Schwarzenberg: Schubertiade August 2021 – Teil 1

Wieder Herausragendes

Mit dem üblichen Hinweis auf weitere Konzerte in der Zukunft endeten unsere Besprechungen der Schubertiade in Schwarzenberg 2019 mit den Worten Weitere Schubertiaden…..wieder 2020 in Hohenems und Schwarzenberg. Doch daraus wurde bekanntlich nichts, weil es die Pandemie im vorigen Sommer verhinderte. Da war die Freude der Liebhaber von hochkarätiger Kammermusik und herausragenden Liederabenden groß, als bekannt wurde, dass die Konzerte im beschaulichen Schwarzenberg (Bregenzerwald/Vorarlberg) im atmosphärereichen Angelika-Kaufmann-Saal mit der phänomenalen Akustik nun wieder stattfinden konnten, hier in Österreich sogar ohne Kürzung der möglichen Besucher-Zahl.

Für uns begann es am Nachmittag des 21.8. mit einem wahren Schmuckstück der Kammermusik, dem Septett Es-Dur op. 20 von Ludwig van Beethoven. Instrumentalisten von hoher Qualität, die Klarinettistin Sabine Meyer, der Hornist Bruno Schneider, der Fagottist Dag Jensen sowie Antje Weithaas, Violine, Veronika Hagen, Viola, Mischa Meyer, Violoncello, und Christine Felsch am Kontrabass deuteten das Werk intensiv und zugleich sehr differenziert aus. Dabei fiel die auf das Publikum überspringende Spielfreude der profilierten Instrumentalisten auf, was sicher auch damit zusammenhing, dass man endlich wieder vor Zuhörern musizieren durfte. Außerdem beeindruckte das exzellente Zusammenspiel der Musiker – und das, obwohl sie nicht ständig in dieser Besetzung zusammen musizieren. Das serenadenhafte Stück mit seinen sechs Sätzen enthält durchgehend solistische, geradezu konzertierende Elemente, die von jeder und jedem nun wirklich meisterhaft präsentiert wurden. Wunderbar ausgespielt wurden die fließenden Kantilenen des Adagio cantabile; auch die humoristischen Züge des Scherzo kamen wirkungsvoll zur Geltung. Im letzten Satz, einem rasanten Presto, gab es eine von Beethoven wohl eher parodistisch gemeinte Solo-Kadenz der präsenten Violinistin, die zur Reprise des Presto überleitete, das zu einem in die Pause führenden Rausschmeißer wurde.

Weithaas, Hagen, M. Meyer, Felsch, Schneider, Jensen, Wehle, S. Meyer, Lieberknecht

Im zweiten Teil des Konzerts kamen die Flötistin Andrea Lieberknecht und der Klarinettist Reiner Wehle hinzu – fast alle neun Künstler des Konzerts sind Hochschulprofessoren ihres Instruments. Es erklang die Serenade D-Dur op. 11 von Johannes Brahms in der Rekonstruktion der Urfassung für Nonett, die der langjährige Dozent für Dirigieren am Salzburger Mozarteum Jorge Rotter hergestellt hat. Beide auch in der Orchesterfassung leider viel zu selten zu hörenden Serenaden entstanden zwischen 1857 und 1860, als Brahms am Detmolder Fürstenhof tätig war. In diese Phase fiel auch sein intensives Studium der Werke Haydns und Mozarts, der mit seinen großen Bläser-Serenaden die Grenzen der üblichen Unterhaltungsmusik überschritten hatte. Für Brahms waren die zunächst für nur wenige Instrumentalisten konzipierten Serenaden wichtige Etappen auf dem Weg zur Sinfonie. Besonders den ersten drei Sätzen der D-Dur-Serenade merkt man den sinfonischen Anspruch an, weil sie breiter gestaltet sind als die drei letzten Sätze. Dies wurde auch in der jetzt gespielten Urfassung als Nonett sehr deutlich, wenn es beispielsweise im einleitenden Allegro molto zwar eine große Klangentfaltung gab, aber ohne dass die Bläser, nun zahlenmäßig in der Überzahl, die Streicher etwa zudeckten. Dem etwas melancholischen ersten Scherzo und Trio – hier wurde echte Wiener Walzerseligkeit genüsslich ausgekostet – und dem zentralen, stimmungsvollen Adagio non troppo folgte das eher konventionelle Menuetto, in dem Hornist und Kontrabassistin pausierten. Umso effektvoller wurde das zweite Scherzo mit einem großen Horn-Solo eröffnet, wie überhaupt das ganze Werk mit technischen Schwierigkeiten für alle Instrumentalisten gespickt war, die sie scheinbar mühelos meisterten. All das zuvor Geschilderte kam im abschließenden Rondo-Allegro noch einmal zur Geltung: Perfektes Zusammenspiel, solistischer Glanz sowie überbordende Spielfreude. Das Publikum belohnte dies mit jubelndem Applaus, für den sich die Künstler mit dem Da-Capo-Teil des zweiten Scherzos bedankten. (GE)

