München: „Non(n)sens“

Streaming-Premiere: 31.3.2021

Nach wie vor sind die Theater für Zuschauer pandemiebedingt nicht zugänglich, daher verlegte das Münchner Gärtnerplatztheater die Premiere des Musicals Non(n)sens erneut ins Internet und präsentierte am 31.03.2021 die sogenannte „Streaming-Vorpremiere“ via YouTube. Dort ist das Stück von Autor und Komponist Dan Goggin gegen eine freiwillige Spende noch bis Samstag, 03. April um 23.00 Uhr abrufbar, während die Livetermine im April wohl nicht stattfinden können. Das Musical kam 1985 in New York zur Uraufführung und spielte dort neun Jahre am Stück. Auch in Deutschland ist das Werk, welches gerne als Vorläufer des berühmten „Sister Act“ angekündigt wird, regelmäßig auf den Bühnen zu erleben. Dabei geht es um fünf Ordensschwestern, die durch eine glückliche Abwesenheit aus dem Kloster nichts von der Fischsuppe gegessen haben, die 48 ihrer Mitschwestern durch eine Fischvergiftung das Leben kostete. Da allerdings die Beerdigungskosten teuer sind und zudem auch ein neuer großer Flatscreen-TV von der Mutter Oberin eine übergeordnete Priorität zugeordnet wurde, reichte das Geld nicht mehr für alle Bestattungen aus. Kurzerhand wurden die verbleibenden vier Schwestern in die Tiefkühltruhe gepackt und durch eine Benefizveranstaltung soll nun das notwenige Geld gesammelt werden, um auch diese Schwestern würdig beisetzen zu können. An dieser kurzen Beschreibung kann man bereits erahnen, in welche klamaukigen Bahnen der Humor abdriften wird, zumal Schwester Maria Amnesia vor einiger Zeit ihr Gedächtnis verloren hat, nachdem ihr ein Kruzifix auf den Kopf gefallen ist.

Staatsintendant Josef E. Köpplinger inszeniert das Stück selbst und bringt hierbei eine durchaus schmissige Revue auf die Bühne, die mit etwas Münchner Lokalkolorit versetzt in den rund zwei Stunden vor dem Fernseher keine Langeweile aufkommen lässt. Das Bühnenbild und die Kostüme von Judith Leikauf und Karl Fehringer sind dabei durchaus zweckmäßig. Viel mehr als eine kleine Bühne, fünf Nonnenkostüme und ein paar durchaus witzige Requisiten wie einen selbst gebastelten Ständer für ein Kochbuch braucht es hierbei gar nicht. Dass dieser Abend so gut funktioniert, liegt aber vor allem an den fünf Darstellerinnen, die allesamt eine enorme Spielfreude auf die Bühne bringen. Auch wenn man an einigen Stellen das schmerzhafte Gefühl verspürt, dass der ein oder andere Gag live im Publikum noch viel besser gezündet hätte, sorgen Schauspiel und Gesang der Damen für einen unterhaltsamen Theaterabend auf dem heimischen Sofa. Ganz besonders in Erinnerung bleiben Julia Sturzlbaum als Schwester Maria Amnesia und Florine Schnitzel als Schwester Robert Anne, die mit ihrer Rolle als Zweitbesetzung alles andere als zufrieden ist. Als Mutter Oberin kann Dagmar Hellberg ebenso überzeugen wie Tracey Adele Cooper als Schwester Maria Hubert und Frances Lucey als Schwester Maria Leo.

Das Theater am Gärtnerplatz setzt bei der Aufführung auf die deutsche Übersetzung von Markus Weber und Thomas Woitkewitsch in der überarbeiteten Neufassung von Benjamin Baumann. Unter dem Dirigat von „Klosterkantor“ Andreas Partilla spielt die sechsköpfige Band schwungvoll auf und liefert die passende Begleitung für die Darbietungen der fünf Ordensschwestern. Egal ob als heimliche Ballerina oder als Nonne, die das Rampenlicht sucht, eines ist allen Ordensfrauen gemeinsam, die Freude am Leben. Ein netter Regieeinfall im zweiten Akt ist zudem ein eingespieltes Video, welches die Nonnen auf Tour außerhalb der Klostermauern zeigt, einfach himmlisch. Lobenswert auch das eigene Programmheft, das auf der Homepage des Theaters zum Download bereitsteht und in dem neben einigen Informationen zum Stück auch zwei Rezepte aus dem im Stück vorkommenden Kochbuch „Backen mit der B.J.M“ zu finden sind, wobei die B.J.M für die Benedeite Jungfrau Maria steht. Ein interessantes Pausengespräch mit einer wahren Nonne rundet das gelungene Streaming-Gesamtpaket ab. Ein herzliches Dankeschön an das gesamte Team des Theaters am Gärtnerplatz, die diese Produktion in dieser Form ermöglicht haben.

Markus Lamers, 01.04.2021
Fotos: © Marie-Laure Briane