Berlin: Jubiläumskonzert des Opernstudios

am 13.2.2018

Ein Erfolgsmodell

Sein zehnjähriges Bestehen feierte das von der Liz Mohn Kultur-und Musikstiftung unterstützte Opernstudio der Staatsoper Unter den Linden mit einem Jubiläumskonzert im Apollo-Saal des kürzlich wiedereröffneten Hauses. Ehemalige Stipendiaten, allesamt in Engagements, teilweise sogar an Staatsoper oder Deutscher Oper in Berlin, bekundeten ihre Dankbarkeit für die erhaltene Förderung, nachdem Bertelsmann-Chefin Liz Mohn darauf hingewiesen hatte, wie sehr als Folge der Globalisierung auch junge Sänger einem starken Konkurrenzdruck ausgesetzt sind und der Unterstützung bedürfen. Nicht nur mit dem Opernstudio, sondern auch mit dem in Gütersloh stattfindenden Gesangswettbewerb Neue Stimmen geschieht das sei Jahren. Auch Generalmusikdirektor Daniel Barenboim hatte es sich nicht nehmen lassen, Grußworte zu sprechen und das Versprechen abzugeben, auch in Zukunft begabte junge Sänger auf ihrem Weg zu begleiten, wies zudem auf die große Bedeutung von Bildung hin, die mehr sei als Wissen, das man aus dem Internet gewinnen könne, ein An-sich-Arbeiten, das an keinem Tag aussetzen dürfe.

Der erste Teil des Konzerts war der Oper gewidmet und begann mit Narine Yeghian und Musettas Walzer au „La Bohéme“, den sie mit apartem Timbre und leichtem Tonansatz, wenn auch leichten Schärfen in der Höhe, vortrug. Nicht verändert hat sich mit dem Umbau des Hauses natürlich die Akustik im Apollo-Saal, die den Stimmen nie so recht gewogen war. Der Sopran, der fest an der Staatsoper engagiert ist, war zudem in „La ci darem la mano“ eine kapriziöse Zerlina, während die Pamina, die sie auch auf der großen Bühne des Hauses singt, ein Irrtum sein dürfte. Ebenfalls fest am Haus ist Elsa Dreisig, di im Dezember die Gretel, danach bereits die Violetta sang, im Konzert zunächst den Abendsegen aus der Märchenoper mit feinem, reinem Sopran wiederholte und mit Wagners „Im Treibhaus“ von Regieeskapaden ungetrübte Tristan-Wonnen beschied mit einem wunderschönen Aufblühen der Stimme für „im Licht und Glanze“. Da es einige Krankmeldungen gegeben hatte, war Gal James eingesprungen und war ein Ersatz, wie man ihn sich hochwertiger nicht wünschen konnte. Der Sopran singt in Leipzig bereits Contessa und Elisabetta, an diesem Abend war sie als Mimi mit reichem Farbspektrum zu bewundern, ließ die Stimme schön fluten, und deutete eine Darstellung an, soweit es das enge Podium zuließ, mehr noch bei der „Soave fanciulla“, wo sie mit ihrem Rodolfo auf den Balkon des Saales verschwand, von woher dessen hohes C strahlend und sicher erklang. Dieser war Kyungho Kim, der so richtig erst im zweiten Teil des Abends mit Liedern zum Zuge kam und aus Mahlers „Lied von der Erde“ den Trunkenen im Frühling sang, auch einem größeren als dem Kammerorchester gewachsen gewesen wäre und dessen Tenor strahlte, bruchlos die Register durchmaß und das „Firmament“ zu umspannen schien. In Leipzig singt er Alfredo oder Rodolfo. Als weiterer Tenor dieses Abends war Abdellah Lasri, an der DOB bereits als Faust und Alfredo zu erleben, zur Stelle, der zumindest an diesem Abend Cavaradossi nicht italienisch und Nadir nicht französisch genug klingen ließ. Als dritter Tenor war Jonathan Winell, in Magdeburg engagiert, mit Mahlers „Von der Jugend“ zu hören, während Annika Schlicht, vor allem an der Deutschen Oper Berlin zu Hause, in „Von der Schönheit“ kontrolliert und ebenmäßig auch im Dramatischen bleibend und mit samtigem Timbre brillierte, nachdem sie bereits im Abendsegen als Hänsel aufgetreten war.

Die anderen dunklen Stimmen waren mit Gyula Orendt von der Staatsoper mit einem idiomatischen Beitrag zu den Perlenfischern, mehr noch mit zwei Liedern von Mahler mit farbenprächtigem Bariton, der sich den Orchesterfarben anzupassen wusste, mit schönem An- und Abschwellen der Stimme und mit viel Einfühlungsvermögen sang, vertreten. Ebenfalls aus dem Fahrenden Gesellen sang Maximilian Krummen, bereits im ersten Teil ein guter Papageno, und bewies eine bedeutende künstlerische Reife, eine perfekte Diktion und sehr viel Sensibilität bei makellosem Klang der Stimme. Aus Hamburg angereist war der Bassist Alin Anca und war mit Noch-Verharren im leichteren Fach mit tiefdunkler Stimme bereits ein Versprechen auf einen zukünftigen basso profondo.

Spiritus rector des Opernstudios, das sollte zumindest erwähnt werden, ist Boris Anifantakis, die musikalische Leitung und Klavierbegleitung oblag Alexander Vitlin.

14.2.2018 Ingrid Wanja

Foto (c) StOp