Den bunten Reigen der Liederabende eröffneten am Abend die junge, in Kirgistan geborene Sopranistin Katharina Konradi und Wolfram Rieger, ein genialer Altmeister der Liedbegleitung am Flügel. Das Programm hatten sie sehr geschickt zusammengestellt, so dass je eine Gruppe von Schubert-Liedern eine ebensolche von Mozart, Strauss und Fauré einrahmte. Wirkte die junge Sängerin zu Beginn ein wenig gehemmt, was sich in ihrer noch zu statischen Haltung ausdrückte, wurde sie zunehmend gelöster und freier. Mit natürlichem Charme und ausdrucksstarker Mimik wusste sie mit ihrer sehr gut durchgebildeten Stimme von Beginn an für sich einzunehmen. So wurde Schuberts „Alinde“ zu einem gelungenen Auftakt, der von Riegers einfühlsamem Spiel unterstützt wurde. Etwas Besonderes waren auch Riegers Nachspiele, wie z.B. der lange Nachhall der Glocke im „Zügenglöcklein“. Sehr intensiv gestalteten beide das kontrastreiche Seelengemälde „Im Haine“ und das frische „Lied im Grünen“.

Bei Mozart kamen die Vorzüge der Sängerin noch mehr zum Tragen: Unendlich scheinender Atem (u.a. „Abendempfindung an Laura“), saubere Tonansätze in allen Lagen, Flexibilität bei Verzierungen und unangestrengte Spitzentöne. Bei Richard Strauss schien sie sich ebenso wohl zu fühlen: Da glänzte wirklich der „lieben Augen Schein“ in dem seltener zu hörenden, ausdrucksstark gesungenen „Leises Lied“ und auch Humor kam nicht zu kurz („Hat gesagt – bleibt’s nicht dabei“), während „Heimliche Aufforderung“ mit gewaltiger Steigerung zu einem der Höhepunkte des Abends wurde. In den Liedern von Gabriel Fauré trafen die beiden Künstler den elegant-französischen Stil gut: Der Walzer „Le papillon et la fleur“ und „Chanson d’amour“ gelangen sehr gelöst wie auch das wunderbar gesteigerte „Notre amour“. Das Programm wurde mit drei Mignon-Liedern beendet, aus denen „Heiß mich nicht reden“ als tolles piano-Lied mit sanften Einsätzen gestaltungsintensiv herausragte; bei „Suleika I und II“ kamen saubere Intervallsprünge und dichtes Legato der Sopranistin und die hohe Begleiterkunst des Pianisten erneut zum Tragen. Das Publikum bedankte sich begeistert für den tollen Abend und wurde mit zwei Zugaben belohnt, wobei der nach dem langen Programm immer noch vorhandene immense Atemstrom, den Schuberts „Nacht und Träume“ braucht, Bewunderung verdiente. (ME)

