Eno Peci hat sie einen versierten, verlässlichen Partner, mit dem die Hebefiguren in den Pas de deux bestens funktionieren. Darstellerisch glückt ihr das jugendlich-verliebte Mädchen genauso überzeugend, wie die um Fassung ringende, hin-und hergerissene erwachsene Frau und die Schlussszene ist mitreissend dramatisch, aber nie aufgesetzt. Mit diesem gelungenen Rollendebüt ist Maria Yakovleva eindeutig bereit für dramatische Partien, und man darf sich auf drei weitere Vorstellungen mit ihr als Tatjana in dieser Saison freuen.

Eno Peci, bereits seit elf Jahren als Onegin zu erleben, überzeugt durch Noblesse und in der Schlussszene, sowie auch in der Duellszene durch starke Emotionen.

Bezaubernd und souverän ist Natascha Mair als kokette Olga, die aber nicht (wie man es oft von anderen durchaus soliden Besetzungen erlebt) in Oberflächlichkeit erstarrt, sondern sehr wohl auch starke Gefühle zeigen kann. Hervorragend glückt ihr der Pas de deux mit Lenski – einer der wohl technisch schwierigsten Momente des ganzen Stücks, da ist es schlichtweg ein Genuss, wie mühelos die beiden reüssieren! – und Denys Cherevychko ist ein leidenschaftlicher, schwärmerischer Lenski, dessen Sprünge stets weich landen. Alexandru Tcacenco als edler Fürst Gremin, sowie die schrullig-sympathische Franziska Wallner-Hollinek als Amme und Erika Kovacova als motivierte Madame Larina runden das Solistenensemble ab.

Das Corps de Ballet ist einmal mehr harmonisch und souverän, und grossen Applaus gibt es auch für das Orchester der Wiener Staatsoper und Dirigent Guillermo Garcia Calvo, welcher einige kleinere Unstimmigkeiten im 2. Akt heldenhaft rettete.

Folgevorstellungen: 4., 22. März, 4., 10. und 12. April 2017 (4.3.: dieselbe Besetzung wie 1.3., 22.3. und 4.4.: Yakovleva, Lazik, Fogo*, Dato, 10. und 12.4.: Polakova, Lazik, Firenze, Kimoto, *= Rollendebüt von Nikisha Fogo als Olga)

Katharina Gebauer 3.3.2017

Bilder (c) Staatsballett