Fürth: „Die Zirkusprinzessin“

Tournee der Operettenbühne Wien, Aufführung am 29.12.2013

Leise zieht das Glück vorüber – hält aber im Stadttheater Fürth inne

Die Operettenbühne Wien unter Heinz Hellberg bringt mit „Der Zirkusprinzessin“ die Manage ins Stadttheater Fürth. In diesem Sommer gastiert die Wiener Operettenbühne, die von Heinz Hellberg souverän und mit viel Gespür für den Publikumsgeschmack geführt wird, in Wunsiedel. In diesem Jahr kommt bei mir Bad Ischl dazwischen, deswegen war ich sehr erfreut, die Aufführung im wunderschönen neubarocken Theater in Fürth erleben zu dürfen. Und um es vorwegzunehmen, es war wieder ein Erlebnis. Heinz Hellberg weiß, wie man Operette inszeniert und wie man damit dann auch sein Publikum begeistert. Er will sich nicht selbst verwirklichen mit Inszenierungen, bei denen man keine Handlung mehr nachvollziehen kann, sondern er will nur eins, unterhalten. Und das gelingt ihm seit vielen Jahren immer wieder ausgezeichnet, so auch heute in Fürth. Er hat eine Reihe neuer Sänger um sich geschart, die auch wieder frischen Wind in die Aufführungen bringen und er hat mit seiner Frau, Susanne Hellberg (früher Susanne Fugger) ein Vollbluttheaterpferd an seiner Seite. Ich bitte Sie auch gleich um Verzeihung für die despektierliche Anrede, aber sie lebt die Operette und das spürt man bei jeder Note von ihr und bei jedem Tanzschritt. Man merkt ganz einfach, dass Sie das Theater liebt – und das Publikum liebt sie. Aber erst einmal schön der Reihe nach.

Regie führt Heinz Hellberg, der auch für die Bühnenfassung der leider nur sehr selten gespielten Operette von 1926 zuständig ist. Wunderschön anzusehen auch die farbigen und farbenfrohen Kostüme von Lucya Kerschbaumer und die Choreographie von Enrico Juriano kann ebenfalls voll überzeugen. Die Handlung ist mit ein paar Worten umrissen. Mister X (Thomas Markus) ist der Neffe des russischen Fürsten Palinsky. Er hatte sich unsterblich in Fedora (Judit Bellai) verliebt, die jedoch seinen Onkel geheiratet hat und er musste das zuhause verlassen. Voll Gram tritt er seitdem mit einer schwarzen Maske als Zirkusreiter Mister X auf, dessen Todessprung die Menge jeden Tag begeistert, seinen Seelenfrieden findet er jedoch nicht. In diesem Zirkus trifft er wieder auf Fedora, inzwischen die Witwe seines Onkels. Die alte Liebe flammt bei ihm wieder auf, er gibt sich jedoch nicht zu erkennen. Fedora hat inzwischen dem russischen Prinzen Vladimir (Viktor Schilkowsky) wiederholt einen Korb gegeben und ihm höhnisch zugerufen, dass sie eher einen Zirkusreiter als ihn heiraten würde. Der in seiner Ehre tief verletzte Prinz will sich rächen. Er engagiert Mister X, in den sich (ohne Maske) Fedora unsterblich verliebt und schließlich in der Manege heiratet. Nach der Hochzeit lüftet der Prinz das Geheimnis von Mister X, der sich nun aber auch als Fürst Pedja Palinsky zu erkennen gibt. Fedora, zutiefst enttäuscht ob der Intrige, will aber nun von ihm auch als Fürst nichts mehr wissen und er verlässt sie tief gekränkt und wütend. Doch wir befinden uns in einer Operette, man trifft sich in Wien wieder, versöhnt sich und einem Happy End steht nichts mehr entgegen. Selbstverständlich, und auch das ist typisch für die Operette gibt es noch ein zweites sogenanntes Buffopaar, welches für die überwiegend heiteren Seiten des Lebens zuständig ist. Der leichtlebige Hotelerbe Toni Schlumberger (Michael Weiland) wird von Prinz Vladimir für den Sohn seines Freundes Erzherzog Karl gehalten (dabei ist er nur der Sohn der Besitzerin des Hotels Erzherzog Karl (Sylvia Denk) und verliebt sich in die vermeidliche amerikanische Zirkusreiterin Miss Mabel (Susanne Hellberg), die in Wahrheit auch eine echte Wienerin ist. Beide heiraten gleich mit Fedora und Mister X in der Zirkusmanege. Nach einigen Kämpfen mit Mutter Schlumberger und der Hilfe des liebenswerten Oberkellners Pelikan (Peter Erdelyi) gibt es auch hier ein Happy End, Alle sind zufrieden, nur der Prinz Sergius bleibt allein zurück.