Am Nachmittag des 22. August gestalteten André Schuen und Daniel Heide Schuberts Lied-Zyklus „Die schöne Müllerin“ im voll besetzten Konzertsaal der Schubertiade. Die beiden Künstler stellten von vornherein klar, dass es keine langweilige Wanderung geben würde: Mit rasantem Tempo und voller Kraft voraus stiegen sie in „Das Wandern“ ein, wobei Differenzierung noch etwas zu wünschen übrig ließ. Das Bächlein in „Wohin?“ plätscherte dann im Klavier weiter unruhig, aber passend dahin, während Schuen seinen abgerundeten Bariton mit weichem Legato gut einsetzte und wunderbare piano-Passagen hören ließ. Herrliche dynamische Abphrasierungen gelangen ihm z.B. im „Morgengruß“ und in „Pause“ sowie ein besonders dichter Spannungsbogen mit „Der Neugierige“; meisterhaft war die Dynamik innerhalb des einen fragenden Wörtchens „nass?“ in „Trockene Blumen“. Durch die teilweise grenzwertig flotten Tempi blieben allerdings trotz grundsätzlich ausgezeichneter Diktion und klangvoller Konsonanten die Texte etwas auf der Strecke (z.B. „Ungeduld“, „Der Jäger“). In „Mein“ zeigte Schuen, dass er auch siegesgewisse Attacke beherrscht. Daniel Heide am Flügel unterstützte versiert; ich hätte mir an manchen Stellen noch mehr Zurückhaltung gegenüber den piano-Phrasen des Sängers gewünscht (z.B. „Die böse Farbe“, „Trockne Blumen“). Besonders eindrücklich waren die Nachspiele wie z.B. in „Pause“ die musikalische Ausdeutung der letzten Gesangsfrage „Soll es das Vorspiel neuer Lieder sein?“. Insgesamt war der Liederkreis eine interessante, ja auch anrührende Wiedergabe der fortlaufenden Handlung zwischen Wanderbursche, Bächlein und Müllerin, die das Publikum – nach längerer Ruhepause als gewöhnlich nach dem letzten Ton – mit starkem Applaus und teilweise Standing Ovations feierte. (ME)

Maria Ehmer, Anna Knopp, Leonhard Roczek, Lars Anders Tomter, Milan Milojicic

Am Abend des 22.8. standen mit dem Streichquintett g-Moll KV 516 von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schuberts „Rosamunde“-Streichquartett a-Moll D 804 zwei beliebte Werke aus der Kammermusik auf dem Programm. Die Tonart g-Moll bevorzugte Mozart dann, wenn Trauriges charakterisiert werden sollte, so z.B. in den großen Arien von Pamina und Konstanze oder in seiner berühmten vorletzten Sinfonie Nr. 40 KV 550. Im Quintett herrscht eine solche nachdenkliche, ja oft sogar traurige Stimmung in den ersten drei Sätzen vor, bis es im letzten Satz nach einer langsamen, noch einmal melancholisch wirkenden Einleitung zu heiterer Gelassenheit in fröhlichem 6/8-Takt kommt. Diese unterschiedlichen Stimmungen gab das österreichische, 2003 gegründete Minetti Quartett (Maria Ehmer, Anna Knopp, Milan Milojicic, Leonhard Roczek) aus Wien gemeinsam mit dem norwegischen Bratscher Lars Anders Tomter in ausgezeichneter, delikat kammermusikalischer Spielweise wieder. Die dramatischen Elemente, die sich in die verhaltenen Stimmungen eindrängen, wie beispielsweise die schroffen Akkordschläge im Menuetto oder die sich geradezu aufbäumende Durchführung des Eingangs-Allegro, gaben die versierten Musiker ebenso gekonnt wieder wie die ruhigeren Passagen im deutlich zurückhaltenden Adagio non troppo. Im fröhlichen Finale kamen die Vorzüge aller Instrumentalisten in ausgeprägter Gestaltungskraft positiv zur Geltung.

Nach der Pause erklang Schuberts 1824 uraufgeführtes „Rosamunde“-Quartett , dessen Name auf das bekannte Thema im Andante zurückgeht, das der Zwischenaktmusik zum Schauspiel „Rosamunde“ entnommen ist. In der gelungenen Interpretation des Minetti Quartetts fiel besonders die erfolgreiche Bemühung um Schönklang auf, ohne dabei zu vernachlässigen, dass es in den dramatischen Phasen auch einmal schroff klingen darf. In allen Sätzen zeigte sich das hohe streicherische Können der Musiker, die sich ja längst in die Spitzenklasse der Streichquartette gespielt haben; so waren die vielen virtuosen Stellen kein Problem für sie, indem sie diese präzise in die Interpretation der einzelnen Sätze einbrachten. Dass perfektes Zusammenspiel durch permanentes Aufeinander-Hören selbstverständliche Voraussetzung des Erfolgs ist, war bei dem immer noch jung wirkenden Quartett jederzeit spürbar. Aber auch die Ausdeutung des musikalischen Gehalts des Rosamunde-Quartetts konnte gefallen: So gab es im Andante einige passend fahle Klänge und im Menuetto eine ausgesprochen geheimnisvolle Stimmung, die sich im Trio in schwingende Kantilenen auflöste. In den allgemeinen Schönklang des Finales passten sich die virtuos servierten Triolenläufe der 1. Violine und der Viola bestens ein – insgesamt eine klug durchdachte und bestens präsentierte Interpretation. Für den starken Beifall bedankte sich das Minetti Quartett mit dem äußerst spritzig präsentierten Finale aus Antonin Dvoraks „amerikanischem Quartett“. (GE)

