Valle d’Itria: „La grotta di Trofonio“

Aufführung am 31.7.16 im Palazzo Ducale (Premiere am 14.7.)

Es war für den Zuhörer nicht ganz einfach, bei dieser Commedia per musica des diesjährigen Jahresregenten, dem im – auch in Apulien liegenden – Tarent geborenen Giovanni Paisiello (200. Wiederkehr seines Todestages) konzentriert zu bleiben, denn das Libretto von Giuseppe Palomba ist nicht nur weitschweifig, sondern sieht für die Rolle des Gasperone den neapolitanischem Dialekt vor, war die Oper doch für das neapolitanische Teatro dei Fiorentini geschrieben, wo sie 1785 zur Uraufführung kam und besagte Rolle von einem populären Komiker der dortigen Bühnen interpretiert wurde. Palomba stützte sich auf den Text des Abbé Giovanni Battista Casti, den dieser in Wien für Salieri und dessen gleichnamige Oper, die mit großem Erfolg im Burgtheater uraufgeführt wurde, geschrieben hatte. Allerdings fügte er zwei weitere weibliche Rollen ein, durch die die Handlung beträchtlich verzögert wurde, denn am Schluss sollte es statt zweier vier neue Paare geben. Paisiellos Musik ist hier gefällig, aber ohne spezielle Charakteristika, um die Unterschiede zwischen der philosophischen Studien huldigenden Eufelia und ihrer unbekümmerten Schwester Dori herauszustreichen. Dazu gesellen sich die von Gasperone verlassene Ballerina Bartolina und die von Artemidoro, der die in Gasperone verliebte Eufelia anbetet, verlassene Rubinetta. Am Ende finden sich die Paare Dori-Gasperone, Eufelia-Artemidoro, Rubinetta-Piastrone (Vater der Mädchen), sowie Trofonio-Bartolina. (Trofonio ist ein Zauberer, der über eine Höhle herrscht, aus der die Besucher in ihren Vorlieben verwandelt herauskommen – das ist die Basis für die üblichen Verwechslungen und Aufregungen).

Der als Sänger und Charakterdarsteller beliebte Alfonso Antoniozzi hatte die undankbare Aufgabe übernommen, der Sache Leben einzuhauchen. Darin wurde er ausgezeichnet von seinem Bühnenbildner Dario Gessati unterstützt, der eine Art Folianten aufgehäuft hatte, von denen je nach Szene ein Blatt gezeigt wurde, durch das die Sänger für ihre Auftritte und Abgänge schlüpften. Umgeblättert wurde von griechisch gewandeten Komparsen, die auf den Griechenkult Eufelias und ihres Vaters verwiesen (deren und auch die anderen hübschen Kostüme stammten von Gianluca Falaschi). Die Sänger wurden von Antoniozzi gut geführt: Der Nachwuchs bewegte sich mit großer Unbefangenheit, die Träger bekannter Namen legten natürlich noch eins drauf.

Von letzteren ist zunächst Roberto Scandiuzzi zu nennen, dem die Rolle des hier als ein wenig weggetreten dargestellten Trofonio sichtlich Spaß machte. Seine Persönlichkeit und sein noch immer markanter Bass passten ideal zu der Figur. Domenico Colaianni verlieh dem Gasperone seine vis comica und den entsprechenden neapolitanischen Dialekt. (Die Rolle wurde übrigens seinerzeit, als die Oper weiter nördlich gespielt wurde, ins Toskanische [heute würde man sagen: Italienische] übersetzt). Die Dritte im Bunde der „alten Hasen“ war Daniela Mazzucato, die eine charmante, aber auch zielsicher den Hafen der Ehe anpeilende Bartolina gab. Unter den Nachwuchskräften gefiel vor allem Caterina Di Tonno als dralle Rubinetta, die auch stimmlich ebenso wie ihre Kolleginnen Benedetta Mazzucato (keinerlei persönliche Beziehung zur vorgenannten Daniela) als Dori und Angela Nisi als überaus komische Eufelia ein Versprechen für künftige Leistungen abgab. Stimmlich enttäuschend waren der Tenor Matteo Mezzaro (Artemidoro) und vor allem Giorgio Caoduro in der an sich dankbaren Rolle des Piastrone. Giuseppe Grazioli führte das Orchestra Internazionale d’Italia zu einer soliden Leistung.