Mainz: „Der Zwerg“ / „Gianni Schicchi“, Alexander Zemlinsky, Giacomo Puccini

Aufführung vom 31.10.2015

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DER ZWERG

Der Komponist Zemlinsky zählt zu den Spätromantikern, wie beispielsweise Schreker, Korngold und Braunfels. „Der Zwerg“ ist eine durchkomponierte ausdrucksstarke, bis an die Grenze der Tonalität gehende Komposition. „Der Zwerg“ wurde 1922 in Köln uraufgeführt und wurde erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt. Es ist ein Werk, das sowohl von der Komposition als auch szenisch den Besucher in den Bann zieht.

Die Dichtung für den Zwerg stammt von Oscar Wilde, ein Dichter, der sozialkritische Themen behandelte und selbst ein Außenseiter war. Das Libretto verfasste Georg C. Klaren.

Die Geschichte handelt von einem Zwerg, den die spanische Infantin Donna Clara zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt bekommt. Das Besondere an dem Zwerg ist die Tatsache, dass er als hässlich eingestuft wird, der wiederum weiß nichts von seinem Aussehen, weil er sich noch nie im Spiegel gesehen hat. Er fühlt sich als Ritter und kann mit seinem Gesang die Menschen positiv beeinflussen. .

Die Infantin wiederum findet deshalb im weiteren Verlauf Gefallen an ihm und weil er doch ganz anders ist, als man von seinem Aussehen vermuten könnte. Die Oper erreicht ihren Höhepunkt, wenn der Zwerg sich erstmalig im Spiegel sieht. Es bricht für den Zwerg eine Weltbild zusammen, an dem er schließlich zugrunde geht.

Das Team um die Regisseurin Rebecca Bienek besteht aus den Bühnenbildnern P. Zoller u. V. Köhler, letzterer ist auch für die Kostüme verantwortlich. Nicht zu vergessen die Lichtregie vonStefan Bauer, der einen besonderen Anteil an der Inszenierung hat.

In der Inszenierung wird das Sein und der Schein der Prinzessin thematisiert.

Vor Beginn der Oper sieht man die Prinzessin im Neglige und glatzköpfig, also nicht attraktiv, die dann bei Beginn zur Schönheit wird, indem sie sich eine Perücke aufsetzt und ein herrliches Kleid anzieht.

Die Bedeutung kommt erst zustande, wenn der Zwerg sein Ebenbild erkennt, dann sieht man, wie die Prinzessin wieder ohne Perücke vergebens versucht, dem Zwerg zu helfen. Der Zwerg ist aber alleine mit seiner Verzweiflung, weil zwischen beiden Personen eine imaginäre Wand das Zusammensein verhindert.

Musikalisch kann die Aufführung überzeugen (Leitung: Herrmann Bäumer), wenn man davon absieht, dass die offene Bühne für die Sänger manchmal ein akustisches Problem darstellt. Hier hätte man sich gewünscht, dass sich das Orchester den Gegebenheiten anpasst.

Die beiden Protagonisten, Marie-Christine Haase und Alexander Speemann haben ihre Partien mit großer Hingabe interpretiert, wobei man bedenken muss, dass die Partie des Zwerges zu den anspruchsvollsten Tenorpartien gehört.

GIANNI SCHICCHI

Warum als zweites Werk die Oper Gianni Schicchi ausgewählt wurde, ist schwer zu beurteilen. Gemeinsamkeiten sind, dass beide fast im gleichen Zeitraum entstanden sind, aber in der musikalischen Ausrichtung völlig verschieden sind. Es könnte von dem Wunsch getragen sein, den Besucher mit einem heiteren Gemüt zu verabschieden.

Das Team für die szenische Aufführung ist die gleiche, nur führt diesmal die Regie K. D. Schmidt.

Diesmal spielt die Komödie in einem geschlossenen Raum, wo der verstorbene reiche Buoso Donati zum Leidwesen der anwesenden Verwandtschaft im Testament die Kirche mit dem Vermögen bedacht hat. Um eine Änderung des Testaments zu erreichen, wird kurzerhand der Verstorbene durch den für einfältig gehaltenen unbeliebten Verwandten Gianni Schicchi ersetzt und dem hinzugekommenen Notar eine neues Testament diktiert. Dabei setzt sich Schicchi selbst zum Alleinerben ein.

Es ist ein herrliches Ensemblestück mit 16 Solisten und ausgestattet mit vielen humoristischen Einfällen. Die bekannte Arie “O mio babbino caro” sang Dorin Rahardia und ihr Geliebter Rinuccio, wurde mit schöner höhensicherer Tenorstimme von Phillipe Do gesungen.

Fazit: Es ist erstaunenswert, wie dieses Haus mit dem bescheidenen finanziellen Rahmen eine so bemerkenswerte Aufführung zustande bringt.

Franz Roos 5.11.15

Besonderer Dank an MERKER-online

Bilder: Staatstheater