Schon seit 1993 sind der Kölner Gesangsprofessor Christoph Prégardien und sein Begleiter am Klavier Michael Gees sozusagen Stammgäste bei der Schubertiade. Am 23.9. präsentierten sie gemeinsam mit dem hier debütierenden Schweizer Hornisten Olivier Darbellay ein hochinteressant zusammengestelltes Liedprogramm. Am Anfang stand eine Gruppe von bekannten Schubert-Liedern, bei denen sich das differenzierende Ausdrucksvermögen des Tenors erwies; die äußerst schwungvoll präsentierten „Willkommen und Abschied“ sowie „Auf der Bruck“ standen den wunderbar ruhigen, tief empfundenen „Im Abendrot“ und „Die Sterne“ gegenüber. Danach folgte mit Liedern aus dem Zyklus „The Heart of the Matter“ nach Gedichten der englischen Dichterin Edith Sitwell von Benjamin Britten ausgesprochen harte Kost. Der englische Komponist vertonte 1954 für Tenor, Horn und Klavier Sitwells Gedicht „Still falls the rain“, das die deutschen Luftangriffe auf London im zweiten Weltkrieg beschreibt. Nach der Uraufführung 1955 zeigte sich die Dichterin so begeistert, dass in der Folgezeit ein Zyklus entstand, der ein Jahr später beim Aldeburgh Festival erklang. Erst 1983 wurde er wieder nach kleineren Änderungen von Peter Pears in London aufgeführt. Der thematisch düstere Zyklus führt mit weiteren Versvertonungen, Hornfanfaren und Rezitations-Passagen auf das zentrale Gedicht hin. Diese Komposition ganz eigener Art war auch deshalb nicht einfach aufzunehmen, weil die englischen Texte aus rechtlichen Gründen weder im englischen Original noch in deutscher Übersetzung im Programmheft abgedruckt werden durften. Auch wenn man die Texte nur bruchstückhaft verstand, so beeindruckten doch die von Prégardien prononciert vorgetragenen Rezitationen, die teilweise lyrisch ausgesungenen Liedverse und die martialischen Fanfarenrufe des Horns, jeweils unterstützt vom sicheren Pianisten.

Nach der Pause ging es hochromantisch zu, als in sehr selten zu hörenden Liedern von Franz Lachner, einem Zeitgenossen Schuberts, nach Gedichten von Heinrich Heine von „Seejungfern“, einem „wunden Ritter“ und der „Meerfrau“ die Rede war. Die gefälligen Lieder erfuhren wie das ebenfalls unbekannte „Mühlrad“ von Conradin Kreutzer stimmige Wiedergaben durch den gesangstechnisch nach wie vor perfekten Sänger, in zwei der Liedern gemeinsam mit dem Instrumentalisten, der schöne Horn-Kantilenen und im „Mühlrad“ markante Reiter-Rhythmen beitrug. Stets den Vorgaben des Sängers und des Hornisten folgend bewährte sich auch hier Michael Gees am Klavier. Schließlich erklangen zwei balladenartige Lieder von Franz Schubert, der berühmte „Erlkönig“ und die schaurige Geschichte um den „Zwerg“, beide immer wieder tief beeindruckende Glanzstücke aus Prégardiens Repertoire. Den etwas versöhnlichen Abschluss bildete Schuberts „Auf dem Strom“, an dem alle drei Künstler beteiligt waren.

Sie bedankten sich für den Applaus des Publikums mit zwei weiteren Liedern für die ungewöhnliche Besetzung mit Tenor, Horn und Klavier, Heines „Fischermädchen“ von Carl Kossmaly, ebenfalls einem Zeitgenossen Schuberts, und Rellstabs „Herbst“ von Karl Lachner. (GE)

Einen Liederabend ganz besonderer Art gab es am 24.8. im ausverkauften Angelika-Kaufmann-Saal. Zu Katharina Konradi (Sopran) und Sophie Rennert (Mezzosopran), die jeweils einen eigenen Abend während der laufenden Schubertiade bestreiten, kamen noch Julia Kleiter (Sopran) und Ida Aldrian (Mezzosopran) hinzu. Wolfram Rieger unterstützte und verband die Stimmen mit seiner einfühlsamen Klavierbegleitung bei Duetten, Terzetten und Quartetten.

