Wien: Van Manen/Ekman/Kylian

Wiener Staatsballett, Wiener Staatsoper, 11. Juni 2016

Ästhetik, Humor und Sinnlichkeit

Mit dem Dreiteiler „Adagio Hammerklavier“ (Hans van Manen), „Cacti“ (Alexander Ekman) und „Bella Figura“ (Jiri Kylian) erwartet den Zuschauern ein abwechslungsreicher Abend, an welchem sich das Wiener Staatsballett in verschiedenen Stilen präsentiert – und dies von seiner besten Seite!

Der Abend wird mit van Manens „Adagio Hammerklavier“ eröffnet, ein neoklassisches, ästhetisches Werk, welches von allen drei Paaren eine unglaubliche Beherrschung des Körpers erfordert, eine perfekte Technik, Eleganz und auch die Ruhe, die komplexen Hebefiguren als leicht erscheinen zu lassen. Während Vladimir Shishov und Roman Lazik choreographisch bedingt vor allem als sehr sichere und elegante Partner fungieren, hat der wendige Eno Peci auch solistische Einsätze – die Damen sind jede auf ihre Art brillant, die grazile Olga Esina, die energische Ketevan Papava und die voll Ruhe strahlende Nina Polakova. Hier wird jeder Moment der diffizilen Choreographie ausgekostet, und das hohe Niveau des Staatsballetts auch ausserhalb von klassischen Handlungsballetten bestätigt.

Kontrastreich geht es nach der Pause mit Ekmans „Cacti“ weiter – hier beweist sich vor allem das hervorragende Corps de Ballet, in perfektem Zusammenspiel, egal ob es sich um rhythmisches Klopfen auf den Boden, Atmen, Ausrufen, Hantieren mit grossen quadratischen Platten, Kakteen, oder „nur“ Sprünge handelt. Kongenial dazu die Beleuchtung (Doef Beernink), die für Partystimmung sorgt. Hier kommt die Musik teils aus der Box (wie bei Van Manen und Kylian auch), teils mit verstärkter Live-Musik (Oreada Steude und Julia Gyenge, Violine, Laszlo Toma, Viola und Andrea Wutschek, Violoncello), die Streichquartette von Schubert, Haydn und Beethoven zum Besten geben, während darüber noch einige Texte gesprochen werden. Besonders amüsant ist der Dialog während des schlichtweg brillanten Pas de deux von Kiyoka Hashimoto und Masayu Kimoto, in welchem die Gedanken der Tänzer wiedergegeben werden (Schrittkombinationen, „oh that hurts“ – „i know“ etc), und köstlich von Hashimoto und Kimoto interpretiert! Da stimmt einfach alles, die Präzision, der Humor, die Lässigkeit – das Publikum reagiert mit grossem Applaus und kann sich bestens amüsieren. Und gerade solche Werke sind auch wichtig für eine 1A Company, wie das Wiener Staatsballett, um die Vielseitigkeit und Stilsicherheit der Tänzer regelmässig in Erinnerung zu rufen. Besonders erfreulich ist, dass auch „Mehrteiler-Vorstellungen“ ausverkauft sind, und nicht nur die klassischen Handlungsballette.

Nach der zweiten Pause zeigt sich das Wiener Staatsballett von seiner sinnlichen Seite mit Kylians „Bella Figura“ (Première 2010/11). Besonders geschmeidig gelingen hier die Soli von Rebecca Horner und Ketevan Papava, präzise und souverän der Pas de deux von Alice Firenze und dem frisch gebackenen 1. Solotänzer Davide Dato, engelsgleich erscheint die grazile Irina Tsymbal mit Roman Lazik und auch Nina Polakova, Eno Peci und Kamil Pavelka runden die „Bella Figura“ elegant ab.

Folgevorstellungen: 17.6.2016, sowie kommende Spielzeit: 26.9., und 4., 8., 12.10.2016

Katharina Gebauer 14.6.16