Valle d’Itria: „Così fan tutte“

Aufführung am 1.8.16 im Palazzo Ducale (Premiere am 21.7.)

Mozarts Meisterwerk wurde angesetzt, um jungen Künstlern eine Chance zur Weiterentwicklung zu geben, was für sie sicherlich eine bedeutende Möglichkeit war, denn die Arbeit mit Fabio Luisi dürfte ihnen viele Ansätze zu weiterer künstlerischer Reifung gegeben haben. (Es ist überhaupt bewundernswert, wie sich der „internationale“ Luisi bei diesem Festival einbringt, das unter großer Geldnot leidet und bei größeren Projekten nolens volens fast keine ersten Sänger verpflichten kann).

Für den Dirigenten aus Genua war es übrigens das erste Mal, dass er dieses Werk dirigierte, und er tat es in seiner unspektakulären äußeren Art, die aber das Orchestra Internazionale d’Italia zu einem klanglich mehr als überzeugenden Ergebnis führte, indem sich vor allem die Streicher toll ins Zeug legten. Für am Nachwuchs interessierte Opernliebhaber sei vor allem auf Daniele Antonangeli hingewiesen, der mit seinen 27 Jahren bewies, dass Don Alfonso auch von einem jungen Sänger überzeugend interpretiert werden kann. Die Figur war in dieser Sicht weniger zynisch, als oberflächlich am Spaß interessiert, den ihm das Düpieren der Liebhaber bereiten würde. Dazu gesellten sich sicheres Auftreten und ein interessant timbrierter Bassbariton. Die ihn in seinen Intrigen unterstützende Despina war die quirlige Japanerin Nao Yokomae mit einem für die Rolle fast überbordenden Sopran, allerdings spitzen Höhen und leider vor allem völliger Textunverständlichkeit. Eine interessante Stimme präsentierte ihre aus der Accademia del Belcanto hervorgehende Landsfrau Nozomi Kato, deren Dorabella mit individuell timbriertem Mezzo gefiel. Die Israeli Shaked Bar, im Vorjahr ein ausgezeichneter Nerone in Monteverdis „Poppea“, enttäuschte als Fiordiligi auf der ganzen Linie – allzu schülerhaft war ihr Gesang, von den stimmlichen Grenzen, vor allem in Mittellage und Tiefe ganz zu schweigen. Die Stimmen der beiden Liebhaber, Bryan Lopez Gonzalez aus Kuba (Ferrando) und der Australier Laurence Meikle (Guglielmo), klangen noch nicht ganz ausgereift, doch scheinen sie sehr gute Anlagen für eine Weiterentwicklung mitzubringen.

Uneingeschränkt zu loben ist ihre unbefangene szenische Darbietung, die in der halbszenischen Deutung von Juliette Deschamps bestens zur Geltung kam. Der Zuschauer sah junge Leute von heute, deren Probleme mit dem jeweils anderen Geschlecht sich seit Mozarts und Da Pontes Zeiten nicht geändert haben, sodass die Verschiebung ins Heute keinen Moment aufgesetzt oder der Handlung mit Gewalt übergestülpt wirkte. Die Einwürfe des Chors wurden von Studenten der Accademia del Belcanto gegeben, die in anderen Produktionen als Solisten hervortraten – eine nette Idee mit dem Vorteil, dass die jungen Leute weitere Bühnenerfahrung sammeln konnten, denn sie hatten sich mehrmals locker unter die Protagonisten zu mischen.

Ein Abend ganz ohne Striche, der neben dem Interesse für den Nachwuchs durch Fabio Luisis Leitung Gewicht bekam.