Frankfurt, Konzert: „Frankfurter Opern- und Museumsorchester“, Thomas Guggeis

Das Konzert am 13. November 2023 in der Alten Oper Frankfurt, präsentiert vom Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Thomas Guggeis, bot ein faszinierendes Programm, das die Musik von Emilie Mayer, Ludwig van Beethoven und Jean Sibelius miteinander vereinte. Es war eine musikalische Reise durch verschiedene Epochen und Stile, die dem Publikum eine breite Palette an Emotionen und Eindrücken bot.

Emilie Mayer, auch als „der weibliche Beethoven“ bekannt, eröffnete das Konzert mit ihrer Faust-Ouvertüre Op. 46. Mayer war eine bemerkenswerte Komponistin des 19. Jahrhunderts, die trotz der damaligen Vorurteile gegenüber weiblichen Komponisten eine beeindruckende musikalische Karriere hatte und unter anderem acht Sinfonien schrieb.

Die Faust-Ouvertüre ist ein lebendiges Werk, das die Komplexität und Tiefe von Goethes Figur Faust mit vitaler Energie einfängt. Mayer schuf eine eindringliche musikalische Darstellung, die die Ambivalenz und den inneren Konflikt von Faust auf bemerkenswerte Weise zum Ausdruck brachte. Es ist erfreulich, dass Mayers Musik zunehmend mehr Anerkennung findet und in Konzertprogrammen auftaucht sowie durch CD-Einspielungen dokumentiert ist. Thomas Guggeis brannte für diese Ouvertüre und stürzte sich in ihre Erzählung, als gäbe es nur diesen einen Konzertmoment. Mit viel Einsatz und klarer Konzeption führte er das Frankfurter Opern- und Museumsorchester im Schnelldurchgang durch das Leben von Faust. So entstand ein dichtes Charakterbild mit stürmischen Streicherbewegungen und herrlichen Blechbläser-Chorälen. Das Orchester war hervorragend einstudiert und sorgte für einen mitreißenden Beginn.

Das Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur von Ludwig van Beethoven, auch bekannt als „das Kaiserliche“, war ein besonderer Moment des Abends. Diese Komposition zeugt von Beethovens Genie und Innovationskraft. In der Tonart Es-Dur, die oft mit Heldenhaftigkeit assoziiert wird, schuf Beethoven ein Werk, das in vielerlei Hinsicht sowohl heroisch als auch lyrisch ist. Die Interpretation des Klavierkonzerts durch den Solisten Aris Alexander Blettenberg und das Orchester unter der Leitung von Thomas Guggeis war zutiefst beeindruckend. Blettenberg ist ein Vollblutmusiker und Multitalent: Pianist, Dirigent und Komponist. Er studierte u.a. beim jüngst verstorbenen Lars Vogt.

Blettenberg begeisterte mit einem hinreißenden und ungewöhnlichen Vortrag. Die Musik schien durch die Hände des Pianisten zu fließen, und das Orchester lieferte eine schwungvolle und zugleich sensible Begleitung. Dieses Konzert zeigte, warum Beethoven als einer der größten Komponisten aller Zeiten gilt. Blettenberg präsentierte eine kraftvolle und zugleich sensible Interpretation des ersten Satzes. Sein Tastenanschlag war präzise und ungemein nuanciert, was es ihm ermöglichte, die lyrischen Passagen mit einer wunderbaren Klarheit und Ausdruckskraft zu gestalten. Seine Finger glitten mühelos über die Tasten, und die Phrasierung war äußerst sensibel, wodurch er die musikalischen Bögen und Wendungen auf faszinierende Weise herausarbeitete.

Im langsamen zweiten Satz zeigte Blettenberg eine bemerkenswerte Fähigkeit zur Empfindung und zur Schaffung einer zauberhaften Atmosphäre. Seine Interpretation war zart und berührend, und er verlieh den Melodien eine warme und melancholische Note. Sein Klavierspiel war durch und durch poetisch, und die phänomenale Kontrolle über das Instrument kam in den sanften Passagen besonders zur Geltung. Im dritten Satz, einem lebhaften Rondo, brillierte er mit seiner technischen Brillanz. Seine Finger bewegten sich mit beeindruckender Geschwindigkeit über die Tasten, und seine virtuosen Passagen waren atemberaubend. Gleichzeitig behielt er die musikalische Struktur im Auge und verlieh dem Satz eine mitreißende Lebendigkeit. Die Phrasierung war auch hier exquisit, was die emotionalen Höhepunkte des Satzes noch verstärkte. Zwei weitere Aspekte waren bemerkenswert. Blettenberg spielte fortwährend bei der Hauptstimme des Orchesters mit, was eine neue Hörerfahrung war. Ein großer Gewinn war die Wahl des Flügels. Endlich einmal ein Bösendorfer Instrument, das wesentlich klarer und präsenter zu vernehmen war als sein Pendant von Steinway. Thomas Guggeis am Pult war ein kongenialer Partner. Mit schroffen Akzenten und leidenschaftlicher Kantabilität ließ er das Frankfurter Opern- und Museumsorchester glanzvoll aufspielen. Auch hier war der Vortrag des Orchesters makellos und hochenergetisch. Das aufmerksame Publikum war sehr begeistert und erhielt zum Dank eine ungewöhnliche Zugabe. Blettenberg spielte nun eine Mandoline, begleitet von Thomas Guggeis am Klavier. Noch einmal Beethoven, sein Es-Dur Adagio für Mandoline und Klavier. Ein entzückender Genuss!