Der erste Teil des Abends war Schubert vorbehalten, wobei es thematisch eher um die traurige Seite der Liebe und entsprechende Klagen ging: Zwei „geistliche“ Quartette umrahmten zehn weitere Kompositionen, die jeweils unterschiedlich besetzt waren. „Der 23.Psalm“ zu Beginn zeigte aber sofort, wie gut die vier Frauenstimmen in Klang und Agogik aufeinander abgestimmt waren und mit dem Begleiter harmonierten, was sich bei „Gott in der Natur“ mit gewaltiger Steigerung zum Ende hin bestätigte, wobei Konradis Stimme das Ensemble passend locker überstrahlte. Solistisch waren alle vier Sängerinnen einmal eingesetzt: Katharina Konradi stellte mit „Die Liebende schreibt“ Schuberts Versuch vor, ein Sonett zu meistern; ausdrucksstark gestaltete die junge Sopranistin die beiden ruhigen Vierzeiler und die inhaltlich in positiv-flotteres Tempo umschwenkenden Dreizeiler. Mit „Die Gebüsche“ führte Julia Kleiter in ein mystisches Naturgedicht, das ganz den leisen Tönen verhaftet war; bei dem Lied kamen „leises Blätterrauschen“ und „Meeres Brausen“ in der feinfühligen Klavierbegleitung Riegers besonders zum Tragen. Eine intensive Wiedergabe „Des Mädchens Klage“ steuerte Sophie Rennert mit bestens durchgebildetem Mezzo bei, und Ida Aldrian bewies mit sicher geführtem Mezzo mit dem „Lied der Anne Lyles“, dass sie ein hochwertiger Ersatz für die ausgefallene Tara Erraught war. Von den Kombinationen seien noch herausgehoben die interessante Fassung des Duetts „Nur wer die Sehnsucht kennt“ (Rennert/Aldrian), die passende Aufteilung von „Der Tod und das Mädchen“ (Konradi/Aldrian) und die eine heitere Note in die Thematik bringende „Klage um Ali Bey“, das bis zur letzten Note todernst vorgetragen wurde, bis sich die Spannung im „Krokodil“ entlud (Konradi/Kleiter/Rennert).

Mit drei Terzetten von Robert Schumann begann der zweite Teil des Abends: Katharina Kleiter, Sophie Rennert und Ida Aldrian stellten die selten zu hörenden Lieder vor, wobei das sanft schmeichelnde „Nänie“ und „Spruch“ sehr intensiv gelangen. Die folgenden sechs Duette von Felix Mendelssohn-Bartholdy waren Katharina Konradi und Sophie Rennert anvertraut, deren Gestaltung von „Ich wollt‘, meine Lieb‘ ergösse sich“ und „Herbstlied“ bei großer Klangausgewogenheit stark berührte. Julia Kleiter und Sophie Rennert boten gekonnt vier Duette von Johannes Brahms, darunter das bekannte Lied „Die Schwestern“ und vor allem „Die Boten der Liebe“ mit gewaltigem Aufschwung zum Ende. Den Abschluss bildeten vier Quartette von Robert Schumann, bei denen klar wurde, wie viel Freude auch die Sängerinnen an diesem Programm hatten und offenbar auch gerne ihre Solostimmen in den Dienst der Gemeinschaft stellten ; „Schön ist das Fest des Lenzes“ und „Ich bin geliebt“ wurden ausgewogen und bestens aufeinander abgestimmt elegant präsentiert. Wolfram Rieger wurde all diesen pianistischen Anforderungen wieder mehr als gerecht, hielt alles beisammen, begleitete sicher und tragend mit seinen ausgezeichneten Vor- und Nachspielen.

Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus, dem mit Schuberts „Ständchen“ eine ganz besondere Zugabe folgte, die als Überraschung der nach seinem Liederabend noch vor Ort weilende Christoph Prégardien mitgestaltete. (ME)

Fotos: © Schubertiade

Marion und Gerhard Eckels 25. August 2021