Das Orchester spielt sicher und souverän und ist überwiegend ein kongenialer Begleiter der Sängerdarsteller. Heinz Hellberg führt es mit lockerer, aber teilweise auch etwas härterer Hand, lässt aber seinen Sängern überwiegend den notwendigen Spielraum und lässt nicht die Orchesterwogen über ihnen zusammenschlagen.

Gesungen und gespielt wird größtenteils ausgezeichnet. An der Spitze Thomas Markus als Mister X, dessen Tenor kräftig, durchschlagsfähig, aber auch sanft und gefühlvoll ist. Er hat mit den hohen Tönen keinerlei Probleme und seine „Zwei Märchenaugen“ geben zu spontanem Beifall Anlass. Judit Bellai als Fürstin Fedora ist ihm eine fast ebenbürtige Partnerin. Vor allem in den Duetten kann sie bravourös bestehen. In ihren Solis ist sie mir manchmal etwas zu steif und unnahbar.

Über das Buffopaar gibt es kaum etwas zu klagen. Susanne Hellberg, gewohnt souverän, witzig und gut gelaunt und ebenso gut bei Stimme, ist eine voll und ganz überzeugende Zirkusreiterin Mabel aus Wien und Michael Weiland gibt als Toni Schlumberger eine gute tänzerische Leistung und kann auch mit seinem Spiel voll überzeugen, sympathisch und engagiert. Stimmlich ist er mir an diesem Abend etwas zu zurückhaltend, fast könnte man sagen „gebremster Schaum“. Zusammen geben aber beide eine rollendeckende Vorstellung.

Viktor Schilowsky gibt mit warmen, einfühlsamen Bariton eine überzeugende Darstellung des am Ende unglücklichen Prinz Sergius ab und Teresa Honzek als Piccolo Maxl sowie Mario Penev als Pinelli ergänzen die Riege der Sängerdarsteller ohne im geringsten abzufallen. Besonders erwähnen möchte ich noch Peter Erdelyi als Oberkellner Pelikan, der aus dieser Rolle alles herausholt und darstellerisch seine Pointen exzellent zu setzen versteht. Ihm ebenbürtig die resolute Sylvia Denk als Clara Schlumberger, die Besitzerin des Hotels „Erzherzog Karl“. Beide haben das Theaterblut verinnerlicht und bringen das Publikum mehr als einmal zum herzhaften Lachen.

Ich muss zugeben, dass ich sehr zufrieden, heiter und die „Zwei Märchenaugen“ vor mich hin pfeifend das Theater verließ. Was kann man von einem Operettenabend mehr verlangen, den man als voll gelungen bezeichnen kann. Ich freue mich schon auf die nächste Ausführung der Wiener Operettenbühne, die dann mit „Das Dreimäderlhaus“ und „Maske in Blau“ gastieren. Ich werde auf jeden Fall wieder als Besucher dabei sein.

Manfred Drescher, 30.01.2014
Fotos Theater Fürth / Claudius Schuttee