Valle d’Itria: „Baccanali“

Aufführung am 29.7.16 im Chiostro di San Domenico (Premiere am 15.7.)

Der Name Agostino Steffani (1655-1728) wurde dem musikwissenschaftlich nicht vorbelasteten Musikliebhaber wohl erst ein Begriff, als Cecilia Bartoli vor einigen Jahren etliche seiner Werke bzw. Arien wieder ans Tageslicht brachte. In Martina Franca hatte 2014 sein „La lotta d’Ercole con Archeloo“ großen Erfolg (s. „Merker“ 292/14), der sich nun mit seinen „Baccanali“ neuerlich einstellen sollte.

Das „Divertimento drammatico“ untertitelte Werk wurde 1695 im Kleinen Kurfürstlichen Theater zu Hannover uraufgeführt, wo Steffani ab 1688 fünfzehn Jahre lang in den diplomatischen wie musikalischen Diensten des Kurfürsten stand. Seine Aufgaben als Diplomat und Priester verhinderten leider eine umfangreichere kompositorische Produktion, doch ist Steffanis Einfluss auf Händel, Bononcini oder Telemann nicht zu leugnen. Seine dem französischen Geschmack seines Dienstherrn entsprechenden Bühnenwerke enthalten demgemäß umfangreiche Ballettmusiken. So auch diese „Baccanali“, deren Libretto von Ortensio Mauro (1634-1725) die Handlung in eine Schäferwelt von Nymphen versetzt, die in verschiedenen Stadien persönlicher Entwicklung stehen, von der die Einsamkeit liebenden Driade bis zu Celia und Clori, die sehnsüchtig die Ankunft der Schäfer Aminta und Ergasto erwarten. Bacco/Bacchus wird sie schließlich von allen Problemen und Überlegungen befreien und alle ein Fest der Liebe feiern lassen, in das auch Atlante (der sich über die Last der Welt auf seinen Schultern beklagte) einbezogen wird.

Antonio Greco, der sich am Cembalo und als Dirigent seit Jahren unermüdlich für das barocke Repertoire einsetzt, leitete das Ensemble Cremona Antiqua, das die wunderschönen, abwechslungsreichen Farben der Partitur prachtvoll zum Erklingen brachte. Der an der vor fünf Jahren von Festivalleiter Alberto Triola ins Leben gerufenen Accademia del Belcanto ausgebildete Altus Riccardo Angelo Strano ließ nicht nur eine schön durchgebildete, volle Stimme hören, sondern war in seinen Bewegungen von den Tänzern kaum zu unterscheiden. Stilistisch versiert, aber ohne angenehmes Timbre der Tenor Yasushi Watanabe (Ergasto). Unter den fünf Sopranen erwies sich Elena Caccamo (Aminta) als tüchtig, während die Driade der Barbara Massaro in der Höhe ein wenig steif klang. Gut der Bass Nicolò Donini als Atlante; Vittoria Magnarello, Paola Leoci und Chiara Manese ergänzten als Celia, Clori und Fileno. In der Choreographie von Daisy Ransom Phillips tanzte die Künstlerin selbst mit Joseba Yerro Izaguirre.

Die Regie von Cecilia Ligorio vermochte im Hof des Klosters mit seinen 220 Plätzen die etwas verworrene Handlung nicht immer klar zu erzählen, doch vergingen in den von künstlichem Efeu umrankten Bögen (BB: Alessia Colosso, passende Kostüme: Manuel Pedretti), die 90 Minuten des Werks erfreulich kurzweilig. Viel Applaus für alle Beteiligten.