Jean Sibelius‘ Sinfonie Nr. 5 in Es-Dur war die letzte Station des Abends. Dieses Werk ist in der Tat von besonderer Bedeutung. Es wurde in einer überarbeiteten Fassung zu einem Welterfolg, nachdem Sibelius eine Phase der Depression überwunden hatte. Die Sinfonie zeugt von seiner erstaunlichen kreativen Kraft und seinem inneren Kampf. Sie ist ein komplexes und tiefgründiges Werk, das den Hörer auf eine emotionale Reise mitnimmt. Am Ende ertönen Schlussakkorde mit langen Generalpausen, die besonders faszinierend sind, da sie eine ungewöhnliche, spannungsgeladene Atmosphäre schaffen. In diesen Momenten könnte man fast das oft wiederholte Schwanenthema klingen hören, was auf die inspirierende Natur dieses Werkes hinweist. Die überarbeitete Version zeigt Sibelius‘ Streben nach Perfektion und seine Fähigkeit, musikalische Ideen auf beeindruckende Weise zu entwickeln. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Thomas Guggeis präsentierte ein stilsicheres und mitreißendes Orchesterspiel, das die emotionalen Nuancen und die Komplexität von Sibelius‘ Musik hervorragend zur Geltung brachte. Die Musiker zeigten eine bemerkenswerte Präzision in ihren Interpretationen und beherrschten sehr gut das schwierige Werk in seiner Gesamtheit. Besonders in den schnellen Passagen, die von stürmischen Energieausbrüchen bis zu subtilen lyrischen Momenten reichten, war das Orchester in der Lage, eine eindringliche Darbietung zu liefern. Hier waren vor allem die Streicher maximal gefordert. Sibelius liebte Tremoli bei den Streichern. Und so darf diese Gruppe intensive Tremolo-Arbeit leisten. Guggeis hat dies vorzüglich erarbeitet, denn bei seinem Dirigat erklangen die gefühlt endlosen Tremolo-Abschnitte minutiös ausdifferenziert. Und auch die Bläser hatten ihre großen Momente. Ein Wonneschauer ging durch das Publikum, als die Hörner im strahlenden Es-Dur das Schwanen-Motiv zelebrierten. Das Dirigat von Thomas Guggeis war packend und einfühlsam zugleich. Er leitete das Orchester mit großer Hingabe und führte die Musiker durch die komplexen Strukturen und emotionalen Höhepunkte der Sinfonie. Sein Verständnis für die subtilen Nuancen in Sibelius‘ Musik war offensichtlich, und er verlieh dem Werk eine enorme Tiefe. Die Art und Weise, wie er die langen Pausen und die seltsamen finalen Akkorde gestaltete, trug zur mystischen Atmosphäre des Stücks bei und ließ das Publikum in diesen Momenten den Atem anhalten. Insgesamt bot das Orchesterspiel und das Dirigat von Thomas Guggeis eine fesselnde Darbietung von Sibelius‘ Sinfonie Nr. 5. Die Musiker und der Dirigent arbeiteten in harmonischem Einklang, um die komplexen Emotionen und die künstlerische Tiefe dieses Werkes zu vermitteln. Das Publikum wurde in eine musikalische Welt entführt, die von Leidenschaft, Melancholie und erhabener Schönheit geprägt war, und das Orchester unter der Leitung von Guggeis verlieh diesem Werk die Aufmerksamkeit und das Engagement, die es verdient.

© Sophia Hegewald

Nach dieser beeindruckenden musikalischen Reise richtete sich Thomas Guggeis persönlich an das Publikum, erinnerte an die Opfer des gegenwärtigen Krieges in Israel und bat um einen Moment des Gedenkens. Die Aufführung von Mozarts „Maurerische Trauermusik KV 477“ diente als tröstlicher, wenn auch deutlich klagender Ausklang. Lange Stille. Das Konzert hinterließ eine nachhaltige Erinnerung an die universelle Kraft der Musik.

Dirk Schauß, 15. November 2023


Konzert des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters

Alte Oper Frankfurt

13. November 2023

Emilie Mayer: Faust Ouvertüre
Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur
Jean Sibelius: Sinfonie Nr. 5

Aris Alexander Blettenberg, Klavier
Thomas Guggeis, Leitung