Wien: „Sylvia“

Vorstellung am 19.01.2019

Erfrischend schön

Mit Manuel Legris‘ zweitem abendfüllenden Ballett „Sylvia“ hat das Wiener Staatsballett ein kurzweiliges, brillantes Werk ins Repertoire aufgenommen, welches Auge und Ohr erfreut. Mit der stilvollen, farbenfrohen, aber nicht überladenen Ausstattung von Luisa Spinatelli fühlt sich der Zuschauer in das antike Griechenland versetzt, sehr passend dazu die Choreographie von Legris, die sowohl die Solisten, als auch das Corps de Ballet vielseitig fordert und die Charaktere glaubhaft beschreibt.

Nachdem es mittlerweile neun 1. Solotänzerinnen und sechs 1. Solotänzer im Wiener Staatsballett gibt, kann man an diesem Abend nicht wirklich von „4. Besetzung“ sprechen, da jede Besetzung ihre Besonderheit hat. Maria Yakovleva bezaubert als sympathisch-selbstbewusste Sylvia, technisch ist sie sowieso seit Jahren eine versierte Primaballerina – ihr bravourös getanztes Solo und Pas de deux im 3. Akt sorgen für Begeisterungsstürme im Publikum. Davide Dato, welcher in der Uraufführung den Orion tanzte, ist ein begnadeter Ausnahmetänzer, den man gerne sowohl in den Charakterpartien, als auch in den Prinzenrollen, in diesem Fall als Aminta erlebt. Sein Kontrahent Orion – eine choreographisch sehr dankbare Partie – wird wunderbar von Dumitru Taran getanzt. Vor einem halben Jahr zum Solotänzer ernannt, und besonders oft positiv auffallend in der vergangenen Saison ist es sehr erfreulich, Taran in einer Hauptpartie zu erleben.

Madison Young ist eine junge, aber energische Diana, die zu Beginn des Balletts sehr wohl ins Schwärmen für Endymion (elegant: Zsolt Török) gerät, und eine würdige Gegenspielerin für den leicht bekleideten Eros (mit sauberen Sprüngen: Géraud Wielick) gibt. Hervorragend besetzt ist der Faun mit Nachwuchstalent Scott McKenzie (man erinnert sich gerne auch an die ersten Spielzeiten von Denys Cherevychko und Davide Dato…), dazu erfreut die liebliche Rikako Shibamoto. Souverän tanzen Elena Bottaro (Rollendebüt) und Alice Firenze die zwei Jägerinnen und eine weitere Augenweide sind Anita Manolova (Bäuerin), Arne Vandervelde (Bauer) und Gaetano Signorelli (ein kleiner Hirte). Das Corps de Ballet reüssiert mit Harmonie und Vielseitigkeit.

Den meisten Applaus jedoch erntete Dirigent Kevin Rhodes, welcher das Orchester der Wiener Staatsoper farbenreich durch die gefällige Musik von Léo Delibes leitete und wohl aktuell einer der besten Ballettdirigenten auf internationalem Niveau ist.

Folgevorstellungen: 24. und 26.1.2019

Katharina Gebauer 23.1.2019

Bilder (c) Staasballett